Sommerflammen
Hand aufs Herz, und ihr Gesicht, auf dem die Sonne tanzte, begann zu strahlen. »Ich habe mir so sehr gewünscht, dass wir uns besser kennenlernen, uns verabreden, etwas gemeinsam unternehmen. Und so ist es dann auch gekommen. Nie hätte ich jedoch damit gerechnet, mich in ihn zu verlieben.«
Rowan kämpfte mit ihren widerstrebenden Gefühlen und starrte auf ihr schmelzendes Sorbet.
»Sie sind noch so jung und sehen das natürlich anders. Für Sie ist nur schwer vorstellbar, wie sich jemand meines Alters so beängstigend heftig verlieben kann. Aber genau das ist mir passiert, Rowan. Ich hoffe sehr, dass Sie mir eine Chance geben.«
»Er war nicht mehr mit jemandem zusammen, seit meine Mutter uns verlassen hat.«
»Ich weiß. Das macht mich zu einer sehr, sehr glücklichen Frau. Da kommt Gull. Aus meiner Sicht können wir uns beide sehr glücklich schätzen.«
Gull musterte kurz Rowans Gesicht, bevor er sich an Ella wandte. »Bitte sehr.«
»Das ging aber schnell.«
»Er heißt nicht umsonst Speedy.« Rowan wusste nicht recht, was sie denken sollte, und leckte hastig an ihrem tropfenden Eis.
»Danke.« Nach der ersten Kostprobe lächelte Ella und kostete erneut. »Sie hatten recht, das hilft gegen die Traurigkeit. Setzen Sie sich«, sagte sie und erhob sich. »Ich werde meinen Spaziergang fortsetzen. Schön, dass wir geredet haben, Rowan.«
»Ja, das finde ich auch.« Mehr oder weniger, dachte Rowan, als Ella ging.
Gull setzte sich und sah ihr nach. »Sie ist scharf.«
»Meine Güte, sie könnte deine Mutter sein!«
»Meine Tante ist auch scharf. Man muss nicht gleich mit einer Frau ins Bett gehen wollen, nur weil sie scharf ist.«
»Sie behauptet, in meinen Vater verliebt zu sein. Was sagt man dazu?«
»Vielleicht hat sie einen guten Männergeschmack.« Er tätschelte ihren Oberschenkel. »Sollen das die Kinder doch unter sich ausmachen. Mein erster, wenn auch kurzer Eindruck ist auf jeden Fall der, dass ich sie sympathisch finde.«
»Weil sie scharf ist.«
»Das ist wieder ein anderes Thema. Sie saß hier und trauerte mit einer Freundin, machte sich Sorgen, was der alles noch bevorsteht. Sie ist mitfühlend und kümmert sich um die Menschen, die sie mag. Auf Leo Brakeman ist sie sauer, was zeigt, dass sie einen gesunden Menschenverstand besitzt und keine Heuchlerin ist. Sie hat dir gesagt, was sie für deinen Vater empfindet, obwohl du offensichtlich nicht sehr glücklich über diese Verbindung bist. Dazu braucht man Mut. Mut zur Aufrichtigkeit.«
»Vielleicht solltest du ihr Werbemanager werden.« Rowan lehnte sich zurück. »Jetzt hat sie mir den Ball zugespielt, was ziemlich clever ist. Nun bin ich an der Reihe. Köpfchen hat sie also auf jeden Fall.«
»Wäre es dir lieber, dein Vater wäre mit einer dämlichen, egoistischen, kaltherzigen Heuchlerin zusammen?«
»Du bist auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Los, kaufen wir zwei Flaschen Tequila. Ich habe Lust, mir heute so richtig die Kante zu geben.«
Kaum war Rowan auf den Fliegerhorst zurückgekehrt, schaute sie bei Matt vorbei. Er saß gerade auf dem Bett und band sich die Laufschuhe zu.
»Wie ich hörte, war es ziemlich schlimm.«
»Ja, aber es hätte noch schlimmer kommen können. Warum macht Leo mich, L. B., Marge und Lynn für Dollys Endassung verantwortlich? Die hat sie sich ganz allein eingebrockt.«
Puh, dachte sie. Er war wütend, nicht melancholisch. »Weil die Leute nun mal doof sind und ihre Schuld gern anderen in die Schuhe schieben.«
»Ausgerechnet auf einer Beerdigung? Der Typ brüllt uns an, bedroht uns - und das auf der Beerdigung seiner eigenen Tochter?«
»Auf der Beerdigung meiner Mutter haben ihre Eltern nicht einmal mit mir geredet. Geschweige denn gebrüllt.«
»Du hast recht. Die Leute sind doof.«
»Fleute Abend setzen wir im Aufenthaltsraum unseren Tequila-Wettbewerb fort. Auch du gehörst erst zur dritten Gruppe. Betrachte dich als eingeladen.«
Sie erntete ein Lächeln. »Auf diesem Gebiet kann ich nicht mit dir mithalten, und das weißt du auch. Ich gehe lieber laufen. Es hat sich draußen ein wenig abgekühlt.« Er setzte seine Baseballmütze auf. »Ich habe das Baby gesehen, durfte es sogar kurz halten. Meine Eltern sollten mit einem Anwalt sprechen. Über das Sorgerecht und so.«
»Das ist eine schwierige Entscheidung, Matt.«
Er rückte seine Baseballmütze zurecht und sah Rowan stirnrunzelnd an. »Shiloh ist auch mit den Brakemans verwandt. Ich möchte mich nur ungern mit Mrs. Brakeman
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