Sommerflammen
anlegen. Ich halte sie für einen guten Menschen. Aber wenn dieser Sturkopf, mit dem sie verheiratet ist, in den Knast wandert, wie soll sie sich dann allein um Shiloh kümmern? Wie soll sie mit ihrem Gehalt als Schulköchin für Shilohs Bedürfnisse aufkommen?«
»Ihre Situation ist schwierig, zumal du Dolly bereits Geld für das Baby gegeben hast.«
Seine blassblauen Augen blitzten wütend auf. »Es ist mein Geld, meine Familie.«
»Ich weiß. Ich finde es gut, dass du etwas zu Shilohs Unterhalt beitragen wolltest. Dass du sozusagen für Jim eingesprungen bist.«
Er entspannte sich ein wenig. »Es war das einzig Richtige.«
»Und es ist nicht immer leicht, in so einer schwierigen Situation das Richtige zu tun. Ich befürchte nur, dass das Einschalten eines Anwalts die Situation nur noch verkomplizieren würde. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt.«
»Man kann ja mal reden. Letzten Endes zählt doch nur das, was für das Baby am besten ist, oder?«
»Ja. Ich bin allerdings bestimmt die Falsche, die du so etwas fragen solltest. Vielleicht … Ich weiß auch nicht, Matt, aber vielleicht wäre es besser, deine Mutter würde herkommen, sich mit Mrs. Brakeman zusammensetzen und die Sache in aller Ruhe besprechen. Dann könnten sie gemeinsam entscheiden, was das Beste für Shiloh ist.«
»Vielleicht. Es sieht aus wie eine von den Brayners, weißt du? Das Baby. Lynn hat das auch gesagt. Ich muss darüber nachdenken.«
Das mussten sie allerdings, fand Rowan, als er zum Laufen aufbrach: Matt, seine Familie, die Brakemans -sie alle.
Aber sie wusste, wie es sich anfühlt, das Kind zu sein, über das alle reden.
Angenehm war das nicht.
22 Rowan sah zu, wie Dobie mit verzerrtem Gesicht seinen zehnten Kurzen trank. Seine Augen waren bereits beim Achten glasig geworden, und sein Gesicht hatte eine ungesunde, grüne Farbe angenommen.
»Das war der Zwanzigste.«
»Wir sind beim Zehnten, Dobie«, rief Cards, der offizielle Schiedsrichter, ihm wieder ins Gedächtnis.
»Ich sehe alles doppelt, also war es mein Zwanzigster.« Er lachte wie irre und fiel beinahe vom Stuhl.
Janis, die offizielle Barfrau, schenkte Yangtree den elften Kurzen ein. »Erfahrung«, sagte er und kippte ihn, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. »Allein darauf kommt es an.«
Rowan grinste, leckte das Salz vom Handrücken und kippte sich dann ihren Tequila hinter die Binde. »Ich möchte mich schon mal beim Verlierer dafür bedanken, dass er uns diesen edlen Tropfen spendiert hat.«
»Gern geschehen.« Gull stemmte den Kurzen Nummer elf.
»Ich nehme auch noch einen.« Stovic hob sein Glas und glitt wie eine Gummipuppe zu Boden.
»Der wäre hinüber.« Cards strich Stovic von der Tafel.
»Von wegen.« Der auf dem Boden liegende Stovic gab ein Handzeichen. »Ich bin noch klar.«
»Wer seinen Stuhl verlässt, ohne vorher eine Pinkelpause anzumelden, ist ausgeschieden.«
»Wer hat seinen Stuhl verlassen?«
»Komm schon, Mr. Kettensägenmassaker.« Gibbons griff Stovic unter die Arme und zog ihn unter dem Tisch hervor.
Dobie schaffte dreizehn Schnäpse, bevor er aufgab. »Das liegt an diesem ausländischen Zeug. Mit einheimischem Whiskey wäre mir das nicht passiert.« Er ging zu Boden, krabbelte auf allen vieren neben den schnarchenden Stovic und legte sich dazu.
»Anfänger.« Yangtree kippte Nummer vierzehn und ließ dann stöhnend den Kopf auf die Tischplatte fallen. »Mama.«
Rowan und Gull lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bis Janis den letzten Kurzen zwischen ihnen aufteilte. »Mehr haben wir nicht.«
»Ich hätte drei Flaschen kaufen sollen.« Rowan schloss ein Auge, um sich zu konzentrieren, und stieß dann mit Gull an. »Auf drei?«
Diejenigen, die noch klar bei Bewusstsein waren, zählten laut mit und feuerten sie beide an, während die letzten Tropfen in ihren Kehlen verrannen.
»Unentschieden«, verkündete Cards.
»Ich bin stolz auf euch.« Janis legte beiden die Hand auf die Schulter. »Viel Spaß mit eurem Kater morgen.«
»Gull bekommt generell keinen Kater.«
»Keine Regel ohne Ausnahme. Los, komm, lass uns jede Menge Sex in volltrunkenem Zustand haben, bevor der Kater zuschlägt.«
»Gut. Betrunkener Sex für alle.« Sie reckte triumphierend die Faust und traf Yangtree aus Versehen mitten ins Gesicht. »Huch.«
»Nein, nein, das habe ich gebraucht. Sind alle noch am Leben?«
«Wer so laut ist, kann gar nicht tot sein.« Rowan zeigte auf Stovic und Dobie, die im Chor schnarchten, und kam schwankend zum Stehen.
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