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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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sagte er.
    Als Rowan nach der Ausrüstung griff, kehrte der Bär ihnen den Rücken zu. Er ging in die Hocke, setzte Kot ab und trottete dann wieder dorthin, wo er hergekommen war.
    »Ich furchte, er hat uns gezeigt, was er von uns hält.« Rowan ließ sich zu Boden fallen und brach in schallendes Gelächter aus. »Ein echter Mann hätte ihn verfolgt, ihn für diese Beleidigung büßen lassen - damit ich anschließend seine Wunden versorgen kann.«
    »Zu dumm, dass du mit mir vorliebnehmen musst.« Gull fuhr sich mit beiden Händen durchs tropfnasse Haar. »Ach, freue ich mich auf das Bier.«
    Gull fand die Fertigmahlzeit und das Bier am Lagerfeuer mitten in den Bergen genauso romantisch wie Kerzenlicht und Wein aus Kristallgläsern. Aber tausendmal lustiger.

Zum ersten Mal seit Wochen entspannt sich Rowan wieder, dachte er. Nach einem anstrengenden Job, inmitten der von ihnen geretteten Natur.
    »Geht deine Familie zelten?«, fragte sie.
    »Eher selten. Meine Tante will in der Regel eher wissen, ob es Zimmerservice gibt. Ich war früher mit Freunden zelten. Wir sind die Küste raufgefahren und haben uns ein schönes Fleckchen gesucht. Ich wollte schon immer mal weiter nach Osten vordringen, auf dem Appalachian Trail wandern. Aber mit dem Job und der Spielhalle habe ich es einfach nicht geschafft.«
    »Das klingt toll. Wir haben unseren Urlaub meist in Montana verbracht. Dort gibt es so viel zu erleben. Mein Vater hat sich im Sommer stets bemüht, zwei Tage hintereinander freizubekommen. Und dann hat er mich mitgenommen. Wir wussten nie, wann es so weit ist, also war es immer recht spontan.«
    »Cool«, sagte Gull, und sie strahlte ihn an.
    »Ja, das stimmt. Dass Zelten in der freien Natur viel-leicht nicht gerade seine erste Wahl war, habe ich erst gemerkt, als ich zu den Feuerspringern kam. Er hätte bestimmt auch nichts gegen Zimmerservice gehabt.«
    »Aber die Kinder gehen vor, stimmt’s?«
    »Wahrscheinlich. Zumindest sollte es so sein. Ich habe vorhin an Dolly und ihren Vater gedacht, daran, wie sie sich bekriegt haben. Lag es an der Familiendynamik, dass sie so geworden ist? Oder hat Dolly diese zerstörerische Familiendynamik erst in Gang gesetzt?«
    »Das Leben ist nur selten ausschließlich schwarz oder weiß.«
    »Eher grau«, pflichtete sie ihm bei. »Ein bisschen von allem. Fragst du dich nicht auch, was sie an Latterly gefunden hat? Es gibt so viele unverheiratete Männer, mit denen sie hätte rummachen können. Außerdem war er bestimmt fünfzehn Jahre älter als sie und nicht gerade superattraktiv.«
    »Vielleicht war er eine Granate im Bett.«
    »Ja, stille Wasser sind tief und so. Aber um das herauszufinden, muss man erst mal zusammen im Bett landen. Ein verheirateter Mann mit drei Kindern. Ein Gottesmann. Wenn sie wirklich vorhatte, ihn vor den Traualtar zu schleifen, hat sie sich dann nicht überlegt, wie ihr Leben anschließend aussehen würde? Pfarrersfrau und Stiefmutter von drei Kindern? Sie hätte es gehasst.«
    »Vielleicht wollte sie sich nur etwas beweisen. Sie lernt einen verheirateten Gottesmann mit drei Kindern kennen und denkt: Den kann ich haben, wenn ich nur will.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie. »Als One-Night-Stand vielleicht. Man ist geil, tobt sich in einer Bar aus und greift sich einen aus der Masse der Verehrer heraus.
    Aber warum eine Familie zerstören, um den persönlichen Rekord zu verbessern?«
    »Das verstehst du nicht.« Gull öffnete das vorletzte Bier. »Er war älter, hat sie bestimmt verwöhnt. Aus Dankbarkeit dafür, dass eine Frau ihres Alters, mit ihrem Aussehen, mit ihm ins Bett geht. Das ist ein ziemlich bewährtes Konzept.«
    Sie legte den Kopf schräg. »Wahrscheinlich hast du recht. Ein Typ, der sich in seiner Ehe langweilt, und eine bedürftige, alleinerziehende Mutter. Aber wer weiß? Vielleicht war Latterly auch ein geiler Bock, der die Hälfte seiner weiblichen Gemeindeglieder genagelt hat. Und Dolly war nur die letzte in seiner Sammlung.«
    »Wenn dem so war, wird es die Polizei früher oder später herausfinden. So etwas bleibt nicht unbemerkt.«
    »Vielleicht ist der Fall schon aufgeklärt, wenn wir zurückkommen.« Sie brach ein Stück vom Sandkuchen ab. »Niemand redet groß darüber, aber alle sind ins Grübeln geraten. Vor allem L. B., weil er an alle denken, alle auf den Prüfstand stellen, sich um alle Sorgen machen muss.«
    »Ja, der hat ein schweres Päckchen zu tragen. Aber er kriegt das schon hin.«
    »Als ich neu zur Truppe

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