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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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regloser Körper hing zwanzig Meter über ihr in den knorrigen Ästen. Ein sechzig Zentimeter langer dürrer Zweig hatte sich in seine Seite gebohrt, sodass er aussah wie ein aufgespießter Falter. Gull kletterte mit angeschnallten Steigeisen den Baum hinauf. Rowan ließ ihre Ausrüstung fallen, schnallte ihre eigenen Eisen um und folgte ihm.
    Yangtree hatte sich offensichtlich einiges gebrochen. Sein Bein, seinen Arm und wahrscheinlich noch ein paar Sachen mehr. Aber das musste nicht heißen, dass er tot war.
    »Kommst du zu ihm hin? Lebt er noch?«
    »Ich schaff das schon.« Gull kletterte, sicherte sich mit dem Seil und robbte auf den Ast mit dem Zweig, der Yangtree durchbohrte. Nicht ohne vorher zu überprüfen, ob dieser sein Gewicht auch aushielt. Er streckte die Hand aus, um Yangtrees Kinnriemen zu lösen, legte seine Finger auf die Halsschlagader seines Kollegen.
    »Ich kann den Puls spüren, allerdings nur sehr schwach. Er hat mehrere Brüche erlitten und eine tiefe Schnittwunde am rechten Oberschenkel. Aber der Oberschenkelhals ist nicht gebrochen.« Fluchend rückte er näher. »Dieser verdammte Zweig nagelt ihn förmlich an den Ast. Ich kann ihn nicht bewegen.«
    »Dann sichern wir ihn mit Seilen.« Rowan beugte sich so weit vor wie möglich und versuchte, sich ebenfalls einen Überblick zu verschaffen. »Schneid den Ast ab und nimm ihn mit nach unten.«
    »Mein Gewicht und die Kreissäge wird er nicht aushalten.« Er robbte zurück. »Er ist bereits angeknackst. Ich weiß nicht, ob er dich aushält.«
    »Wir werden sehen.«
    »Dobie oder Libby. Die sind leicht genug.«
    »Aber ich bin schon oben. Yangtree verliert Blut. Lass es mich versuchen. Hol mir noch ein Seil, eine Säge und einen Verbandskasten.«
    »Wie schlimm ist es?«, rief Trigger zu ihnen hoch.
    »Er atmet.«
    »Gott sei Dank! Ich habe einen Ambulanzhubschrauber angefordert. Ist er bei Bewusstsein?«
    »Nein.« Rowan und Gull tauschten die Plätze. »Wir brauchen ein Seil, einen Verbandskasten und eine Kettensäge. Gull ist auf dem Weg nach unten.«
    Rowan hängte sich in ihr Gurtzeug, zog ihr Hemd aus und schnitt es mit ihrem Taschenmesser in Streifen. Sie löste das Seil und robbte vorsichtig auf den Ast. Er würde halten, er musste einfach halten.
    »Yangtree, kannst du mich hören?« Sie begutachtete die tiefe Wunde an seinem Oberschenkel. »Halte durch, verdammt! Wir holen dich da runter.«
    Sie benutzte ihr Seil, wickelte es um seine Taille und robbte dann rückwärts, um ihn damit zu sichern. Gull war bereits zurück, reichte ihr ein weiteres Seil.
    »Ich werde es am Ast über uns befestigen und versuchen, es unter seinen Armen hindurchzuführen.« Sie sah, wie Trigger und Matt den Nachbarbaum hochkletterten, und nickte.
    »Bringt ihnen weitere Seile, dann können wir Yangtree daran herunterlassen, nachdem ich sein Gurtzeug durchtrennt und den Ast abgesägt habe.«
    Angstschweiß lief in ihre Augen, während sie sich abmühte. Da sie Yangtrees gebrochenes Bein bewegen musste, flehte sie insgeheim, er möge bewusstlos bleiben. Sie polsterte die Wunde um den Zweig mit den Stoffstreifen ihres Hemds, so gut sie konnte, und benutzte ihren Gürtel, um ihn noch fester an den Ast zu binden.
    Kurz hielt sie inne. Wenn ihr Versuch scheiterte, konnte sie Yangtree umbringen. Aber sein Puls wurde schwächer, ihr blieb also keine andere Wahl.
    »Ich werde das Gurtzeug durchtrennen. Macht euch bereit.«
    Nachdem sie Yangtree vom kaputten Fallschirm be freit hatte, griff sie nach der Säge. »Es klappt«, sagte sie zu Gull.
    »In zehn Minuten müsste der Ambulanzhubschrauber da sein.«
    Sie suchte Halt mit den Füßen, riss am Starterkabel. Die Wucht der Motorsäge ließ sie erzittern. Sie sah, wie Trigger und Matt sich darauf vorbereiteten, Yangtrees Gewicht abzufangen, und wusste, dass Gull und Dobie
    dasselbe taten.
    Nun hing ihrer beider Leben von dem Seil ab. Zentimeter um Zentimeter robbte sie auf dem Ast nach vorn
    und trieb die Säge vor sich und so nah wie möglich an Yangtrees Körper durch das Holz.
    »Haltet ihn«, rief sie. »Lasst ihn nicht fallen.«
    Sie sägte drauflos und spürte schließlich, wie der Ast
    bebte. Dann hing Yangtree in der Luft, während der Zweig
    samt dem abgesagten Astteil aus seiner Seite herausragte
    wie ein Korkenzieher- Sein Körper schaukelte hin und her,
    während sie ihn langsam hinabließen. Unten warteten be
    Libby undStovic, um sein Gewicht aufzufangen.
    »Wir haben ihn- Wir haben ihn. O Gott.« Stovics

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