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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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verließ, heulte die Sirene los.
    »Perfekt«, murmelte sie, schlüpfte in ihre Unterwäsche, ohne sich die Mühe zu machen, sich auch nur abzutrocknen, zog Hemd und Hose an und zog noch im Laufen den Reißverschluss zu.
    Die neun anderen Feuerspringer der Liste warteten schon im Bereitschaftsraum. Sie hörte, wie ihre Namen verlesen wurden, während sie in ihre Kombi schlüpfte. Beim Morrell Mountain hatte der Blitz eingeschlagen. Cards und sie hatten die morgendlichen Wölken richtig eingeschätzt. Der Beobachtungsposten hatte den Rauch gegen elf entdeckt, als sie Dolly gerade mit ihrem verdammten Schweineblut überrascht hatte.
    Innerhalb von einer Stunde musste die Waldbrandzentrale entscheiden, ob man es einfach brennen und das Feuer ein paar Sträucher und umgestürzte Bäume verschlingen ließ oder ob man besser die Feuerspringer rief. Doch wegen weiterer Blitzeinschläge und dem ungewöhnlich trockenen Wetter war das Risiko für einen unkontrollierbaren Waldbrand einfach zu groß.
    »Na, bist du bereit für einen richtigen Einsatz, Spee-dy?« Sie steckte ihr Kletterseil in die Tasche, während Gull weitere Ausrüstung aus dem Regal nahm.
    »Meinst du damit meinen Einsatz als Feuerspringer? Oder sollen wir es auch ein bisschen knistern lassen?«
    »Hör lieber auf, unerfüllbaren Träumen nachzuhängen. Das ist kein Übungssprung.«
    »Gut siehst du aus.« Dobie klopfte Gull auf den Rücken. »Ich wünschte, ich dürfte auch mit.«
    »Bald bist du auch wieder einsatzfähig. Reservier mir ein Stück von deinem Kuchen«, rief Rowan und lief zum Flugzeug.
    Sie klemmte ihren Helm in die Ellenbeuge. »Gut, Jungs und Mädels, ich bin heute eure Einsatzleiterin. Für einige von euch ist es der erste Sprung. Macht alles nach Vorschrift, verpatzt es nicht, und alles wird gut. Und denkt daran: Wenn ihr den Bäumen nicht ausweichen könnt…«
    »… dann lieber die kleinen ansteuern«, antwortete das Team.
    Kaum waren sie abgehoben, setzte sie sich neben Cards. »Wenigstens hat dich deine blutige Nase nicht an den Boden gefesselt.«
    Er wackelte vorsichtig daran. »Und deshalb bin ich auch gar nicht sauer auf dich. Wie bereits gesagt, Rowan: Dolly ist einfach das Letzte.«
    »Ja. Aber das Thema ist abgeschlossen.« Sie griff nach dem Zettel, der ihr vom Cockpit durchgereicht wurde. »Wir werden uns zurückhalten, bis das Löschgel abgeworfen wurde. In dieser Gegend war der Winter sehr hart. Es gibt dort viele umgestürzte Bäume, die den Brand näh ren. Er breitet sich schneller aus als vermutet.«
    »Das ist doch fast immer so.«
    Sie zog ihre Karte hervor und überflog das Gebiet. Aber bald brauchte sie nur noch aus dem Fenster zu sehen, um zu wissen, was los war. Eine riesige Rauchsäule stieg auf und trieb über die Bergkette. Stehende und umgestürzte Bäume ließen die Feuerwand immer höher lodern. Sie suchte und fand den Bach, den sie vorher auf der Karte entdeckt hatte, berechnete, wie viel Meter Schlauch sie an Bord hatten, und verließ sich darauf, auf diese Wasserquelle zurückgreifen zu können.
    Das Flugzeug buckelte wegen der Turbulenzen, während die Feuerspringer den brennenden Wald aus den Fenstern musterten. Wie beim Bockspringen kreisten sie in der Warteschleife, bis Löschgel auf die Spitze des Feuers niederging, die aus bestimmt neun Meter hohen flammen bestand. Rowan ging zu L.B. hinüber, der als Absetzer mit von der Partie war.
    »Siehst du diese Lichtung?«, rief er. »Das ist unser Zielgebiet. Es liegt näher an der rechten Flanke, als mir lieb ist, aber ein besseres haben wir nicht.«
    »Das erspart uns den Fußmarsch.«
    »Der Wind facht den Brand zusätzlich an. Haltet euch von dem Totholz östlich vom Zielgebiet fern.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Gemeinsam sahen sie zu, wie das Löschflugzeug seine Ladung niedergehen ließ. Die roten Löschgelwolken riefen ihr das Blut wieder ins Gedächtnis, das ihr Zimmer ruiniert hatte. Aber das war jetzt der falsche Moment zum Grübeln.
    »Das wird den Feuerdrachen ein wenig besänftigen.« Als das Löschflugzeug abdrehte, nickte ihr L.B. zu. »Alles in Ordnung?«
    »Alles bestens.«
    Er drückte ihr stumm den Arm. »Geh sparsam mit deinen Kräften um«, rief er, als sie zur Tür ging.
    Von seinem Platz aus ließ Gull Rowan nicht aus den Augen, während Wind und Lärm hereinfluteten. Noch vor einer Stunde hatte sie getobt, mit blutverschmiertem Gesicht und blind vor Rache. Doch jetzt, wo sie sich mit dem Absetzer über die Flugroute der

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