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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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der Springerkombi. Er sieht aus wie ein Filmstar, ist Teil einer Eliteeinheit und davon einer der Besten. Und dieser Mann entscheidet sich ausgerechnet für sie. Gleichzeitig rebellierte sie damit gegen ihre strenge Erziehung. Sie war fast zehn Jahre jünger als Dad und hat den Sex mit ihm bestimmt sehr genossen. Im Winter gründete er die Firma und kümmerte sich um seine Frau. Das taten auch meine Großeltern. Sie bekam das Kind ihres einzigen Sohnes und stand im Mittelpunkt. Ihre Eltern dagegen hatten mit ihr gebrochen, alle familiären Bande gekappt.«
    »Wie kann man nur? Wie kann man nur so leben?«
    »Das hatte das Ganze bestimmt noch aufregender für sie gemacht. Und im Frühling kam ich zur Welt, und sie hatte ein Baby, mit dem sie angeben konnte. Sie hatte rührende Schwiegereltern und einen Mann, der ganz vernarrt in sie war. Es sah nicht so aus, als ob er sich vom Acker machen wollte.«
    Sie nahm sich noch eine Beere und ließ sie süß und fest auf der Zunge liegen. »Einen Monat später begann die Feuerspringersaison, und er war viel unterwegs. Windeln mussten gewechselt, ein kleines Kind mitten in der Nacht getröstet werden. Das fand sie nicht mehr ganz so abenteuerlich und aufregend.« Sie griff nach einem weiteren Stück Huhn. »Er hat mir gegenüber nie, nicht ein einziges Mal, schlecht über sie geredet. Was ich über diese Zeit weiß, stammt aus Briefen, die er aufbewahrt hat, aus Dokumenten, vom Hörensagen oder aus Kommentaren meiner Großmutter, wenn sie sauer war und sich nicht beherrschen konnte.«
    »Du wolltest es wissen«, sagte Gull nur.
    »Ja, ich wollte es wissen. Sie hat uns verlassen, als ich fünf Monate alt war. Sie hat mich einfach zu meinen Großeltern gebracht, sie gebeten, auf mich aufzupassen, weil sie Einkäufe machen wollte, und ist nie mehr wiederbekommen.«
    »Brutal.« Er konnte dieses eiskalte Vorgehen kaum fassen. Wie konnte jemand sein eigenes Kind im Stich lassen? »Und planlos«, fügte er noch hinzu. »Sie stellte fest, dass sie dieses Leben doch nicht wollte, und lief einfach du von.«
    »So ähnlich. Mein Dad hat mehrmals versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Er rief sie an, schrieb ihr Briefe. I )och ihrer Meinung nach, so stand es jedenfalls in ihren Briefen, trug er allein die Schuld. Er war der kaltherzige Egoist, er hatte sie emotional zugrunde gerichtet. Daher sollte er ihr wenigstens etwas Geld schicken, bis sie sich wieder erholt hätte. Anschließend wollte sie zurückkommen. Sie behauptete auch, mich zu vermissen.«
    »Ist sie zurückgekommen?«
    »Ein einziges Mal, an meinem zehnten Geburtstag. Sie kam auf meine Party, strahlte mich an, brach in Tränen aus und hatte jede Menge Geschenke dabei. Und schon war es nicht mehr meine Geburtstagsparty.«
    »Nein, es war ihre große Rückkehr, und sie stand erneut im Mittelpunkt.«
    Rowan sah ihn lange an. »Genau. Ich hasste sie in diesem Moment, wie man als Zehnjährige nur jemanden hassen kann. Als sie versuchte, mich zu umarmen, stieß ich sie weg. Ich sagte ihr, sie solle verschwinden und bleiben, wo der Pfeffer wächst.«
    »Dir konnte man schon mit zehn nichts mehr vormachen. Und wie hat sie reagiert?«
    »Sie weinte dicke Tränen, war schockiert, verletzt und überhäufte meinen Vater mit bitteren Vorwürfen.«
    »Von wegen, er hätte dich gegen sie aufgehetzt.«
    »Du hast es erfasst. Ich stürmte aus der Hintertür und wäre so schnell nicht stehen geblieben, wenn mein Vater mich nicht eingeholt hätte. Er war total sauer über mein Benehmen. Ich sollte sofort wieder hineingehen und mich bei meiner Mutter entschuldigen. Doch ich weigerte mich. Bevor sie nicht weg wäre, würde ich keinen Fuß ins Haus setzen. Ich war viel zu wütend, um Angst zu haben. Respekt wurde bei uns zu Hause großgeschrieben. Lügen und Widerworte gab es nicht.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er hob mich einfach hoch und trug mich zurück. Ich schlug und trat nach ihm und merkte nicht mal, dass ich weinte. Doch ich hätte mich nie im Leben bei ihr entschuldigt.«
    »Denn dann hättest du gelogen.«
    »Dann weiß ich erst wieder, dass wir im Garten saßen und ich weinte. Er umarmte und streichelte mich. Er sagte mir, dass ich recht hätte und es ihm leidtäte. Dann befahl er mir sitzen zu bleiben und versprach, sie zum Gehen zu bewegen.« Sie kippte ihr Glas auf einen Zug hinunter. »Und das hat er getan.«
    »Du hast auch Glück gehabt.«
    »Ja, ich schon. Aber sie nicht.«
    Rowan schwieg und starrte auf den Teich hinaus.

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