Sommerflammen
»Etwa zwei Jahre später wurde sie beim Einkaufen in einen Raubüberfall verwickelt. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und kam ums Leben. Furchtbar! Niemand verdient es, in einem Supermarkt in Houston zu verbluten. Meine Güte, wie komme ich bloß auf so was bei Schokokuchen und Champagner?«
»Erzähl weiter.«
»Da gibt es nicht mehr viel zu erzählen. Dad hatte mich gefragt, ob ich mit ihm zur Beerdigung gehen würde. Er müsse dorthin, meinte er, aber wenn ich nicht mitwolle, sei das auch in Ordnung. Ich sagte, ich würde es mir überlügen. Später kam dann meine Großmutter ins Zimmer und setzte sich zu mir ans Bett. Sie meinte, ich solle hingehen, so schwer mir das auch fiele. Denn wenn nicht, würde ich es später bestimmt bereuen. Also bin ich hingegangen, und sie hatte recht. Ich tat, was ich tun musste. Das half meinem Vater; und ich bereue nichts.«
»Und was ist mit ihrer Familie?«
»Ihre Eltern haben uns die kalte Schulter gezeigt. So sind sie eben. Ich habe kein Wort mit ihnen gewechselt. Aber ich kenne ihre Schwester, meine Tante. Sie hat mich ein paarmal angerufen, mir geschrieben. Sie besuchte uns sogar mit ihrer Familie. Nette Leute.«
»Womit wir unsere Lebensgeschichten erzählt hätten.«
»Ich fürchte, es gibt da noch ein, zwei Kapitel, die wir uns besser für ein andermal aufheben.«
Sie sah ihn an, als er ihr nachschenkte. »Du hast aufgehört zu trinken, schenkst mir aber ständig nach. Versuchst du, mich erst betrunken und dann nackig zu machen?«
»Letzteres ist nach wie vor mein Ziel.« Er sagte es scherzhaft, weil er spürte, dass sie das Thema wechseln wollte. »Aber du verträgst so viele Tequilas, dass mir das .äußerst schwerfallen dürfte. Ich dagegen muss noch fahren.«
»Du bist sehr verantwortungsvoll.« Sie prostete ihm zu. »Auf diese Weise bekomme ich mehr von dem Champagner. Weißt du eigentlich, dass Dobie und Stovic mein Zimmer geschrubbt und frisch gestrichen haben?«
»Wie ich hörte, hat Dobie es geschafft, sich an dich ranzumachen.«
Sie ließ ihr lautes, dreckiges Lachen ertönen. »Wenn er das so sieht, hat er wirklich wenig Erfahrung mit Frauen.« Sie griff zu ihrer Gabel und nahm einen großen Bissen von dem Kuchen. Ihre Augen glänzten, als sie ihn verspeiste, anschließend ließ sie ein langes, tiefes Stöhnen hören. »Das ist ein Kuchen. Solange es genug Feuer und genug Schokolade gibt, halte ich es eine ganze Saison ohne Sex aus.«
»Dann wundere dich bitte nicht, wenn bald sämtliche Schokoladenvorräte ausverkauft sind.«
»Ich mag dich, Gull.« Sie nahm einen weiteren großen Bissen. »Du siehst gut aus, bist intelligent. Du bist eine Kämpfernatur und gut im Job. Und du schaffst es, eine überzeugte Singlefrau zu beeindrucken. Aber es gibt da ein paar Probleme.« Sie nahm noch einen Bissen, doch diesmal fütterte sie ihn damit. »Zum einen weiß ich, dass du Geld hast. Würde ich mit dir schlafen, denkst du, ich tue das nur des Geldes wegen.«
»So reich bin ich auch wieder nicht.« Er grinste. »Außerdem: Damit könnte ich leben.«
»Zum anderen«, sie hielt ihm noch etwas von dem Kuchen hin, ließ ihn dann aber in ihrem Mund verschwinden, »bist du ein Feuerspringer aus meiner Einheit.«
»Du gehörst zu den Frauen, die Regeln brechen. Gesetze nie, aber Regeln schon.«
»Das ist eine interessante Unterscheidung.«
Pappsatt streckte sie sich auf der Decke aus und sah in den Himmel. »Kein Wölkchen zu sehen«, murmelte sie. »Der Wetterbericht hat heißes, trockenes Wetter angekündigt. In dieser Saison werden wir nicht mehr oft Gelegenheit für ein Champagnerpicknick haben.«
»Dann sollten wir dieses richtig auskosten.« Er beug
le sich vor und küsste sie langsam. Sie schmeckte nach Champagner und Schokolade und duftete nach reifen Pfirsichen. Sie hatte zwar an Leib und Seele Narben davongetragen, blieb aber trotzdem optimistisch. Als ihre Hände sein Gesicht berührten, sog er diesen Duft in sich au f, genoss den faszinierenden Kontrast und wagte sich mit seiner Zunge ein Stück weiter vor.
Dann stieß sie seinen Kopf zurück. »Was soll das werden? Ein Double Feature?«
»Bei Spider-Man hat es funktioniert.«
»Der hing allerdings mit dem Kopf nach unten im Regen und hat vorher einen Bösewicht erledigt. Ganz davon abgesehen, dass nach dem Kuss der Abspann kam.«
»Du begeisterst mich immer mehr, weil du dich auch noch gut mit Superheldenfilmen auskennst.«
»Ich versuche nur, dich vor seinem Schicksal zu
Weitere Kostenlose Bücher