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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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Sektgläsern. Dazwischen Schalen mit schwarzen Oliven, zu Scheiben geschnittenem Baguette und kleinen roten Kugeln. Ich frage mich gerade, was für Kugeln das wohl sein mögen, da stupst Juan mich an.
    »Hey, alles okay?«, flüstert er in mein Ohr.
    Sein Gesicht ist jetzt ganz nah an meinem. Doch als ich antworten will, höre ich mich nicht, nur ein lautes Dröhnen, dann eine Art Kratzen, ein Fiepen und dann alles zusammen unterlegt von einem tiefem rhythmischen Bass. Irgendjemand grölt irgendwas, woraufhin die Musik wieder etwas leiser wird.
    Ich lache etwas zu grell auf.
    »Ja, ja, alles okay.«
    »Warte hier.« Juan verschwindet zwischen den Gästen,von denen immer mehr in die Galerie strömen. Wenn das so weitergeht, ist der Laden bald überfüllt. Eine Frau mit einer dieser roten Kugeln zwischen Zeigefinger und Daumen kommt direkt auf mich zu.
    Sie bleibt vor mir stehen, mustert mich, steckt sich die Kugel, die meiner Meinung nach eine Art Hackbällchen sein muss, in den Mund und fragt mich kauend: »Kennen wir uns nicht?«
    »Ich –«
    »Bist du nicht … ach warte, ich hab’s gleich …«
    »Ich –«
    »Nein, nein, ich komme gleich drauf … jetzt hab ich’s! Du bist doch die Freundin von dem Typ, der letztens als Ein-Mann-Band im West Germany aufgetreten ist! Wie heißt der noch ….«
    »Äh, ich –«
    »Das war echt der Hammer. Sag ihm das. Das-war-der-Hammer. Und bestell ihm einen schönen Gruß von Silvie. Er weiß dann schon Bescheid.« Sie lacht augenzwinkernd, dreht sich um und drängelt sich zurück zur Hackbällchen-Schale. Ich frage mich, ob sie die nur verspeist, weil sie so gut zu ihrem roten Kleid, weiß gepunktet, ihren gefährlich hohen, roten Pumps und dem scheinbar Hackfleisch-resistenten roten Lippenstift passen. Vielleicht hatte sie vorher ja auch noch gar keine roten Lippen, geht es mir durch den Kopf.
    Da kommt Juan zurück. Er bringt zwei Gläser Sekt mitund reicht mir eins. »Cheers! Oder, wie wir Spanier sagen: Salud!«
    »Na dann, Salud!«, sage ich und als ich trinke, spüre ich plötzlich einen so zwingenden Durst, dass ich das gesamte Glas in einem Mal leere.
    Juan sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Also … das habe ich jetzt nicht erwartet.«
    »Was denn?«, frage ich unschuldig.
    »Na, dass du trinkst wie ein Bauarbeiter!« Dabei lacht er mich an.
    »Hee, tue ich gar nicht … Ich hatte halt Durst.«
    »Soll ich dir noch was holen? Ein Wasser vielleicht?«
    Die haben hier Wasser? Stinknormales Wasser? Ich sehe mir die ausgelassene, immer größer werdende Meute an, die ausnahmslos mit Sektgläsern und Bierflaschen bewaffnet ist, und bezweifle die Wasser-Theorie umso mehr.
    »Ja, ehrlich gesagt, für ein Wasser würde ich gerade glatt auf der Theke tanzen.«
    Was zum …?
    »Ich kann dich beruhigen, das brauchst du nicht. Bin gleich zurück.«
    Und schon ist er zwischen den Leuten verschwunden. Mist, hätte ich doch einfach ›nein‹ gesagt. Jetzt stehe ich hier wieder so blöde rum. Ich könnte mir die Fotos ansehen, doch das ernsthaft zu machen, kann man mittlerweile vergessen, dafür ist der Raum viel zu vollgestopft mit Leuten, die allerdings auch nicht wirklich so aussehen, alswären sie wegen der Bilder hier. Einige beginnen auf der Stelle zu tanzen, viele prosten sich kreuz und quer durch den Raum zu. Dabei wird sich lautstark und angeregt unterhalten, während die Musik scheinbar wieder aufgedreht wurde. Ich zupfe an meinem Gürtel herum, dann öffne ich meine Handtasche und hole das Handy heraus. Keine neuen Nachrichten, keine Anrufe. Ich beschließe, Anna eine SMS zu schreiben, werde aber abgelenkt.
    »Na, so gelangweilt? Oder nur so alleine?«, fragt ein Typ mit schwarzem Hut, der plötzlich rechts neben mir steht und über meine Schulter auf das Display schielt. Ich packe das Handy schnell in die Tasche zurück.
    »Nein, ich … ich warte auf jemanden«, stottere ich dieser düsteren Erscheinung entgegen. Passend zum Hut trägt er einen kurzen schwarzhaarigen Bart, ein schwarzes Hemd mit schmaler schwarzer Krawatte und ich glaube noch mehr schwarz unten herum.
    »Na, wenn wir verabredet wären, würde ich dich nicht warten lassen. Oder, was natürlich auch möglich ist, versetzen.«
    Beim letzten Wort grinst er selbstzufrieden in seinen Bart.
    »Nein! So ist es gar nicht –«
    »Ha! Du nimmst ihn in Schutz! Typisch Frau. Er behandelt dich mies und du glaubst immer noch, dass du irgendwann mal seinen wirklich zarten, liebevollen Kern zu

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