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Sommerflimmern (German Edition)

Sommerflimmern (German Edition)

Titel: Sommerflimmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Krämer , Sophie Berger
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doch nicht einfach da stehen lassen. Während ich mir mit beiden Händen über mein Haar fahre, eile ich zur Tür und gehe auf Nummer sicher.
    »Ja? Hallo?«
    Gegensprechanlagen sind toll.
    »Hallo, hier ist Juan. Bist du es, Charlotte?«
    Selbst durch die Leitung klingt mein Name aus seinem Mund anders als sonst. Besonders. Vielleicht sogar ein bisschen geheimnisvoller. Geheimagentin Charlotte W. aus B., derzeitige Mission ist …
    »Ähm, Charlotte?«
    »Ja, ich komme runter, warte.«
    Wenn ich wieder zurück bin, gebe ich mir selber ein paar Backpfeifen, ganz sicher. Ich stürme die Treppen hinunter und verpasse mir schon mal die ersten – zwei links, zwei rechts.
    An der Haustür angekommen atme ich tief ein und aus. Durch die milchigen Scheiben kann ich seine verschwommenen Umrisse erkennen. Irgendwie sieht er kleiner aus, als ich ihn in Erinnerung habe. Komisch. Egal, soll ja nicht mein Bier sein, ob er ein Zwerg ist, oder nicht …
    Ohne Vorwarnung öffnet sich die Haustür mit einem heftigen Ruck nach innen. Ich werde ein gutes Stück in den Flur katapultiert und falle prompt auf meinen Hintern.
    »Ach, so was aber auch, Kindchen, ham ’Se sich was getan? Was lungern ‘Se denn auch hier an der Tür herum? Na, kommen ‘Se, ich helf Ihnen auf.«
    Frau Zastrow stellt ihren Einkaufstrolli unter die Briefkästen und reicht mir ihre Hand.
    »Danke, geht schon, nichts passiert.«
    »Charlotte? Alles okay?«
    Ich blicke zur Haustür. Juan hält die Tür auf und sieht zu, wie ich mich möglichst würdevoll wieder in die Senkrechte bringe. Schnell klopfe ich den Staub von meinem Kleid, verabschiede mich von Frau Zastrow und gehe auf ihn zu.
    »Hey, na, hast du es gut gefunden?«
    »Hi. Ja, war kein Problem. Ich wohne nämlich gleich um die Ecke. In der Pappelallee.«
    »Ach, na so ein Zufall.«
    »Ja, hm, so ein Zufall«, sagt er und hüstelt verdächtig.
    »Lachst du etwa? Über mich?«, frage ich empört.
    Daraufhin lässt er seinem Spott freien Lauf und lacht, als hätte ich gerade den besten Witz des Jahres erzählt.
    »Ja, um ehrlich zu sein, ja, ich musste gerade lachen. Aber nicht über dich. Eher über uns.«
    Uns.
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, solche Situationen sind einfach zu bescheuert …«
    »Nun mal halblang, ich stand wirklich nur ganz kurz hinter der Haustür …«
    »Nein, Charlotte. Ich meinte nicht deinen kleinen Unfall gerade. Ich meine Situationen wie diese. Dates. Verabredungen, wenn man sich noch gar nicht wirklich kennt. Du wirst gleich feststellen, dass ich in Small Talk nicht so richtig gut bin. Sorry.«
    Diesmal pruste ich los.
    »Ach, das macht gar nichts. Ich hasse Small Talk! Wirklich, ich kann ihn zwar, aber ich hasse ihn.«
    »Du kannst ihn? Na, dann lass mal was hören!«
    »Okay, okay. Also gut. –« Ich atme tief ein und lege los.
    »Juan, schön dich wiederzusehen, ich hoffe du hattest einen angenehmen Tag? Hast du bereits Pläne für deinen weiteren Aufenthalt in Berlin?«
    »Na ja, das klingt eher wie aus einem Sprachkurs, als nach echter Konversation … nein, ich bin noch nicht überzeugt. Ich will mehr hören.«
    »So funktioniert es aber, glaube mir. Deshalb heißt es ja Small und nicht Big !«
    Während wir uns auf den Weg machen, gebe ich noch einige meiner wirkungsvollsten Floskeln zum Besten, was ihn nur noch mehr amüsiert und mich mit ihm, weil sie tatsächlich bescheuert sind. Und weil mich sein Lachen, herzlich und warm, vergessen lässt, dass ich gar nicht hier sein sollte.
    »Da ist es.«
    Juan bleibt vor einem hell beleuchteten Ladenlokal stehen. Über dem Eingang sind mehrere Reihen weißer Kacheln angebracht, in die einige schwarze Kacheln den Schriftzug Alles Auf Anfang schreiben.
    »Das war mal eine Fleischerei«, klärt Juan mich auf, alser bemerkt, dass ich mir noch immer die Kacheln ansehe. »Komm, drinnen sind noch mehr davon.« Er lacht und schiebt mich sanft Richtung Eingangstür.
    Als wir die Galerie betreten haben, fühle ich mich plötzlich, als würde ich in einer fremden Stadt Urlaub machen. Der Raum ist fast quadratisch, vielleicht 60 Quadratmeter groß und die Wände sind von der Decke bis zum Boden mit diesen weißen Fliesen gekachelt, auf denen in gleichmäßigen Abständen die schwarz gerahmten Fotos befestigt sind. Der Boden besteht nur aus nacktem grauen Beton. Die ›Bar‹ ist ein besserer Tapezier-Tisch aus pink lackiertem Holz, bedeckt mit einer weißen Tischdecke und unzähligen gefüllten und einigen geleerten

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