Sommergayflüster
sich ladenden Batterie, dann rief er seine Nachrichten auf. Ungelesen: eine Nachricht.
Noch eine Nachricht?
Absender: Dominic.
Stephanes Herz begann zu rasen. Einen Moment lang überlegte er, ob er das Ding in seiner Hand nicht lieber im Klo versenken sollte, doch der Drang, etwas von ihm zu erfahren, egal was, war unwiderstehlich. Er wählte die Mitteilung, vertippte sich, korrigierte sich wieder. Endlich, die Anzeige öffnete sich: „habe eine SMS an dich geschickt die war aber für sandrine, meine schwester. Ist der gleiche buchstabe wie deiner habe mich bloß vertippt wollte dir jetzt nur sagen freu mich echt!“
Stephane las die SMS drei-, viermal, bevor er den Kopf hob und sich plötzlich im Wandspiegel erblickte. Seine Augen standen weit auf, ebenso sein Mund, er sah aus wie – ein Schaf. Er wollte lachen, aber es ging nicht, die Luft steckte abgehackt in ihm fest, er prustete sie in Abständen hinaus, als ob er heulen würde.
Dominic, Dominic war da, er würde da sein, bei ihm. Mit einem Satz sprang er auf, warf das Telefon aufs Bett, riss sich Hose und Hemd herunter. In der Dusche ließ er den heißen Wasserstrahl auf sich niedergehen und betrachtete sich. Die Beine waren ziemlich behaart, doch seine Unter- und Oberschenkel machten eine gute, muskulöse Figur nach der sommerlichen Wanderschaft. Ob er Dominic so gefiel?
Seine Brustmuskeln waren ein wenig vernachlässigt, doch die Arbeit hatte ihm einen Hauch von Sixpack beschert. Er seifte seinen Unterleib ein und stöhnte in einer Mischung aus Leidenschaft und Hast. Nein, er durfte sich jetzt nicht befriedigen, auch wenn sein Penis nur allzu bereit schien. Doch er konnte einfach nicht widerstehen. Langsam rubbelte er sich in Stimmung, schloss ächzend und schnaufend die Augen und stellte sich seinen Freund vor, der vor ihm stand und sich leicht bückte, so wie er es mal in Magazinen gesehen hatte. Ob das wirklich alles so funktionierte? Ob Dominic mehr Erfahrung hatte?
Nur schnell jetzt, er wollte zu ihm und es herausfinden. Konsequent spülte er sein hartes Glied mit einem Strahl kalten Wassers zu seiner ursprünglichen Größe zurück, auch wenn er durch die nasse Kälte nach Luft schnappte und prustete. Dann kämmte er sich die Haare, zog sich eine frische Jeans und sein Lieblingshemd an. Er rasierte sich die Bartstoppeln ab und trug sein Rasierwasser auf. Er wollte hübsch sein für Dominic. Heute Abend wollte er ihn an sich binden, ihm alles geben, was er hatte. Seine Liebe, seine Sehnsucht, seinen Körper. Er wollte Dominic die Klamotten vom Leib reißen, ihn in seine Arme ziehen und seine Zunge spüren. Er wollte seine Haare streicheln und in seinen festen Hintern kneifen. Und sein Glied, das wollte er küssen und kneten, an sich pressen im Rausch. Es war richtig so, es musste richtig sein, wenn sein Gefühl es ihm sagte. In seinen Lenden brannte die Vorfreude. Im Spiegel bemerkte er, dass seine Brust sich heftig hob und senkte.
Ganz ruhig bleiben, Stephane, du wirst ja schon wieder steif, dachte er. Er wollte noch aufs Klo, doch er musste warten, bis sein Unterleib sich wieder beruhigt hatte. Als er meinte, sich ohne verräterische Anzeichen den Festgästen stellen zu können, verließ er das Bad. Durch die Schlafzimmertür sah er seine Mutter, die gerade ein leichtes Kleid über die Hüften zog. Ihre Gestalt erschien ihm zartgliedrig und fein. Bald würde er es ihr sagen, ihr und Papa.
Als er in der Haustür stand, hielt er inne. Alle waren dort draußen und feierten die Ankunft der Schafe. Nun merkte er, dass etwas nicht stimmte. Etwas störte ihn. An seinen Lippen nagend, drehte er sich um und kehrte in den Flur zurück. Er öffnete einen Wandschrank und kramte darin herum, bis er einen Stoffbeutel aus einer Schublade zog und mit diesem das Haus verließ. Auf der Straße spielten die Kinder Fangen. Die Menschen standen in Grüppchen zusammen, vom Dorfplatz hörte er bereits die Musikband des Ortes ihre Instrumente stimmen. Gleich würden die Paare tanzen, die Frauen mit schwingenden Röcken, die Männer leichtfüßig und gut gelaunt. Die Passanten nickten ihm zu, grüßten ihn freundlich. Doch Stephane bahnte sich angespannt seinen Weg durch die Ansammlung. Er suchte nicht nur Dominic, er suchte ebenso die Schafe. Er war ihnen etwas schuldig. Bald fand er sie, eingepfercht mitten auf dem Platz im Schatten einer Kastanie, natürlich am Kauen und Scheißen.
Das Karussell im Hintergrund zog bunte Kreise, die Band setzte zu einem flotten
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