Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
wollte dir den Rest nicht zumuten, auch jetzt …«
    »Du musst, Eliza. Was war mit meinem Vater?«
    »Er hat meine Mutter geküsst«, flüsterte Eliza, während Tränen über ihre Wangen kullerten. »Ich habe keiner Menschenseele etwas davon erzählt, nicht einmal meinem Vater. Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Sie dachten, ich sei auf dem Rücksitz eingeschlafen … und da küssten sie sich.«
    »Nein.« Annie schloss die Augen.
    »Er gab ihr irgendwelche Papiere, die sie unterschrieb, und dann küssten sie sich. Ich hasse die beiden … ich konnte ihm nie wieder vertrauen. Und ihr auch nicht. Tut mir leid, dass du es von mir erfährst.«
    »Du musstest es mir sagen.« Annie unterdrückte ein Schluchzen. Es lag nicht daran, dass die Neuigkeit sie schockierte; sie wusste schließlich über Lindsay Bescheid. Sie hatte gehört, wie sich ihre Mutter in den Schlaf weinte. Doch diese Tränen waren anders, noch schrecklicher.
    Eliza hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Annies Schamgefühle reichten tief, aber niemand wusste davon. Es war ihre ureigene, ganz private Scham, eingeschlossen und verborgen in ihrem Körper und ihrem Gedächtnis. Das Wissen, dass ihre beste Freundin Zeugin der Untreue ihres Vaters gewesen war, brach ihr das Herz.
    Doch dann schloss Eliza sie in die Arme, und Annie wusste, dass sie die Situation gemeinsam durchstehen würden – Schwestern wie Annie und Pegeen – nur noch inniger verbunden. Schwestern, von denen jede mit ihren eigenen imaginären Monstern kämpfte.
    Schwestern mit einem Geheimnis.

[home]
    22
    W ährend die Mädchen den Samstag miteinander verbrachten, absolvierte Bay einen Transport-Marathon: Sie brachte Billy zum Fußball nach Hawthorne und Pegeen zum Malunterricht nach Black Hall; dann fuhr sie weiter zu Kelly’s, um noch mehr Zwiebelgewächse für Firefly Hill und ihren eigenen Garten zu besorgen. Als sie ihre beiden Jüngsten wieder abholte, musste sie Billys großen Augenblick als Torschütze würdigen, Peggys Pastellzeichnung bewundern und am Lebensmittelladen halten, um fürs Abendessen einzukaufen, bevor sie nach Hause fuhr.
    Annie und Eliza waren von ihrem Spaziergang zum Little Beach zurück, und Bay freute sich, als sie Elizas Begeisterung bemerkte – der Strand vermittelte jedem das Gefühl, einen verwunschenen Garten entdeckt zu haben, in dem die Zeit still stand.
    Als Dan eintraf, gab es Limonade für die Kinder und Mount Gay-Rum mit Tonicwasser für die Erwachsenen. Sie saßen im Garten und warteten darauf, dass der Grill heiß wurde, während Eliza wieder und wieder vom Little Beach erzählte.
    »Wie in dem Musical ›Brigadoon‹, Dad. Man fragt sich, ob es den Strand wirklich gibt oder ob er nur ein Produkt der Fantasie ist … ein verzauberter Ort mit Elfen und Feen und boshaften, spionierenden Trollen und Magie.«
    »Spionierende Trolle.« Dan lachte. »Die sind mir entgangen, aber ich kenne Little Beach gut, von dem Sommer, als ich in Hubbard’s Point gearbeitet habe. Dort habe ich die Schaukel für deine Mutter aufgehängt, Annie.«
    »Ich glaube, die hat sie mir gezeigt, als ich klein war.«
    Bay sah sie an. Eliza war redselig, aber Annie wirkte ungewöhnlich schweigsam, seit sie vom Spaziergang zurück waren. In letzter Zeit hatte sie einen großen Bogen um Junk-Food gemacht, doch jetzt stopfte sie mit beinahe verzweifelter Selbstvergessenheit Nachos in sich hinein. Bay bat sie, ihr in der Küche zu helfen, und machte die Tür zu.
    »Alles in Ordnung?«
    Annie nickte.
    »Wirklich? Sieht mir aber gar nicht so aus –«
    »Daddy hat versucht, Familien zu helfen, ihre Häuser zu behalten, oder?«
    »Ja.« Sie hatte alles Mögliche erwartet, nur nicht das.
    »Und er wollte verhindern, dass Geschäfte Bankrott machen?«
    »Richtig. Warum fragst du mich das, mein Schatz?«
    »Und deshalb war er ein guter Mensch, stimmt’s, Mom? Er war nicht durch und durch schlecht.«
    »Oh Annie – nein. Das war er nicht. Hat Eliza etwas Schlechtes über ihn gesagt? Bist du deshalb so aufgelöst?«
    »Nein, Mom … ich habe mich nur gefragt … Hatte Dad viele Affären?«
    Bay hatte ein flaues Gefühl im Magen. Es war grauenhaft, dass ihre Tochter von Seans Fehltritten wusste, sich sogar noch nach seinem Tod damit herumquälte. Und warum brachte sie das Thema ausgerechnet heute Abend zur Sprache? Lag es daran, dass sie Dan eingeladen hatte? Dass sie nicht mit ansehen konnte, wie ihre Mutter mit einem anderen Mann zu Abend aß?
    »Ich weiß nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher