Sommerglück
Beschwörung« von Goya, »Hexe mit Dämonischen Geistern« von Ryckaert, »Der Liebestrank« von Evelyn de Morgan, »Circe, Odysseus den Becher reichend« von John Waterhouse und »Die drei Hexen« von John Henry Fuseli.
Raffiniert, schlüpfrig, opulent, elegant, geheimnisvoll: Die Hexen kamen in jeder nur erdenklichen Verpackung daher. Manche Männer trugen eine schwarze Krawatte, andere schwarze Jeans. Augusta war von mehreren Bankmanagern umringt, in ihr venezianisches Blau gewandet, nickte sie ihnen vielsagend zu, als Tara und Joe vorbeigingen.
»Diese Mrs.Renwick«, sagte Joe schmunzelnd.
»Sie tut mit Sicherheit ihr Bestes, um zur Aufklärung des Falls beizutragen; sie würde einen guten Detektiv abgeben.«
»Ich hoffe, Sie scherzen!«
»Sie kennen Augusta nicht. Wenn sie ein Unrecht wittert – vor allem, wenn es sie oder ihre Familie betrifft –, wird sie zur Furie.«
»Das kann ja heiter werden«, erwiderte er trocken. »Ich hoffe nur, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten bringt. Ah, da kommt ja unser Gastgeber. Geben Sie mir Ihre Hand und tun Sie so, als hätte ich Sie soeben zum Tanzen aufgefordert.«
Tara ließ sich nicht lange bitten. Die Band spielte »Cat Samba«, aber das Tanzen musste warten, weil sich Mark und Alise Boland durch das Getümmel schoben, um Tara und Joe zu begrüßen.
»Willkommen beim Pumpkin Ball«, sagte Mark. »Tara, nett, Sie zu sehen. Es freut mich, Joe, Sie zur Abwechslung einmal außer Dienst zu treffen.« Er lachte. »Ich
hoffe
zumindest, dass Sie privat hier sind …«
»Und ob«, erwiderte Joe. »Ich konnte Miss O’Toole endlich einmal überreden, mit mir auszugehen.«
»Nach all den lästigen Fragen, die Sie in der ganzen Stadt gestellt haben, ist das ja wohl das Mindeste, was man erwarten kann«, warf Alise ein. »Finden Sie nicht auch, Tara?«
»Genau. Sieht ganz so aus, als hätten Sie heute ein volles Haus, Alise.«
»Es geht um einen guten Zweck, und wir möchten, dass der heutige Abend ein voller Erfolg wird.«
»Die Dekoration ist sensationell«, lobte Tara. »Der Pumpkin Ball blüht auf, in den Händen einer professionellen Raumausstatterin.«
»Danke«, sagte Alise. »Die Gestaltung sollte nicht so kitschig-kommerziell wie an Halloween sein, sondern heidnischer, mehr auf die Ernte bezogen – das sollen die Kürbisse ja eigentlich symbolisieren.«
»Trotzdem möchte ich wetten, dass viele Leute nur gekommen sind, um dieses Haus einmal von innen zu sehen«, meinte Tara. »Es ist ein richtiges Wahrzeichen unserer Region. Das zweite Herrenhaus, neben Firefly Hill.«
»Ein imposantes Bauwerk.« Joe betrachtete die architektonischen Einzelheiten: die Mauerbrüstungen und Simse, die eleganten Walnuss-Bücherschränke und eine Konsole, die sich über die ganze Länge einer Wand erstreckte, ungefähr einen halben Meter unter der hohen Decke des Raumes. Tara konnte sehen, dass sie mit Trophäen gefüllt war.
»Aus Marks College-Zeit«, erklärte Alise, die ihrem Blick gefolgt war. »Er war Teamchef von so ziemlich
allem
. Ich konnte ihm einfach nicht widerstehen.«
Mark lachte, umarmte seine Frau. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen. Es sind neue Gäste eingetroffen. Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause – das Buffet befindet sich nebenan.«
»Vielen Dank.« Joe blickte über seine Schulter, schien etwas zu fixieren. Tara sah den Bolands nach. Mark ging schnurstracks zur Tür, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Doch Alise schien zu schwanken und kaum merklich zu zögern, als sie an Frank Allingham vorüberkam. Obwohl sie sich alle Mühe gaben, es zu verbergen, war Tara sicher, dass sie ein paar Worte gewechselt hatten.
Tara öffnete den Mund, um Joe darauf aufmerksam zu machen, aber sie sah, dass er die Szene ebenfalls beobachtet hatte. Für ihn war das vermutlich ein Kinderspiel: Verdächtige observieren, auffälliges Verhalten registrieren. Für Tara war es dagegen brandneu und aufregend, den Gesetzeshüter-Fußstapfen ihres Großvaters zu folgen.
»Möchten Sie tanzen?«, flüsterte Joe ihr ins Ohr und legte den Arm um sie.
»Gerne«, sagte sie erfreut. »Aber ich dachte, wir arbeiten.«
»Tun wir ja.« Er führte sie auf die Tanzfläche. Er nahm ihre Hand, schlang den Arm um ihre Taille und begann, mit ihr im Rhythmus der Musik dahinzugleiten. Seine Schritte waren sicher und selbstbewusst, und die Arme, die sie umfingen, waren wie biegsamer Stahl. Nachdem sie ein Leben lang nur zart besaiteten Künstlertypen begegnet war,
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