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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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genannt?«
    Sie lachte, füllte klirrend Eiswürfel in den Silberbecher und in ein hohes Glas. »Das war ein Scherz. Ein privater Scherz. Wissen Sie, ich war zu dem Schluss gelangt, dass ich ständig die zweite Geige spielte … bei meinem Mann. Während er durch die Weltgeschichte zog, um den Ehefrauen anderer Männer den Hof zu machen, saß ich mit meinen hübschen Töchtern zu Hause. Ich kam mir vor, als würde ich immer erst als Zweite ins Ziel kommen.«
    Joe nickte und wartete. Trotz ihrer etwa achtzig Jahre war Augusta Renwick bezaubernd und schön. Es zog im Blumenzimmer, die Wände waren nicht isoliert, aber sie schnitt ungeachtet der Kälte munter Limetten und Ingwer.
    »Sehen Sie, Mr.Holmes, Florizar wurde 1900 im Kentucky Derby Zweiter, nach Lieutenant Gibson.« Sie füllte das Glas mit Diät-Cola, gab Limettenscheiben und Ingwer hinein und reichte es ihm. »Trotzdem, wer zuletzt lacht … Ich heiratete Hugh, und wir liebten einander, bis zu seinem Tod; auf unsere eigene Art natürlich.«
    »Der Mann war ein Glückspilz«, meinte Joe.
    »In der Tat. Zu einem echten Florizar gehört ein Schuss Wodka, ein milder, russischer – sind Sie
sicher
, dass Sie keinen wollen?«
    »Ich bin im Dienst, Ma’am.«
    Sie sah ihn an, hob ihr Glas und prostete ihm zu. »Eines Tages, wenn Sie nicht im Dienst sind, wäre es mir ein aufrichtiges Vergnügen, ein Glas mit Ihnen zu trinken.«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, sagte er lächelnd.
    »Und nun sagen Sie – wo haben Sie den Becher gefunden?«
    »In dem Schließfach, das Sean McCabe gemietet hatte.«
    »Also doch! Ich sagte Tara bereits, dass er ihn genommen haben könnte.«
    »Mrs.Renwick.« Joe fuhr zusammen, als Taras Name erwähnt wurde. »Was haben Sie ihr erzählt? Wieso hatten Sie ihn in Verdacht?«
    Mrs.Renwick öffnete den Mund, um zu antworten, doch dann schien sie es sich anders überlegt zu haben. Sie nahm einen ausgiebigen Schluck Florizar, ihre violetten Augen funkelten.
    »Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.« Der Anflug eines Mona-Lisa-Lächelns spielte um ihre Lippen. »Mein Gedächtnis lässt mich bisweilen im Stich. Sie werden Tara fragen müssen.«
     
    Am nächsten Morgen war die Marsch von Raureif überzogen. Er schimmerte weiß im ersten Tageslicht, auf der braunen Niederung und den Gräsern bis zum Ufer des Flüsschens, das den Gezeiten unterworfen war. Tara hatte gestern die letzten Rosen geschnitten, die sie nun in der Vase betrachtete, wo sie noch ein paar Tage in ihrer ganzen Pracht zu bewundern sein würden. Bei dem Frost, der heute herrschte, wären sie eingegangen.
    Alles verändert sich und vergeht, das ist der Lauf der Welt, dachte Tara und trank einen Schluck von ihrem Morgenkaffee. Sie hörte ein Poltern auf der Veranda vor dem Haus. In der Annahme, dass die Morgenzeitung gekommen war, riss sie die Tür auf und stand Agent Holmes von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    »Agent Holmes!« Sie wich zurück, eine Hand aufs Herz gepresst. »Haben Sie mich erschreckt!«
    »Tut mir leid. Guten Morgen, Tara.« Auch wenn er verlegen wirkte, handelte es sich offenbar um einen rein dienstlichen Besuch, denn er trug seine Arbeitskleidung: dunkler Anzug, weißes Hemd, blaue Krawatte, auf Hochglanz polierte Schuhe. Er musterte sie eindringlich, und sie hätte sich ohrfeigen mögen, dass sie ihm nicht im schicken Morgenrock und frisiertem Haar die Tür geöffnet hatte. Sie trug das Unterteil eines blau-weißen Flanell-Schlafanzugs mit Sternenmuster, ein T-Shirt mit dem Aufdruck einer Grundschule in Black Hall und Billys karierten Black-Watch-Bademantel, der versehentlich in ihre Wäsche geraten war.
    »Rattennest«, sagte sie entschuldigend und berührte ihre wilde schwarze Mähne.
    »Sie sehen gut aus«, sagte er brüsk, im FBI -Tonfall.
    »Was führt Sie zu mir, so früh am Morgen?«
    »Sie.«
    Taras Augen weiteten sich. Ihre Beine drohten nachzugeben. Sie berührte den eiskalten Türrahmen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht träumte. »Tatsächlich? Ihre Art, Ermittlungen zu führen, ist wirklich erstaunlich. Treten Sie ein. Möchten Sie Kaffee?« Sie hatte beobachtet, dass er Stammgast im Roasters war und stets die größten Portionen bestellte. In der Küche holte sie einen Becher heraus. »Wie nehmen Sie ihn?«
    »Schwarz.«
    »Ich auch.« Sie strahlte. »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »In mehrfacher Hinsicht«, sagte er, als sie ihn ins Wohnzimmer führte und ihn aufforderte, vor dem lodernden Feuer

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