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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Kerzen, wie es der Tradition entsprach, denn man befand sich schließlich in Neuengland, wo ein Hexenball ohne Feuer undenkbar gewesen wäre. Das Gebäude, blassgrau gestrichen mit Schmuckornamenten in dunklerem Grau, mit schimmernden schwarzen Fensterläden und Türen, alten Bleiglasfenstern und einer gespenstischen, majestätischen Kuppel auf dem Mansardendach, bot die passende Kulisse.
    Der Strom der Wagen, die vorfuhren und zu beiden Seiten der Lovecraft Road parkten, riss nicht ab. Tara wünschte, dass das Leben anderes verlaufen wäre und Bay mit Danny zum Ball hätte gehen können. Doch seit dem letzten Besuch bei ihm hatte sie sich zurückgezogen, so aufgelöst war sie gewesen, fassungslos über den von Sean angerichteten Schaden, dessen volles Ausmaß ihr erst jetzt bewusst geworden war. Tara warf Joe einen verstohlenen Blick zu und spürte ihr Herz flattern, wie die Flügel eines Schwans.
    »Yeats hat ein wunderschönes Gedicht über das Lärmen von Flügelschlägen geschrieben«, sagte sie, während ihr eigenes Herz wie verrückt schlug. »Es heißt ›Die Wilden Schwäne von Coole‹.«
    »Yeats?«, fragte Joe, der die schmale Straße entlangkurvte und schweigend die abgestellten Autos der Gäste registrierte.
    »Der größte Dichter, der jemals in englischer Sprache geschrieben hat. Ein Ire natürlich.«
    »Hmmm.« Joe fuhr langsamer und richtete sein Augenmerk auf einen schwarzen Minivan.
    »Mögen Sie Gedichte nicht?«
    »Gedichte?« Allem Anschein nach tippte er eine Zulassungsnummer in ein Gerät ein, das wie ein winziger Computer aussah.
    »Ja. Sie wissen schon … Wörter, die sich reimen, aber nicht immer. Die Sprache der Seele!«
    Joe sah zu ihr herüber. »Ich komme nicht oft dazu, so etwas zu lesen.«
    Tara lächelte. Jedem Mann, der nicht hin und wieder in die Welt der Poesie abtauchte, musste auf die Sprünge geholfen werden, und sie war bereit und gewillt, diese Aufgabe zu übernehmen. Sie ließ sich in den Sitz zurücksinken, lehnte sich gegen die Beifahrertür. Ihr Hexen-Kostüm war ziemlich sexy, wie sie wusste. Sie hatte sich wie ein Bond-Girl in der Version einer Spukgestalt aus
House of Seven Gables
gekleidet: schwarzes kurzes Cocktailkleid, französischer Halbschalen- BH , der ihr tiefes Dekolletee hervorhob, einen mit Perlen bestickten Seidenschal, den Bay ihr zum letzten St. Patrick’s Day geschenkt hatte, dazu die Schuhe mit den höchsten Absätzen, die sie besaß – Riemchensandalen von Manolo Blahnik –, und ein schwarzes Kaschmir-Barett, das sie tief über ein schwarz umrandetes Auge gezogen hatte.
    »Agent Holmes.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Wenn Sie die Poesie aus Ihrem Leben ausklammern, stimmt etwas nicht.«
    »Meine Arbeit lässt mir wenig Zeit zum Lesen. Abgesehen von Fachliteratur.«
    »So interessant das Thema Gesetzesvollzug sein mag, auch für mich – Sie brauchen eine Prise Yeats, um Ihrem Leben Würze zu verleihen.«
    »Hmmm.« Er überprüfte einen weiteren Minivan, einen dunkelgrünen, und einen maronenfarbenen Pick-up; dann fuhr er in eine Parklücke, ungefähr eine Viertelmeile hinter dem Haus.
    »›Die Wilden Schwäne von Coole‹, sagten Sie? Worum geht es in dem Gedicht?«
    »Um das Altwerden.«
    Joe stellte den Motor ab und ging auf die Beifahrerseite, um Tara die Tür zu öffnen. »Werden Schwäne alleine alt?«, fragte er, mit jedem Wort weiße Wattewölkchen in die frostige Novembernacht hinausschickend.
    Tara hatte gelächelt und ihre Rolle als Mata Hari genossen, genau wie ihr Spionin/Hexe-Kostüm – doch plötzlich erlosch ihr verführerisches Lächeln.
    »Nein«, erwiderte sie leise und fühlte sich nicht im Geringsten wie eine Spionin oder Hexe, als sie nun in Joes Augen blickte. »Sie bilden Paare, die ein Leben lang zusammenbleiben.«
    Joe, der echte Spion, schien um eine Antwort verlegen. Er nickte nur, sein sonst so strenger Blick war eher nachdenklich. Dann nahm er Taras Arm in der frostigen Luft – auch das gehörte zu der brillanten Tarnung, die er für die verdeckte Operation des heutigen Abends gewählt hatte – und ging mit ihr zu Bolands Haus, entlang der Kolonne von Luxuskarossen, deren Besitzer bis auf weiteres verdächtig waren.
    »Wonach halten wir eigentlich Ausschau?«, flüsterte Tara, sobald sie drinnen waren.
    »Nach jemandem, der bei meinem Anblick extrem nervös wird«, flüsterte er zurück.
    Sie bahnten sich einen Weg durch die Menge, einer Ansammlung von Hexen aus den Annalen der Kunst – »Die

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