Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
Oder Lacrosse. Oder Mannschaftsrudern. Oder Basketball …
    Die Sportart war unwichtig gemessen am Applaus, den man ihr zollte, als sie die Urkunde und den Pokal entgegennahm; Eltern, Kinder und vor allem ihr Vater waren aufgestanden, um Beifall zu klatschen, während Annie von der Bühne herunterlief, direkt in die Arme ihres Vaters.
    »Mrs.McCabe?«
    Die Stimme des Polizisten riss Annie aus ihren Tagträumen.
    »Ja?«, sagte ihre Mutter.
    »Wir werden den Bereich jetzt absperren. Warum fahren Sie nicht nach Hause? Sie hören von uns.«
    »Was haben die Polizisten über die ›Feds‹ gesagt?« Ihre Mutter deutete auf die Männer.
    »Sie hören von uns.«
    »Bitte, spannen Sie mich nicht länger auf die Folter.« Die Stimme ihrer Mutter bebte. »Ich habe drei Kinder. Sie machen sich große Sorgen um ihren Vater. Bitte sagen Sie mir, was ich ihnen erzählen soll.«
    »Bald, Mrs.McCabe. Sobald wir Genaueres wissen.«
    Ihre Mutter stand wie angewurzelt da, als versuchte sie zu entscheiden, ob sie auf weiteren Informationen bestehen oder verlangen sollte, mit einem Vorgesetzten zu sprechen. Annie hatte sie schon oft so beharrlich und couragiert gesehen, wenn es erforderlich war.
    Doch jetzt wanderte der Blick ihrer Mutter von dem Mann zu Annie … und sie schien einen Entschluss gefasst zu haben. Ihre Mutter lächelte. Annie sah, wie der Kampfgeist sie verließ.
    »Lass uns nach Hause gehen, Schatz«, sagte ihre Mutter.
    Annie nickte, unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen.
    Ihre Mutter schloss sie in die Arme, als wäre sie ein Baby und kein zwölfjähriger, bald weithin bekannter Sportstar. Aber das machte Annie nichts aus. Sie schmiegte sich an ihre Mutter, als sie mit Tara über den Pier gingen, weg von den Booten und der Polizei, zurück zum Wagen.
     
    Billy hielt nach einem Wagen Ausschau, der in die Auffahrt einbog: das Auto seiner Mutter, seines Vaters, egal. Er machte sich keine allzu großen Sorgen um seinen Vater, im Gegensatz zu den anderen. Wahrscheinlich machte er Überstunden. Er hatte schließlich hoch und heilig versprochen, die Finger von dieser Frau zu lassen, und Billy glaubte ihm.
    Aber selbst wenn keine andere Frau im Spiel war, hatte er es vermasselt. Billy fand den Gedanken ätzend. Pegeen war zu Tode betrübt, weil von Minigolfspielen keine Rede mehr sein konnte. Sie hatte sich den ganzen Tag darauf gefreut, und sie war erst neun – für Neunjährige wogen solche Enttäuschungen schwer.
    Er sah, wie sie am Picknicktisch saß und schmollte. Sie war klein und dünn wie eine Bohnenstange. Ein Käfer kroch am Tischbein empor. Sie beugte sich halb über den Tischrand hinab, beobachtete den Käfer – und redete mit ihm. Unglaublich. Billy rückte näher, um zu lauschen.
    »Er hat es versprochen, hundertprozentig. Heute hätte ich den grünen Ball bekommen. Im Pirate’s Cove darf man sich den Minigolfball selber aussuchen, und es gibt sie in allen Farben; meistens nehme ich den blauen, aber heute wäre mir nach Grün zumute gewesen. Er muss es vergessen haben. Ich hätte niemanden vergessen, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. Käfer sind hübsch. Warum glänzt dein Panzer eigentlich?«
    »Hey!«, sagte Billy.
    »Was ist?« Pegeen sah nicht hoch.
    »Mit wem redest du da?«
    »Mit niemandem.«
    »Bist du sicher, dass du nicht mit dem Käfer redest?«
    »Ich rede doch nicht mit
Ungeziefer.
Wann kommt Mommy nach Hause?«
    »Bald.«
    Peggys Kopf hing immer noch nach unten. Billy stellte sich vor, wie das Blut durch den Körper ins Gehirn strömte, und wusste, dass er als älterer Bruder einschreiten musste. Annie hatte ihm unzählige Male vorgemacht, wie man das anstellte, und so legte er behutsam die Hand auf Peggys Schulter und zog sie hoch.
    »Hey, setz dich gerade hin.«
    »Ich habe den Käfer nur beobachtet, nicht mit ihm
geredet.«
    »Beobachte ihn mit dem Kopf oben.«
    »Ich wollte Minigolf spielen.« Ihre Augen schimmerten.
    »Das machen wir schon noch. Nur nicht mehr heute.«
    »So ein Mist.«
    »Du sagst es.«
    »Ist Daddy wieder bei dieser Frau?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat es versprochen.«
    Peggy nickte. Das reichte ihr. Oder vielleicht hatte sie auch nur wie Billy beschlossen, das Beste von ihrem Dad zu denken – man konnte es auch »im Zweifelsfall für den Angeklagten« nennen.
    »Willst du den ganzen Tag hier herumhocken?«, fragte Billy.
    »Ja. Ich werde den ganzen Tag am Picknicktisch sitzen und den Käfer mit dem glänzenden Panzer

Weitere Kostenlose Bücher