Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
beobachten.« Ihr Mund zuckte; er hatte ihr ein Lächeln entlockt.
    »Dann verpasst du deine Übungen.«
    »Was?«
    »Ich werfe dir die Bälle zu. Hol das Schlagholz. Mal sehen, wie gut du bist, vielleicht feuerst du ja einen aus dem Park raus!«
    »Das ist ein
Garten,
Billy. Mensch!«
    »Ja, ja: Hatte ich total vergessen – gut, dass du mich daran erinnerst!«
     
    Zu Hause war alles still, die Sonne ging unter, aber es war noch hell. Billy und Peg spielten Baseball im Garten neben dem Haus; sie kamen angerannt, als der Wagen in die Auffahrt einbog. Alle versammelten sich wie bei einem kleinen Stammespalaver und stellten endlose Fragen.
    Billy und Pegeen: »Habt ihr Daddy gesehen? Was ist passiert?«
    Und Annie: »Er ist nicht nach Hause gekommen? Keine Spur von ihm?«
    Bay, die einen Stich beim Anblick ihrer Kinder verspürte, der Familie, die Sean und sie gegründet hatten, sagte: »Bitte seid so lieb und spielt weiter, während ich versuche, verschiedene Dinge zu klären, ja? Vielleicht könnt ihr euch eine Zeit lang alleine beschäftigen … Peggy, ich weiß … kann das Minigolfspiel bis morgen warten? Wir fahren morgen …«
    Billy und Peggy versprachen, weiterzuspielen und dabei nach ihrem Vater Ausschau zu halten. Annie zog es ins Haus. Während Bay in die Küche ging, folgte Tara Annie in Seans Arbeitszimmer.
    »Was hältst du davon, wenn wir Schönheitssalon spielen?«, schlug Tara in einem Tonfall vor, den sie bei ihrer irischen Großmutter abgekupfert hatte. »Ich verpasse dir eine erstklassige Pediküre, einverstanden? Ich habe eine tolle Nagellackfarbe für dich … Tickled Pink. Was sagst du, ist sie nach deinem Geschmack?«
    »Ach Tara … ich habe keine Lust zu spielen.«
    »Unsinn, mein Schatz. Sitz still. Her mit deinen Füßen, so ist’s brav. Lehn dich zurück und entspann dich, und ich erzähle dir von meinem letzten Besuch bei der Kosmetikerin. Ein Schuss in den Ofen. Der Dampf war zu heiß, und ich sah aus wie meine eigene Großmutter, mit Akne. So hatte ich mir den neuen Look nicht vorgestellt. Warst du mal bei einer Kosmetikerin?«
    »Noch nie«, erwiderte Annie, wobei der Anhauch eines Lächelns in ihrer Stimme mitschwang.
    »Aha. Ich glaube, ich werde dich mit einer Maske aus Eiweiß und Bier verwöhnen, wenn die Zehen lackiert sind. Nicht, dass du eine brauchst bei deiner Haut. Habe ich dir eigentlich je gesagt, dass du einen Teint wie eine wilde irische Rose hast? Nein? Dann bin ich die Erste …«
    Taras Worte und der übertriebene Akzent entlockten Bay ein leises Lächeln. Ihre Freundin hatte eine ungemein großzügige Art, hüllte alle Menschen, die sie liebte, mit ihrer Herzenswärme und ihrem Humor ein, wusste stets Rat.
    In der Hoffnung, dass es Annie im Moment gut ging, versuchte Bay, sich für die bevorstehende Aufgabe zu stählen. Sie verließ die Küche und ging durch die Diele die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer. Sie blickte sich um, als hätte sie den Raum nie zuvor gesehen, dann schloss sie die Tür hinter sich.
    Die weißen Vorhänge bauschten sich in der sanften Brise, die durch die offenen Fenster wehte. Die Stimmen der Kinder drangen vom Garten herauf, aber Bay hörte sie kaum. Sie durchquerte das Schlafzimmer – dessen Fußboden aus poliertem Holz mit alten Webteppichen bedeckt war, von ihrer eigenen Großmutter gemacht – und ging zum Bett. Es war ganz in Weiß gehalten: Laken, Kopfkissenbezüge und die leichte Steppdecke für den Sommer. Das war ein Luxus, den sie besonders liebte, ein Bett ganz in Weiß. Es sah immer so frisch und sauber aus, bereit, süße Träume zu schenken.
    Sie setzte sich auf die Bettkante, griff in ihre Gesäßtasche und zog den Brief heraus, den sie auf dem Boot gefunden hatte. Ihre Hände zitterten, wie sie überrascht feststellte. Sie überflog die Seite. Obwohl vor fünfundzwanzig Jahren an Danny Connolly geschrieben, hatte sich ihre Handschrift kein bisschen verändert.
    Sie hatte den Brief nie abgeschickt. Sie hatte ihn ins Unreine geschrieben und dann auf schönes Papier übertragen. Damals war sie fünfzehn gewesen, mit langen rotblonden Haaren und so viel Sommerbräune, wie es bei ihrer Haut möglich war, ständig war sie mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Sie hatte nur ihren Badeanzug und ein langes T-Shirt darüber getragen, ohne die geringste Befangenheit.
    Sie war bis über beide Ohren verliebt gewesen.
    Hatte sie es gewusst? Selbst heute war sie sich nicht sicher. Die ersten Liebesregungen eines jungen Mädchens

Weitere Kostenlose Bücher