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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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niedergeschlagen wurde.«
    »Sean war nicht aggressiv«, kam Mark Bolands Stimme aus der Ecke des Raumes; er sah bleich aus. Er strich sich die Haare aus der Stirn und blickte Bay an. »Er war ein umgänglicher Mensch.«
    »Ist«,
korrigierte Bay ihn barsch.
    Wenn Mark wüsste, wie Sean ihn gehasst hatte, als er von Anchor Trust zur Shoreline Bank übergewechselt war, um den Posten des Vorstands zu übernehmen, den Sean in der Tasche zu haben geglaubt hatte.
    »Könnte er einen Gedächtnisverlust erlitten haben?«, fragte Tara den Agenten. »Durch die Kopfverletzung?«
    »Möglich ist alles«, räumte Holmes ein. »Aber wir werden bald mehr wissen: Die Geschichte wird heute Abend in sämtlichen Medien für Schlagzeilen sorgen, und falls er irgendwo auftaucht, werden die Leute ihn erkennen und sich mit uns in Verbindung setzen. Oder mit Ihnen, Mrs.McCabe. Wenn das nicht bereits geschehen ist. Haben Sie mit Ihrem Mann gesprochen? Oder hat ihn jemand gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Bay ruhig, noch immer aufgewühlt, weil Mark die Vergangenheitsform gewählt hatte. Er dachte – wie alle –, dass Sean längst nicht mehr am Leben war. Und Bay wusste, dass ihr Mann alles andere als umgänglich war. Er war ein Hitzkopf, ein Mensch mit Ecken und Kanten, blind in seiner Begeisterung für alles, was er liebte, und er nahm kein Blatt vor den Mund, wenn ihm etwas missfiel. Wusste Mark das nicht? Sean hatte während seiner Highschool- und Collegezeit Basketball gespielt, in einer Mannschaft, die den Meistertitel errungen hatte. Er kämpfte immer noch mit harten Bandagen, gleich bei welchen Aktivitäten. Diese Rücksichtslosigkeit war Teil seiner Persönlichkeit. Und Sean hatte Mark oft eingeladen, wenn er mit der
Aldebaran
an Haifang-Wettbewerben vor der Küste von Montauk und Martha’s Vineyard teilnahm oder die Spielcasinos unsicher machte. Nicht zu vergessen die Golfspiele im Club. Wie viele Masken trug Sean im Umgang mit anderen Leuten? Auch bei ihr?
    Bay erinnerte sich an die Weihnachtsfeier der Bank, die letztes Jahr im Yachtclub veranstaltet worden war. Noch angeknackst von der Affäre mit Lindsay, hatte Bay nicht hingehen wollen. Sie wäre am liebsten zu Hause geblieben, hätte sich gern vor neugierigen Blicken versteckt. Aber Sean hatte sie in die Arme geschlossen, sie gewiegt und sie zu überreden versucht.
    »Du bist diejenige, die ich liebe«, hatte er gesagt und ihr unverwandt in die Augen geblickt. »Ich bezweifle, dass überhaupt jemand etwas ahnt, aber selbst wenn, werden wir ihnen zeigen, aus was für einem Holz wir geschnitzt sind, Bay. Bitte, ja? Die Leute werden sich das Maul zerreißen, wenn du zu Hause bleibst. Sie führen genau Buch – wer aufkreuzt und wer nicht. Mark und Alise, mit ihrer perfekten Ehe –«
    »Wen interessiert das, Sean? Es geht nicht darum, was die Leute in der Bank von uns denken – das ist eine Sache zwischen uns beiden.«
    »Ich werde alles tun, um unsere Beziehung zu kitten. Ich werde mich ändern.« Seans Blick war so intensiv, dass er Bays Aufmerksamkeit fesselte; obwohl sie kaum glauben konnte, dass er es ernst meinte. »Ich werde aufhören –«
    »Womit?«
    Sean hatte geschwiegen, den Kopf gebeugt, seine Augen gerieben. Bay hatte sich nervös gefragt, ob er mit neuen Einzelheiten über seine Affäre mit Lindsay aufwarten wollte – oder mit einer anderen Frau. Rückblickend überlegte sie, ob er vielleicht drauf und dran gewesen war, ihr eine Verfehlung ganz anderer Art zu beichten.
    Sie hatten an der Weihnachtsfeier im Yachtclub teilgenommen. Mark und Alise hatten sie herzlich begrüßt, mit Umarmungen und Küssen. Lindsay hatte das Richtige getan und sich am anderen Ende des weitläufigen, offenen Raumes aufgehalten. Frank Allingham hatte Bay auf die Wange geküsst und ihr das Versprechen abgenommen, mit ihm zu tanzen. Mark hatte sich Sean geschnappt, ihn beiseite genommen, allem Anschein nach, um zu fachsimpeln … inzwischen fragte sie sich, ob Mark die Sache mit Seans Privatkunden damals schon nicht ganz geheuer war.
    »Mein Mann ist immer im Dienst«, hatte Alise mit einem trockenen Lächeln gesagt. »Nicht einmal bei der Weihnachtsfeier kann er Sean seinem Vergnügen überlassen.«
    Bay erinnerte sich, dass sie von Alises Aussehen fasziniert gewesen war; sie strahlte, ungetrübt von jeder Sorge. Leuchtender Teint, perfekt sitzende Pagenkopf-Frisur, Diamantohrringe, die Augen bewundernd auf ihren Mann gerichtet. Die beiden waren kinderlos und verkehrten in

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