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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ihn beschwörend an.
    »Hörst du?«
    Billy nickte, aber seine Miene blieb angespannt.
    »Von nun an benutzt bitte die Hintertür, bis die Reporter abziehen. Nehmt die Abkürzung durch den Garten und die Marsch, wenn ihr zum Strand wollt. Einverstanden? Niemand wird Lust haben, euch durch den Morast zu folgen. Sprecht mit keinem von ihnen. Wir wollen eurem Vater die Chance geben, die Sache aufzuklären.«
    »Kommt er bald nach Hause?«, fragte Billy.
    Bays Herz klopfte. »Ich hoffe es, Billy.«
    »Was ist, wenn ihm böse Leute einen Schlag auf den Kopf gegeben und über Bord geworfen haben?«, fragte Peggy.
    »Ich schwöre, ich bringe jeden um, der Dad so etwas angetan hat«, sagte Billy.
    »Ich auch«, pflichtete Peg ihm bei.
    »So solltet ihr nicht reden«, wies Bay sie sanft zurecht, in die besorgten Augen ihrer Kinder blickend. »Euer Vater ist gestolpert und hat sich den Kopf am Tisch angeschlagen. Das hat uns die Polizei erzählt. Erinnert ihr euch?«
    »Ja, er leidet unter Gedächtnisschwund.« Billys Stimme klang mit einem Mal zuversichtlicher. »Er hat irgendwo ärztliche Hilfe bekommen und kann sich nicht an seinen Namen erinnern.«
    Peggy verzog schmerzlich das Gesicht. »Wie soll er sich an uns erinnern, wenn er nicht einmal mehr seinen
eigenen Namen
kennt? Wie soll er da
nach Hause
zurückfinden?«
    »Es wird ihm schon wieder einfallen«, versicherte Bay, bemüht, Fassung zu bewahren und sich ihre eigene Verärgerung und Wut nicht anmerken zu lassen – oder ihre wachsende Überzeugung, dass Sean sich sehr wohl an alles erinnerte und sich vorsorglich aus dem Staub gemacht hatte.
    Billy schien Gefallen an der Idee zu finden, der Presse ein Schnippchen zu schlagen, und so suchte er seine und Pegeens Strandsachen zusammen und schlüpfte mit ihr zur Hintertür hinaus. Bay sah ihnen nach, wie sie den Garten durchquerten und auf der morastigen Böschung der Marsch entlang in Richtung Strand marschierten. Sie winkten Annie und Tara zu, die sich auf der anderen Seite des Flüsschens in Taras Garten befanden. Annie hatte kaum ein Auge zugetan und nur geweint, wenn sie sich ihren Vater ganz alleine da draußen in der großen weiten Welt vorstellte, nur mit ihrem kleinen grünen Boot, das ihm Gesellschaft leistete.
    Bay konnte ihren Schmerz nachfühlen. Als die Kinder ihrem Blick entschwunden waren, ging sie nach oben, um sich eine Weile hinzulegen.
    Ihr Mann hatte sich vermutlich eine schlimme Kopfverletzung zugezogen, und niemand wusste, wo er steckte. Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Hatte er seine Familie verlassen, wegen der Straftaten, die man ihm zur Last legte? Oder hatten sich die schlimmsten Befürchtungen der Kinder und ihre eigenen bewahrheitet – war er tot?
    Sie ließ ihren Tränen freien Lauf, und obwohl sie Sean für das, was er ihnen angetan hatte, hasste, hatte sie sein Kopfkissen nicht gewaschen, um seinen Geruch zu bewahren. Als sie ein Klopfen an der Haustür hörte, schreckte sie hoch, versuchte, ihm keine Beachtung zu schenken. Aber es hörte nicht auf, und so trocknete sie ihre Augen und ging nach unten.
    Es war Joe Holmes, die Meute der Reporter im Schlepptau. Bay starrte sie durch die Fliegengittertür an.
    »Hallo, Mr.Holmes.«
    »Nennen Sie mich Joe. Wie geht es Ihnen?« Als sie schwieg, errötete er. »Es tut mir leid – das war eine dumme Frage.« Plötzlich fühlte sie sich befangen, weil sie dunkle Ringe unter den Augen und fünf Kilo abgenommen hatte.
    »Kommen Sie herein.« Sie öffnete die Fliegengittertür.
    »Sind Ihre Kinder da?«, fragte er.
    Bay blinzelte und schüttelte den Kopf. Als sie aus dem Fenster blickte, sah sie Annie und Tara, die den Garten sprengten. Ein silberner Wasserstrahl schoss in hohem Bogen aus dem Schlauch, glitzerte in der Sonne. Bays Kehle fühlte sich ausgedörrt und trocken an. Sie hatte seit dreizehn Tagen, seit Seans Verschwinden, keinen Fuß mehr in ihren eigenen Garten gesetzt. Joe folgte schweigend ihrem Blick.
    »Wir hatten gehofft, Sean inzwischen zu finden«, sagte Joe schließlich.
    Bay nickte, umklammerte ihre Unterarme, als müsste sie ihren Körper zusammenhalten.
    »Und warum HABEN Sie nicht?«, brach es aus ihr heraus. »Sie sagten, er sei schwer verletzt – hätte er nicht ärztliche Hilfe gebraucht?«
    »Eindeutig. Wir haben sämtliche Krankenhäuser überprüft, in drei Staaten. Wir haben uns mit Ärzten und Kliniken in Verbindung gesetzt …«
    »Wer war sonst noch bei ihm auf dem Boot? Haben Sie die Personen

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