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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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ausfindig gemacht, konnten die Ihnen nicht weiterhelfen?«
    »Wer auch immer dort war, war schlau genug, sämtliche Fingerabdrücke zu entfernen. Da gibt es noch ein paar Dinge … können wir irgendwo ungestört reden?«
    Bay nickte, und er folgte ihr in die Küche, nahm auf einem Hocker an der Frühstückstheke Platz. Ein ausgestopfter Bullenhai hing von der Decke herab. Sean hatte ihn im letzten Sommer bei einer Angeltour nach Montauk Point gefangen. Bay hatte Einspruch gegen einen Kadaver in ihrer Küche erhoben, aber Sean hatte seinen Willen durchgesetzt.
    »Lieben Sie Ihren Mann?«, fragte Joe.
    »Ja«, antwortete Bay, ohne zu zögern.
    »Sind Sie sicher?«
    Er starrte sie an, als könnte er ihre Gedanken lesen und erkennen, ob sie log. Verunsichert erwiderte Bay den Blick und hob kämpferisch das Kinn. »Ja«, wiederholte sie.
    Sie hatte von ihrer eigenen Mutter und von Taras gelernt, ihre Familie zu verteidigen, kostete es, was es wollte.
    »Ich hoffe, dass Sie es nicht zu schwer nehmen, wenn Sie erfahren, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf«, erwiderte Bay fest, obwohl sie innerlich zitterte.
    »Sie wissen wahrscheinlich, dass ich auf Ermittlungen spezialisiert bin, bei denen es um schwere Unterschlagungen in der Bankbranche geht.«
    »Das wusste ich nicht. Ich weiß nur, dass Sie beim FBI sind.«
    »Richtig. Ich gehöre zur Dienststelle New Haven. Wenn ein Kapitalverbrechen vorliegt, ziehen sie Spezialisten hinzu. Ich bin …«
    »Spezialist für Unterschlagungen in der Bankbranche.« Die Worte klangen fremd in Bays Ohren.
    Joe nickte.
    »Ich weiß aus Erfahrung, dass es für die Bereichsleiter einer Bank normalerweise schwierig ist, Unterschlagungen zu begehen, weil sie mit dem Geld nicht unmittelbar in Berührung kommen. Bei Diebstahl gerät gewöhnlich als Erstes das Schalterpersonal in Verdacht. Manchmal machen die Topmanager gemeinsame Sache mit den Zweigstellenleitern. Oder, eine weitere Möglichkeit, mit anderen Mitgliedern der Führungsetage. Also Angehörigen der Bank, Insider.«
    Bays Mund war trocken. Durch das Fenster konnte sie ihren Garten sehen. Er befand sich in einem grauenhaften Zustand. Binnen kürzester Zeit war nichts mehr vorhanden von der einstigen Blütenpracht: Rosen, Päonien, Schwarzäugige Susanne, Gartenwicken und Rittersporn waren verwelkt und verdorrt, siechten dahin, genau wie ihr Leben, ihre Familie.
    Sie blinzelte, bemühte sich, wieder zuzuhören.
    »Im Allgemeinen machen sich diese Topmanager nicht selbst die Hände schmutzig, sondern nutzen ihren Einfluss … vergeben Darlehen an Scheinfirmen, die sie selbst gegründet haben … oder bewilligen ›faule‹ Kredite, von denen sie wissen, dass sie nie zurückgezahlt werden … nehmen Schmiergelder an … nutzen ihre Befugnisse …«
    »Damit käme Sean niemals durch! Es gibt ein Aufsichtsgremium, dem er rechenschaftspflichtig ist. Treuhänder, andere Vorstandsmitglieder …«
    »Die Leute kennen ihn, vertrauen ihm«, fuhr Joe ungerührt fort. Er trug einen Nadelstreifenanzug und eine marineblaue Krawatte mit kleinen weißen Punkten; sie sah, wie er sich mit dem Finger um den Hals strich, sah den Schweißfilm auf seiner Stirn. Im Haus gab es keine Klimaanlage, sie brauchten keine bei der Brise, die vom Meer herüberwehte. Während der Sommermonate lief man in Shorts oder Badeanzug herum. Niemand hätte es in diesem Haus lange mit Jackett und Krawatte ausgehalten. Jeden Abend, wenn Sean von der Arbeit heimkehrte, zog er als Erstes den Anzug aus, noch bevor er die Küche betrat.
    »Genau. Sie vertrauen ihm.« Sie musterte Joes Schweißperlen.
    »Er nimmt an der Kreditausschusssitzung teil, setzt seine Unterschrift unter das fragwürdige Darlehen; die anderen wundern sich vielleicht, belassen es aber dabei. Sie sagen sich ›Wenn Sean meint …‹ Möglich, dass sie skeptisch sind, aber wenn er grünes Licht gibt, geht die Sache für sie in Ordnung. Sie halten den Mund. Oder er hatte einen Komplizen, was wir aber gerade so gut wie ausgeschlossen haben.«
    »Wollen Sie behaupten, es habe faule Kredite gegeben?«
    Joe nickte langsam. »Ja, in der Tat. Vor sechs Monaten.«
    Bay war bestürzt. »Und da ermitteln Sie erst jetzt? Ganz abgesehen davon, wie kommen Sie auf die Idee, Sean könnte sich falsch verhalten haben? Wenn jemand zahlungsunfähig wird, ist das doch nicht seine Schuld, sondern die des Kreditnehmers …«
    »Die Sache flog bei der internen Buchprüfung der FDIC

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