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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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unbewusst zum Ausdruck kamen.
    Er hatte die Art gesehen, wie ein Scheckfälscher »Paris« und ein Mörder »Mary Ann« notiert hatte, oder wie ein Schmuggler »South Beach« mit einer gewissen Leichtigkeit zu Papier gebracht hatte, alle Träume dieser Kriminellen spiegelten sich in den Worten wider.
    Aber »das Mädchen« stand auf einem anderen Blatt. Joe waren die dicken schwarzen Buchstaben aufgefallen, die schweren Balken der Umrandung: Als ob dieses Mädchen, wer immer es auch sein mochte, Sean schwer zu schaffen machte.
    »Hat Sean jemals mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen, über die Bank?«
    »Natürlich. Wir sind schließlich Kollegen.«
    »Hat er jemals angedeutet, was er gegen die Unterschlagungen unternehmen wollte?«
    »Natürlich nicht. Ich hatte keine Ahnung … Ich kann es immer noch nicht glauben. Seine Kunden hielten große Stücke auf ihn. Und wenn von ihnen die Rede war, hatte man das Gefühl, dass ihm jeder Einzelne am Herzen lag.«
    Joe nickte. Das war keine Abweichung vom Verhalten anderer Krimineller im Managementmilieu; dort war man in einem solchen Maß daran gewöhnt, jedermann zu belügen, dass man sich selber etwas vormachte.
    »Gab es jemanden, dem er besonders nahe stand? In der Bank?«
    »Frank Allingham. Und soweit ich weiß hat er ab und zu ein Glas mit dem Rechtsberater der Bank, Ralph Benjamin, getrunken.«
    »Was ist mit Mark Boland? Haben die beiden ihre Fehde beigelegt?«
    »Nein. Tatsächlich war es Mark gewesen, der mich bat, den Bericht über die Unregelmäßigkeiten in der Bank zu schreiben. Ich fand, das wäre eigentlich seine Aufgabe gewesen – zuerst hatte ich gehofft, dass er die Sache hausintern regeln würde …«
    »Aber das wäre natürlich ein Verstoß gegen die Bestimmungen gewesen«, erwiderte Joe bedächtig. »Sobald Sie Alarm gegeben haben, war Mark gesetzlich verpflichtet, das FBI einzuschalten.«
    »Was würden wir bloß ohne die gesetzlichen Bestimmungen für die Banken anfangen?«, sagte Fiona kopfschüttelnd. »Sean wäre möglicherweise mit heiler Haut davongekommen.«
    »Entschuldigung?«
    »Hätte sich keine Kopfverletzung zugezogen, meine ich. Oder was auch immer auf dem Boot geschehen sein mag.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil er völlig durchdrehte, als er bei der Besetzung von Marks Position übergangen wurde. Wenn er nur mehr Zeit gehabt hätte, sich zu fangen. Er muss Wind von den Ermittlungen bekommen haben, in Panik geraten sein. Ich glaube, er trank in letzter Zeit mehr, als ihm guttat – vielleicht waren sogar Drogen im Spiel.«
    »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
    »Sean ist kein Kind von Traurigkeit. Mit Sicherheit bin ich nicht die Erste, die Ihnen das erzählt.«
    »Nein. Sind Sie nicht. Ich habe das Gefühl, dass er ziemlich zügellos war. Übrigens, gab es jemanden, den er mit ›das Mädchen‹ bezeichnete?«
    Fiona runzelte die Stirn, schien ratlos zu sein.
    Genau in diesem Moment steckte Mark Boland den Kopf zur Bürotür herein. Er wirkte angespannt und gequält, aber er begrüßte Joe mit einem breiten Lächeln. »Wie geht’s, Agent Holmes?« Er schüttelte ihm die Hand. »Brauchen Sie neben Fionas Auskünften noch weitere sachdienliche Hinweise?«
    »Er wollte gerade wissen, wen Sean mit ›das Mädchen‹ gemeint haben könnte.«
    »Er nennt seine Töchter ›die Mädchen‹, denke ich. Manchmal schließt er damit Bay mit ein. Wie: ›Die Mädchen und Billy warten zu Hause auf mich.‹ Sind Sie verheiratet, Mr.Holmes?«
    »Nein.«
    »Meine Frau würde mich dafür umbringen, aber es gibt keine Altersgrenze, um seine bessere Hälfte ›Mädchen‹ zu nennen. Vielleicht war Bay gemeint. Andererseits hätte das bei Sean auch etwas anderes bedeuten können.«
    »Ich glaube, ich kann mir langsam ein Bild machen.«
    »Nun, dann überlasse ich es Fiona, die restlichen Fragen zu beantworten. Auf mich wartet eine Konferenzschaltung mit der Bundessteuerbehörde und unserem Anwalt. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.«
    Joe bedankte sich, dann wandte er sich wieder Fiona Mills zu. Sie hatte ihm viel Zeit gewidmet, und nun war es an ihm, sich zu verabschieden. »Möchten Sie noch etwas hinzufügen?«, fragte er.
    Fiona zuckte die Achseln. »Manchmal denke ich, Sean ist das viele Geld, das er verwaltete, zu Kopf gestiegen.«
    Joe beobachtete, wie sie die Hände verschränkte und nachdenklich die Kante des Schreibtisches berührte. »Er stammt aus einer Arbeiterfamilie. Wir stehen uns nicht sehr nahe, aber wir waren – ein paar

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