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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mal miteinander auf Geschäftsreise. Wir kamen während der Fahrt miteinander ins Gespräch oder tranken etwas im Hotel. Ich gehe davon aus, dass seine Familie nicht reich war – obwohl sie ein ganz gutes Auskommen hatte, nach den Maßstäben der Mittelschicht. Aber das große Geld – das kam erst später, als Sean in eine Führungsposition bei der Bank aufstieg. Er hatte immer das Gefühl, in seiner Kindheit und Jugend etwas verpasst zu haben.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Mitgliedschaft im Country Club. Er spielte den Caddy für die Golfer. Und im Yachtclub arbeitete er als gemeiner Matrose für Leute wie meinen Vater und meine Onkel, die ihre eigene Yacht besaßen. Ich denke, ich repräsentierte etwas für ihn, was er sich sein Leben lang gewünscht hat: dazuzugehören.«
    »Dazugehören – zu wem oder was?«, fragte Joe. Gehörte Sean nicht zu einer fantastischen Familie – Bay und den Kindern?
    »Sie wissen schon, Mr.Holmes. Tun Sie nicht so begriffsstutzig. Ich meine zum ›Club‹. Drinnen statt draußen zu sein. Das Wissen, dass einem alle Türen offen stehen. Für einige von uns war das seit frühester Kindheit selbstverständlich. Für Sean nicht.«
    »Ich verstehe, Miss Mills. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.« Als er aufstand und sich zum Gehen anschickte, bemerkte er eine Glasvitrine, gefüllt mit Trophäen – für Pferdeschauen, Regatten, Tennisturniere. »Gehören die Ihnen?«
    »Ja. Mein Vater legt großen Wert auf sportliche Spitzenleistungen.«
    »Der Wettbewerbsgeist scheint in der Shoreline Bank ungemein lebendig zu sein.« Er entdeckte eine leere Stelle im mittleren Regal, mit Staub um einen glänzenden Kreis, auf dem sich vermutlich der Fuß eines Pokals befunden hatte. »Was stand denn dort?«
    »Merkwürdig, dass Sie danach fragen.« Ihr Blick umwölkte sich. »Ich vermisse eine silberne Schale. Nichts schrecklich Wichtiges – aber ich habe sie vor einigen Jahren bei einer Pferdeschau gewonnen.«
    Joe nickte, dankte Fiona, dass sie Zeit für ihn erübrigt hatte. Als er aus ihrem Büro trat und dem Ausgang zustrebte, war er sich der versteckten Blicke der Bankangestellten bewusst, die ihm folgten.
    Mit Ausnahme von Mark Boland. Er telefonierte, bohrte mit dem Finger Löcher in die Luft. Scheint selbst ein ziemlich ehrgeiziger Typ zu sein, dachte Joe, als er zu seinem Auto ging.
     
    Als Joe Holmes wegfuhr, ließ Tara Bay noch eine halbe Stunde Zeit, in der sie mit Annie einen riesigen Blumenstrauß pflückte. Dann wateten sie durch das Flüsschen und nahmen die Abkürzung durch den Garten hinter dem Haus. Die Aasgeier von der Presse riefen ihnen von der Einfahrt aus etwas zu, und Annie zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. Als sie das Haus betraten und in Sicherheit waren, bat Tara ihr Patenkind, die Blumen in einer hohen Vase zu arrangieren; sie stieg die Treppe hinauf und fand Bay zusammengerollt auf dem Bett.
    »Der Tag ist viel zu schön, um sich drinnen zu verkriechen«, sagte Tara. »Trotz all der Idioten, die dein Haus belagern.«
    Bays Gesicht blieb im Kopfkissen vergraben.
    Tara setzte sich auf die Bettkante, legte die Hände auf Bays Schulter. Sie war viel zu dünn, beinahe zerbrechlich, als würde ihr die Nervenprobe, die sie gerade durchmachte, die letzte Kraft rauben.
    »Bay? Joe Holmes hat dir offensichtlich einen Besuch abgestattet.«
    Keine Antwort, nur ein unterdrücktes Schluchzen.
    »Bay?«
    »Es ist grauenhaft, Tara«, flüsterte Bay schließlich. »Noch schlimmer, als ich dachte. Sean hat die Unterschlagungen wirklich begangen, hat alles geplant, seine Kunden benutzt. Das Geld ist irgendwo auf einem geheimen Konto geparkt – furchtbar.«
    »Ist dieser Typ vom FBI sicher?«
    »Ja. Er hat jede Menge Indizien. Er hat mir einige vorgelegt. Einschließlich unserer Kontoauszüge …«
    »Bay, nein – er hat doch nicht etwa Geld von eurem gemeinsamen Konto genommen …«
    Bay nickte, begann zu schluchzen. Sie umklammerte das Kopfkissen, das nass von Tränen war. Tara empfand mit einem Mal eine so überwältigende Wut auf Sean, dass sie nur mit Mühe ihre Stimme unter Kontrolle halten konnte.
    »Wie schlimm ist es?«
    »Ich weiß es noch nicht, Tara. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Für mich bricht eine Welt zusammen: Er ist ein Verbrecher. Mein Mann! Ich muss völlig verblendet gewesen sein, sonst hätte ich doch etwas bemerkt! Was soll ich bloß den Kindern sagen? Jeden Tag kommen neue Horrorgeschichten ans

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