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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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warf Mark Boland ein, »hätte ich ihn fristlos entlassen. Wir machen Drogentests bei unseren Mitarbeitern – Sean selbst hatte das eingeführt! Abgesehen davon war er früher Hochleistungssportler gewesen.«
    »Er liebte das Risiko«, sagte Joe. »Er hatte vermutlich seinen Spaß daran, Koks zu nehmen, während andere Angst gehabt hätten, erwischt zu werden.«
    »Sie haben doch …« Mark errötete. Joe spürte die Anspannung des Mannes, aber er saß stumm da und wartete. »Sie haben doch nach ›dem Mädchen‹ gefragt.«
    »Ja.«
    »Ich weiß, wen Sean damit gemeint haben könnte.« Mark warf Frank einen raschen Blick zu. »Sie doch auch, Frank, oder?«
    »Herrgott, ja.« Frank schüttelte den Kopf. »Ich möchte mich lieber nicht dazu äußern – weil es Bay verletzen wird.«
    »Deshalb haben wir beide geschwiegen«, sagte Mark. »Bitte missverstehen Sie mich nicht – die Shoreline Bank möchte keinesfalls Ihre Ermittlungen behindern. Die Entscheidung, diese Information zurückzuhalten, lag allein bei mir.«
    »Und bei mir«, fügte Frank hinzu.
    »Also …« Mark drehte verlegen einen Kugelschreiber zwischen den Zeigefingern und sah nicht hoch. »Mit dem ›Mädchen‹ war Seans neueste Flamme gemeint, die Nächste auf der Liste seiner Eroberungen.«
    »Auf der was?«
    »Seans Libido war Weltklasse«, sagte Frank. »Frauen zu erobern war für ihn wie eine olympische Sportart, ein spannendes Spiel. Er täuschte nie vor, es sei Liebe. Für ihn zählte nur die Jagd nach Trophäen.«
    »Was Sie nicht sagen«, meinte Joe.
    Mark nickte. »Sogar in der Bank. Ich möchte nicht auf die Einzelheiten eingehen, aber mir kam zu Ohren, dass er mit einer unserer weiblichen Führungskräfte die Grenze des Schicklichen überschritten hatte. Ich nahm ihn ins Gebet, sagte ihm, dass er sich – und die Bank – ins Gerede bringen würde, ein Prozess wegen sexueller Belästigung sei geradezu vorprogrammiert. Ich forderte ihn auf, die Geschichte sofort zu beenden. Und er meinte: ›Mark, ich mache dem Mädchen nur den Hof. Das ist alles.‹«
    »Bezog er sich auf eine bestimmte Frau?«
    »Nein.« Frank blickte von Mark zu Joe. »Ich habe den Ausdruck oft von ihm gehört. Im Hinblick auf völlig Fremde. Im Casino – ›das Mädchen‹. Am Kai – ›das Mädchen‹. Die ganze Sache …« Frank verstummte. »Ich habe es nie begriffen. Ein Mann mit einer so netten Familie …«
    Das war der Teil, der auch Joe unter die Haut ging. Eigentlich sollte er neutral bleiben, aber er konnte nicht anders. Was für ein Trottel hatte eine Frau wie Bay und ließ sie allein, flüchtete und setzte alles aufs Spiel mit Kokain und anderen Frauen? Und welcher Vater, der Töchter hatte, würde so ungezwungen über Mädchen sprechen? Das alles war unvorstellbar abstoßend und kaum zu glauben, selbst bei einem Mann wie Sean.
    Unlängst hatte Joe Holmes begonnen, seine Aufmerksamkeit auf ein Schließfach zu konzentrieren.
    Schließfach 436 in der Silver Bay-Zweigstelle der Anchor Trust Company. Joe wäre möglicherweise nie darüber gestolpert, wenn nicht im Laufe seiner Befragung mit Ralph »Red« Benjamin, dem Justiziar der Bank, die Rede auf Seans Reserverad gekommen wäre.
    »Sein Wagen war schlimm beschädigt, wie ich hörte?«, hatte Mr.Benjamin gefragt.
    »Schlimm genug, um McCabes Schicksal zu besiegeln.«
    »Er starb an den Folgen des Unfalls? Es hieß, es sei Mord gewesen.«
    »Davon gehen wir nach wie vor aus.«
    »Könnte es sein, dass er vorsätzlich von der Fahrbahn abkam? Weil Sie ihm auf den Fersen waren und er keinen anderen Ausweg mehr sah?«
    »Das war keine Absicht.« Joe dachte an die tiefe, klaffende Kopfwunde, die scharlachroten Ränder und den sichtbaren weißen Knochen. Sean wäre seiner Verletzung in jedem Fall erlegen, wenn sie unbehandelt geblieben wäre; er wäre verblutet, was letztlich ja auch passiert war.
    Aber es gab noch andere Anhaltspunkte für einen Mord – die Reifenmuster, die gegen einen Unfall sprachen, die toxikologische Untersuchung, bei der das Kokain nachgewiesen worden war, und Indizien, dass sich noch jemand im Auto befunden hatte: die Beifahrertür, die sperrangelweit offen stand, eine mit Kokain gefüllte Parfümflasche, die auf die Anwesenheit einer Frau hindeutete, ein Paar Latexhandschuhe, das sich am Ufer im Schilf verfangen hatte.
    »Warum suchen die Taucher immer noch den Fluss ab?«, hatte Red Benjanim gefragt. »Als ich heute Morgen an der Unfallstelle vorbeikam, sah ich die

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