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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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verschwand.

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    12
    J oe Holmes saß in seinem Büro, einer zeitweiligen Niederlassung des FBI in einer Einkaufsmeile zwischen East Shore Coffee Roasters und Andy’s Used Records, soweit man in Black Hall, Connecticut, von einer Einkaufsmeile reden konnte. Diese Kleinstadt legte Wert auf Gediegenheit und schrieb Klasse groß. Sie hatte der Kommerzialisierung Rechnung getragen, indem sie dem Coffeeshop die Genehmigung erteilt hatte, einen Wimpel mit dem firmeneigenen Logo – ein dampfender Kaffeebecher mit dem Aufdruck » ESCR « – an einer Stange aufzuhängen, die über der Ladenfront aus dem Mauerwerk ragte. Joe mochte den Kaffee, und er mochte Andy und seine Schallplatten aus zweiter Hand, doch im Augenblick musste er sich konzentrieren.
    Er hatte sein Jackett über die Stuhllehne geworfen, und nun lockerte er die Krawatte und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch; dann ging er noch einmal die Liste mit den gesicherten Erkenntnissen und den noch offenen Fragen durch, die einer Klärung bedurften, bevor er den Fall abschließen konnte. Eigentlich hätte er sich Bay McCabe noch einmal vorknöpfen müssen, aber im Moment konnte er sich nicht dazu aufraffen. Andy Crane war nach wie vor mit dem Sammeln von Hintergrundinformationen beschäftigt und fühlte den Nachbarn auf den Zahn. Und wozu? Um in Erfahrung zu bringen, ob Bay ein Geheimnis hatte? Eine verborgene Vorliebe für Diamanten und Platin? Joe starrte Seans Dossier an.
    Sean McCabe: skrupelloser Krimineller oder hirnverbrannter Idiot, der durch seine eigene Dummheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten war? Offenbar hatte er wie die meisten, die in Joes Fänge gerieten – »Gesetzesbrecher« war ein zu starkes Wort für Menschen seines Schlags –, ein bisschen was von beidem. Während die Klimaanlage summte, blätterte er das Dossier durch, das er angelegt hatte. Sein Blick fiel auf das Firmenfoto, das einen strahlenden Sean zeigte: akkurat gekämmtes sandfarbenes Haar, grüne Augen, breites Lächeln, blauer Anzug und rote Krawatte. Es übermittelte die Botschaft: »Ich habe die gleiche Schule wie du besucht; wir können Pferde miteinander stehlen; unsere Frauen kaufen im selben A&P-Laden ein.«
    Das Farbfoto hatte im Foyer der Bank gehangen, inmitten einer ganzen Galerie von Mitarbeiterporträts, die die Kunden überzeugen sollte, dass ihr Geld gut aufgehoben war.
    Aber das hatte sich als Trugschluss erwiesen.
    Die meisten Manager von Kleinstadtbanken waren nette, ehrliche Männer, denen nicht im Traum einfallen würde, Gelder zu veruntreuen. Sie verdienten sich das Vertrauen ihrer Kunden durch harte Arbeit, untadeligen Führungsstil, kluge Investitionen und gute Beziehungen zur Gemeinde. Sie hatten ihren Abschluss an einem erstklassigen College gemacht und konnten sich, was das finanzielle Know-how betraf, in jeder Beziehung mit ihren Wall-Street-Kollegen messen.
    Die Arbeit in einer kleinen Bank entsprach eher ihrem Naturell. Ihr Ehrgeiz hielt sich in Maßen, genau wie ihre Risikofreudigkeit. Die Belohnungen mochten nicht so üppig und spektakulär sein, aber sie erfolgten stetig und systematisch. Statt Penthouse-Wohnung mit Vogelperspektive und Nachtleben in der Großstadt besaßen die Manager der kleinen lokalen Banken große Häuser auf teuren Grundstücken und kamen fast jeden Abend rechtzeitig nach Hause, um vor dem Essen noch mit den Kindern zu spielen.
    Joe hatte landauf, landab in Betrugsfällen ermittelt; er hatte auch in New York und Boston einige Zeit auf der Jagd nach Ganoven verbracht, die der Oberliga angehörten und ihr Geld in der Schweiz oder in Buenos Aires in Sicherheit brachten. Die Öffentlichkeit konnte besser mit dem Gedanken umgehen, dass sie von einem aalglatten, mit allen Wassern gewaschenen Gauner hereingelegt worden war als von jemandem, der völlig unbedarft wirkte, wie der nette Nachbar von nebenan, der in seiner Freizeit die Baseballjugend trainierte.
    Sean war eine besonders harte Nuss. Alle hatten ihn gemocht. Joe bekam immer wieder zu hören: »Ich kenne Sean seit frühester Kindheit – dazu wäre er nie fähig gewesen.«, »Er hat die beste Frau der Welt. Vergessen Sie’s.«, »Wir sind oft miteinander angeln gegangen!«, »Wir haben zusammen Golf gespielt!«, »Ich habe ihn damals bei dem Endspiel um die Landesmeisterschaft im Basketball gesehen!«, »Wir haben ihn jeden Sonntag in der Kirche gesehen …«
    Das Gefühl, dass man ihr Vertrauen verraten hatte, war groß bei den Bewohnern der Stadt

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