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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Mannschaftswagen und die rot-weiße Flagge auf dem Schwimmer auf und ab hüpfen …«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall«, hatte Joe erwidert. Er hatte nicht vor, dem Anwalt zu erzählen, dass sie McCabes Handy gesucht hatten. Alle Befragten hatten übereinstimmend erklärt, dass Sean keinen Schritt ohne es machte, aber das Handy war nicht im Wagen gewesen. Möglicherweise war es von den starken Strömungen unter der Brücke mitgerissen worden; die Taucher suchten den Schlickboden auf dem Grund des Flusses ab.
    »Hmm«, hatte Benjamin erwidert, den Kopf geschüttelt und Joe mit einem trockenen Lächeln bedacht. »Vielleicht sollten sie mal in Seans Reserverad nachsehen.«
    »Warum denn das?«
    Benjamin zuckte die Schultern, immer noch mit einem halben Lächeln. Er war ungefähr in McCabes Alter, mit beginnender Stirnglatze und ausladendem Bauch. Joe war ein paar Jahre älter, doch er hielt sich mit schweißtreibenden Fitnessübungen in Form.
    »Hat Ihnen das niemand gesagt?«, fragte Benjamin überrascht. »Mist, ich hätte selbst die Initiative ergreifen und nachschauen sollen …«
    »Der Wagen ist nicht mehr im Wasser.« Joes Interesse erwachte, als er die Reaktion des Anwalts bemerkte.
    »Das ist mir schon klar. Was das Reserverad betrifft … Sean pflegte seine Wertsachen, einschließlich der Spielbankgewinne, hinten im Laufradschacht aufzubewahren. Wahrscheinlich dachte er, dort wären sie sicherer.«
    »Wertsachen?«
    »Ja. Wenn es welche gab. Keiner von uns hatte viel Glück im Casino. Sean sprach davon, nach Vegas oder Monte Carlo zu fliegen, aber das war nur Gerede. Er meinte, seiner Frau würde Monte Carlo gefallen.«
    »Was Sie nicht sagen!« Joes Miene war ausdruckslos; er hörte zum ersten Mal, dass McCabe den Namen seiner Frau auch nur erwähnt hatte.
    »Ja. Er meinte, es würde ihr gefallen, die Blumen an der Côte d’Azur mit eigenen Augen zu sehen. Sie sei ein nettes Mädchen; liebe die Natur. Die einfachen Dinge des Lebens.« Der Gesichtsausdruck des Anwalts enthüllte, dass er den einfachen Dingen des Lebens keinen großen Wert beimaß, genau wie Sean. Joe verstand seine eigene Reaktion nicht: Er hätte dem Anwalt am liebsten ein Ding verpasst, damit ihm das selbstgefällige Grinsen verging.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Benjamin fort. »Dort hätte er seine Gewinne aufbewahrt – im Reserverad. Hören Sie, ich muss zum Gericht. Wenn Sie sonst keine Fragen mehr haben …«
    Joe hatte ihn gehen lassen. Er hatte das gerichtsmedizinische Labor im Hauptdezernat der Staatspolizei in Meriden angerufen und Louie Dobbie verlangt. Louie hatte den Laufradschacht für das Reserverad natürlich untersucht. Und den Wagenheber. Aber da war kein Bargeld, keine einzige Spielmarke vom Casino gewesen. Joe bat ihn, sicherheitshalber noch einmal alles auf den Kopf zu stellen. Und obwohl er auch dieses Mal weder Bargeld noch Spielmarken fand, entdeckte er etwas, was er beim ersten Mal übersehen hatte:
    Einen Schlüssel.
    Zwischen Kurbel und Handgriff des Wagenhebers war ein kleiner Schließfach-Schlüssel geklemmt, der aussah, als sei er ein Teil des Werkzeugs. Der eingestanzte Zahlenkode wies ihn als Eigentum der Anchor Trust-Zweigstelle Silver Bay aus. Joe hatte sich eine richterliche Verfügung besorgt. Er war damit zur Bank gegangen, ein beeindruckendes Institut mit Blick auf den Stadtpark, die Eisenbahnschienen und über Silver Bay, mit dem rot-weißen Schornstein des Mayflower Power Plant-Reaktors, der sich auf der Landzunge im Westen befand.
    Der Schlüssel passte zum Schließfach 436.
    Und in dem Schließfach lagen drei Dinge:
    Ein antiker Silberbecher, graviert und mit dem Stempel des Silberschmieds versehen.
    Drei Briefe, vor mehr als zwanzig Jahren von Daniel Connolly an Bay geschrieben.
    Ein gelbes Blatt Papier, aus dem Branchenverzeichnis eines Telefonbuchs herausgerissen, mit zwei Buchstaben und sieben Zahlen, beinahe in Schönschrift geschrieben: CD 9275482.
    Ein Nummernkonto, erkannte Joe sofort, so sicher, wie er seinen eigenen Namen schreiben konnte. Sean McCabe hatte ein Geheimkonto – im Ausland, in irgendeinem Steuerparadies. Die Bahamas, die Cayman-Inseln, Costa Rica, Zürich, Genf …
    Ob Bay etwas davon wusste?
    Joe hätte wetten mögen, dass sie keinen blassen Schimmer hatte. Bei seiner Frage, was sie über Seans Finanzgebaren wusste, hatte sie ihm in die Augen geblickt und ihm ohne zu zögern geantwortet. Joe hatte ihr geglaubt. Er wusste, dass eingefleischte Lügner jeden hinters

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