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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Arbeit beginnen musste und Annie, Billy und Tara sich an den Tagen, wenn sie außer Haus war, nach der Schule um sie kümmern würden. Sie wartete auf die eine oder andere Frage, aber Peggy ging stumm neben ihr her. Und so erzählte Bay von Firefly Hill, dem imposanten Anwesen der Renwicks auf der Meeresklippe, das auf den Leuchtturm, den Wickland Ledge Light, hinaussah.
    »Mrs.Renwick möchte, dass ich ihren Garten wieder herrichte«, sagte sie. »Früher war er wunderschön, und ihr Mann hat viele Bilder von ihm gemalt, die berühmt geworden sind. Manche hängen sogar im Museum. Ich fahre mal mit dir ins Wadsworth Atheneum nach Hartford, wo wir uns das Porträt von seinen drei Töchtern auf einer Gartenbank anschauen können.«
    »Hast du die roten Blätter gesehen?«, fragte Peggy, als sie aus dem gelben Lichtschein der Straßenlaternen in die Dunkelheit traten. »An dem Baum dort drüben?«
    »Nein, Schatz.« Bay blickte auf den Scheitel ihrer Tochter hinunter.
    »Ich schon. Ich wünschte, wir müssten nicht zur Schule. Der Herbst steht vor der Tür. Ich möchte, dass es immer Sommer bleibt.«
    »Vielleicht fahren wir in den Weihnachtsferien nach New York.« Bay nahm Peggys schmale Hand; die Aussicht, ihr eigenes Geld zu verdienen und der Familie den Weg in die Zukunft ebnen zu können, beflügelte sie. »Im Metropolitan Museum of Art hängt ein Renwick-Gemälde, ›Mädchen im weißen Kleid‹. Hättest du Lust, hinzufahren? Wir könnten uns den Weihnachtsbaum am Rockefeller Center anschauen und ins Ballett gehen, in den
Nussknacker
 …«
    »Ich möchte nur, dass der Sommer bleibt. Ich mag diese roten Blätter nicht«, sagte Peggy.
    Bay sollte nächste Woche bei Augusta Renwick anfangen, aber Peggy wurde von einer roten Qualle gebissen und war so aufgelöst, dass Bay beschloss, ihren ersten Arbeitstag zu verschieben. Sie fragte sich, ob Peg das beabsichtigt hatte.
    Sie küsste Pegeen und ging in die Küche. Annie sprang vom Tisch auf, als sie eintrat.
    »Mom, darf ich Eliza anrufen? Ich möchte mit ihr besprechen, was wir Samstag unternehmen könnten.«
    »Ist Eliza das Mädchen, das nach Dads Dingsda zu uns kam, ganz in Schwarz, mit den Narben an den Armen?«, erkundigte sich Billy.
    »Das ›Dingsda‹ war Dads Beerdigung«, konterte Annie. »Und da ist es nur natürlich, dass man Schwarz trägt.«
    »Und was ist mit ihren Narben? Wir haben in Gesundheitslehre etwas über Mädchen wie sie gelernt. Sie ritzen und schneiden sich absichtlich ins eigene Fleisch, man nennt das Autoaggression!«
    Bay verspürte ein Flattern im Magen. Sie sah Annie an, die langsam die Augen zusammenkniff, als hätte sie das Wort noch nie gehört.
    »Annie, stimmt das?«, fragte Bay.
    »Nein.«
    »Woher willst du das wissen?«, platzte Billy wütend heraus, den Tränen nahe. »Glaubst du etwa, das würde sie dir auf die Nase binden? ›Ach übrigens, ich schneide mir gerne mit Rasierklingen die Haut in Fetzen‹? Aber das macht sie – das konnte jeder sehen.«
    »Und selbst wenn, ich mag sie.« Annie war blass geworden, Tränen traten in ihre Augen. »Und sie mag mich. Also sei vorsichtig mit deinen Äußerungen, Billy. Sie ist meine Freundin. Und ich besuche sie am Samstag. Stimmt’s, Mom?«
    Bay holte tief Luft. Die beiden Streithähne standen am Tisch, hatten sich unbewusst hinter den verwaisten Platz ihres Vaters gestellt.
    »So war es geplant«, erwiderte sie ruhig.
    »Darf ich sie anrufen?«
    »Ja natürlich.« Bay beschloss, mit Danny zu sprechen, um behutsam nachzuforschen, ob an Billys Behauptung etwas dran war.
    Doch im Moment waren ihre eigenen Kinder einer enormen Belastung ausgesetzt, es war offensichtlich, dass ihnen die vielen Veränderungen das Äußerste abverlangten: Der Sommer neigte sich dem Ende zu, die Schule würde in Kürze beginnen, und sie würde arbeiten gehen. »Aber zuerst möchte ich, dass ihr mir einen Moment zuhört.«
    »Was ist?«, fragte Annie.
    »Ja, was gibt’s?«, meinte Billy.
    »Ich wollte euch nur sagen, dass ich euch wunderbar finde.«
    Die Kinder standen reglos da, leicht verwirrt, und warteten darauf, dass sie fortfuhr. Es fiel ihr schwer, weiterzusprechen, aber sie zwang sich dazu. »Ich habe keine Ahnung, wie wir das geschafft haben.«
    »Was denn?«, fragte Annie.
    »Den Sommer durchzustehen. Es war so schwer, und ihr musstet so viel verkraften.«
    »Daddy zu verlieren«, flüsterte Annie.
    »Das Schlimmste, was einem passieren kann«, sagte Billy.
    »Ja«, bestätigte Bay. »Das

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