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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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vom Stau vor den Lebensmittelgeschäften in Waterford und Silver Bay. Danach ging es geradeaus weiter, am Lovecraft Wildlife Refuge, dem Rocky Neck State Park, am Wellsweep und am Fireside Restaurant vorbei. Unter dem Eisenbahnviadukt – den Schienen, die nach New London, an seiner Werkstatt vorbeiführten – bog Connolly nach links ab, und war in Hubbard’s Point.
    Joe fuhr an Bays Haus vorbei, dann an Taras, auf den Parkplatz am Strand. Im September war der Platz menschenleer. Er hielt am Straßenrand, direkt um die Ecke, stieg aus und durchquerte ein unbebautes Grundstück, um Connolly zu beschatten.
    Dan Connolly war ausgestiegen und überquerte die Fußgängerbrücke, die zum Strand führte. Seine Haare wehten im Wind, als er über die Uferpromenade schlenderte, wie es Joe sich gedacht hatte.
    Obwohl er einen kleinen Feldstecher in seiner Jackentasche hatte, beobachtete Joe Connolly mit bloßen Augen vom anderen Ende des unbebauten Grundstücks und des Parkplatzes aus. Er sah, wie der Mann den Blick senkte, als ob er sich daran erinnerte, dass er selbst die Promenade gebaut hatte, vor zwei Jahrzehnten.
    Dann nahm er auf der weißen Bank Platz, der langen weißen Bank, auf der mit Sicherheit viele Menschen im Laufe der Jahre Ruhe und Trost gefunden hatten. Sein Kopf war leicht zur Seite gewandt, nach Westen, er hatte Bays Haus im Blick. Joe war sicher, dass Connolly an sie dachte, während er den Wellen und Möwen lauschte.
    Wellen und Möwen – zwei Grundelemente des Meeres, untrennbar mit den Sommermonaten in Hubbard’s Point oder anderen Stränden verbunden, die an Sommer und Jugendzeit erinnerten.
    Und an die verlorene Unschuld.

[home]
    20
    D er September war wolkenlos und sonnig, erfüllt von goldenem Licht, als der Sommer nahtlos in den Herbst überging; im Oktober wurde die Luft kühler, obwohl das Wasser warm genug zum Schwimmen blieb, und das Licht nahm die Farbe von Bernstein an. Wie der Bernstein selbst, der urzeitliches Leben für die Ewigkeit bewahrte, Blätter, Bienen und Grillen, trug das Oktoberlicht in Hubbard’s Point für immer Erinnerungen an den Sommer in sich.
    Bay arbeitete unermüdlich in Augustas verwildertem Garten, deckte Beete für den Winter mit Stroh und Laub ab, beschnitt Bäume und Sträucher und pflanzte Zwiebelgewächse auf Firefly Hill. Danach eilte sie, beflügelt durch die Verheißung der Blütenpracht im kommenden Frühjahr, noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause, um ihrem eigenen Garten die gleiche Pflege angedeihen zu lassen.
    Das Wissen, dass diese Knollen, hart, trocken und tief in die steinige Erde des Hügels eingesetzt, im April und Mai ein Meer von Schneeglöckchen, Blausternen, Osterblumen, Narzissen und Tulpen hervorbringen würden, verlieh ihr Hoffnung und Trost.
    Abends saßen Tara und sie oft bei einer Tasse Tee vor dem offenen Kamin, immer in Bays Haus, wo sie die Kinder im Auge behalten konnten, die ihre Hausaufgaben machten. Bay war mit ihrem Beruf und dem Bemühen, den Kindern nach dem Tod des Vaters den Schulbeginn zu erleichtern, voll ausgelastet.
    »Im Oktober gehe ich am liebsten segeln«, sagte Tara, in einen Schal eingemummelt. Es war ein lauer Abend, und der Mond schien, deshalb saßen die beiden Freundinnen draußen. »Der Wind ist beständiger und das Wasser warm, und wenn man kentert, könnte man seelenruhig an Land schwimmen.«
    »Verlockender Gedanke.« Bay trank lächelnd einen Schluck Tee und wünschte sich, Dan wäre hier, um mit ihr gemeinsam den Mond zu betrachten. »Sehr verlockend …«
    »Warum rufst du nicht an und lädst dich selber ein?«
    »Das kann ich nicht.«
    »Weil du es unschicklich findest, oder? Wie könntest du es auch wagen, wieder mit jemandem segeln zu gehen, der dich mag!«
    »Es hat mir gut getan, draußen mit ihm auf dem Wasser zu sein«, gestand Bay. »Ich hatte vergessen, wie das sein kann. Er ist so sanft.«
    »Du verdienst jemanden, der sanft ist, Bay.«
    »Sean war ständig in Eile und mit tausenderlei Dingen beschäftigt, stand immer unter Druck … Es war eine Wohltat, mit dem alten Katboot ins Blaue zu segeln, und nicht schnell an irgendein Ziel kommen zu müssen.«
    »Ihr seid eben auf der gleichen Wellenlänge. Ich weiß noch, wie viel Zeit ihr früher beide immer miteinander verbracht habt – ich bekam dich in besagtem Sommer kaum zu Gesicht. Ihr wart damals schon gerne beisammen, als du noch ein Teenager warst.«
    »Ich weiß.« Bay glühte bei der Erinnerung, wie sie den Aufgang des Mondes

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