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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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beschloss Olli, dass dieses zarte Rosa sicherlich nur vom steilen Einfallswinkel der Sonne herrührte und es später am Tag zweifellos dunkler wirken würde, wenn sie nicht mehr so frontal auf die Wand schien. Denn dann würde die Struktur des rauen Putzes kleine Schatten werfen, und alles wäre gut. So, oder so ähnlich, bastelte er sich eine Argumentation zurecht, für den Fall, dass in den nächsten Minuten einer der Hausgenossen auf der Matte stehen sollte. Er wusste, dass im Haus noch ein paar unsichere Kantonisten schnarchten, Schläfer, die hoffentlich noch eine ganze Weile weiterschliefen und so von dem Schweinchenrosa im grellen Morgenlicht nichts mitbekamen.
    In dieser Situation Farbe zu bekennen konnte nur heißen, in Windeseile wenigstens schon mal eine Wand so weit wie möglich anzustreichen. Auf diese Weise ließen sich zwar noch keine vollendeten Tatsachen, aber doch ausreichend weit vorangetriebene Tatsachen schaffen. Mit der normativen Kraft des Optischen werde er die Langschläfer schon überzeugen, war sich Olli sicher. Allein schon, damit er nicht noch mal über hundert Kilometer nach Berlin zurückfahren und sich mit dem unfreundlichen Verkäufer aus dem Farbenladen herumschlagen musste. Dem hätte er das Schweinchenrosa nämlich zum Feierabend am liebsten über die Kapuze gekippt. Außerdem waren selbst angemischte Farben ohnehin vom Umtausch ausgeschlossen, fiel Olli ein. Umso entschlossener stopfte er die Malerrolle auf die Teleskopstange, tränkte sie mit Farbe und ließ sie satt über die Giebelwand schmotzen.

    Als Jörg mit einer Tasse Kaffee in der Hand und maulwurfskleinen Augenschlitzen um die Ecke lugte, war die Sonne schon ein erhebliches Stück gewandert. Was vorher Schweinchenstyle war, hatte an den schattigen Stellen auf der Wand in der Tat eine Tendenz ins Brombeerige bekommen. Jörg schaute Olli eine Weile wortlos beim Streichen zu, bis der die Teleskopstange mit der Rolle im Farbeimer ablegte.
    »Was willst du mehr, Jörg? Nicht quietschig halb bunt, genau wie wir. Ist das perfekt, oder ist das perfekt?«
    Wie aus Schießscharten blitzte Ironie aus Jörgs müden Augen. »Hat den Vorteil, dass man kleine Ausbesserungsarbeiten auch mal mit den Brombeer-Fruchtzwergen der Kinder machen kann. Na, dann will ich mich jetzt auch mal in meine Malerkluft schmeißen.«
    Ab elf pinselte die ganze Farbgruppe am Weidenhof herum. Gegen Mittag trat Andine aus der Haustür und sah für eine Weile mit verschränkten Armen bei der Arbeit zu. Schweigend. Dann marschierte sie zurück zur Tür und ließ sie hinter sich zuknallen. Die Anstreicher tauschten fragende Blicke aus.
    Ein paar Minuten später kam Andine mit gepackter Tasche wieder raus. Diesmal schlug sie die Tür mit Donnerhall zu, stieg ins Auto und schwirrte davon. Am selben Nachmittag kam eine E-Mail.
    Absender: Andine Volkmann.
Uhrzeit: 15:13.
Betreff: Umgang mit Entscheidungen & Geld
    Es kann nicht wahr sein. Seit Wochen erlebe ich nun, dass permanent von drei, vier Leuten Entscheidungen getroffen werden, ohne sich ernsthaft mit den Wünschen der anderen auseinanderzusetzen. Den Umgang mit Geld finde ich auch nicht gerade befriedigend. Ebenso übrigens die Küchen- und Müllsituation.
    Ich bitte um konstruktive Antworten.
    Absender: Niels Krakauer.
Uhrzeit: 15:33.
Betreff: Re: Umgang mit Entscheidungen & Geld
    Liebe Andine,
    meine Wahrnehmung ist die: Grundlegende Entscheidungen hatten wir doch vereinbart, werden eigentlich immer von allen getroffen, z. B.: Wo kommt der Durchbruch hin in der Scheune? Wird eine Heizung eingebaut, ja/nein? Wird das Haus angestrichen, ja/nein? So hab ich es zumindest erlebt. Die konkrete Umsetzung/Ausführung verantworten dann drei bis vier Leute. Dieses Prinzip fanden alle gut, weil 1. die Entscheidungen zügig umgesetzt werden und 2. Einzelne Freiraum zum Gestalten haben. Fand die Ergebnisse bisher fast immer positiv, weil ich jedem im Kollektiv vertraue, dass er/sie sich seiner Verantwortung bewusst ist und entsprechend überdacht handelt. Und nichts ist für die Ewigkeit, – fast – immer kann alles revidiert werden – im Rahmen des Budgets. Das ist sicher die wichtigste Einschränkung hierbei. Ich persönlich habe bei vielen konkreten Umsetzungen meist nicht die Zeit oder Geduld, mich im Detail damit auseinanderzusetzen. Umso mehr freue ich mich, wenn ich selbst vor Ort bin und gestalten kann.
    Das sind meine persönlichen Erwartungen: Vertrauen und den Freiraum, einige Dinge gestalten zu können,

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