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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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hatte. Sollte Nancy das Baby mitnehmen, sicher und gesund. Sollte sie ihm eine Zukunft ermöglichen, die besser war als alles, was
sie selbst
ihm jemals würde bieten können.
    “
Ja”
, heulte sie auf. “Bitte nimm es, Nancy. Bitte mach, dass das hier vorbei ist.”
    Das kleine Mädchen wurde um 04:15 Uhr geboren, als der wütende Sturm sich beruhigt hatte und Grace am Ende ihrer Kräfte war. Wie durch einen Nebel nahm sie das Schreien ihres Babys wahr, und in der Dunkelheit streckte sie die Arme in seine Richtung aus.
    “Lass sie mich ansehen, Nancy”, sagte sie schwach.
    “Nein, nein. Vertrau mir, Grace. Es ist leichter für dich, wenn du sie nicht siehst.”
    “Sie hat recht.” Bonnies Stimme drang von der Seite an ihr Ohr. “Es wird umso schwerer für dich sein, es …
sie
herzugeben, wenn du sie vorher siehst.”
    Sie war zu müde, um zu kämpfen, und ließ sich nur zu gern vom Schlaf einhüllen. Endlich war der Schmerz vorüber, endlich war es friedlich und still. Und die Stille schien sich über das gesamte Haus gelegt zu haben.
    Am Morgen öffnete Grace um halb zehn die Augen, und die Nacht kam ihr wie die Erinnerung an einen schlechten Traum ins Gedächtnis zurück. Unter ihrem Po spürte sie etwas Feuchtes und tastete nach dem Handtuch, das Nancy – oder vielleicht Bonnie – ihr untergelegt hatte. Sie hatte ihr Baby bekommen. Sie hatte es Nancy gegeben, eine gute Entscheidung. Nancy würde sich gewissenhaft um das Baby kümmern. Doch es gab keinen Grund, warum sie Adoptiveltern suchen sollte. Das Baby könnte in einer Pflegefamilie unterkommen! Und sobald sie, Grace, wieder mit beiden Beinen fest im Leben stehen würde, sobald sie eine Wohnung und Arbeit gefunden hätte, könnte sie das Baby wieder zu sich nehmen. All ihre Verzweiflung und Angst der vergangenen Nacht schienen ihr jetzt heillos übertrieben.
    “Bonnie?”, rief sie.
    Bonnie kam ins Zimmer, unter ihren blauen Augen hatte sie tiefe Ringe. “Du bist wach! Wie geht es dir? Hast du starke Schmerzen?”
    Grace stützte sich auf die Ellbogen. “Ich will mein Baby sehen.”
    “Das geht nicht, Grace. Weißt du nicht mehr, was Nancy gesagt hat? Es wird nur schwerer für dich, wenn du es siehst.”
    “Nicht
es.
Sie. Und ich habe über das nachgedacht, was ich letzte Nacht gesagt habe, wozu ich mich bereit erklärt habe. Ich will nicht, dass sie das Baby an Adoptiveltern vermittelt. Ich war letzte Nacht nicht ganz bei mir. Nancy kann die Kleine doch in einer Pflegefamilie unterbringen, und zwar so lange, bis ich mein Leben geregelt habe. Und dann nehme ich sie wieder zu mir.”
    “Ach Grace, du kannst ja noch immer keinen klaren Gedanken fassen.” Bonnie setzte sich auf ihr Bett. “Du musst tun, was am besten für das Baby ist. Und was am besten für
dich
ist. Du hattest noch nicht mal einen Freund. Du hast doch noch gar nicht richtig gelebt. Ich habe die ganze Zeit gedacht, es ist verrückt, wenn du dich an ein Kind bindest. Aber ich wusste, dass du es so wolltest, und habe es akzeptiert. Aber das hier ist doch die perfekte Lösung. Dem Baby wird es gut gehen. Deine Tochter wird es besser haben als bei dir, das musst du zugeben. Und du kannst dein eigenes Leben weiterführen.”
    Bonnies Unverständnis ärgerte sie. “Du warst nicht acht Monate lang mit diesem Baby schwanger.” Sie fing an zu weinen. “Du hast sie nicht direkt unter deinem Herzen getragen. Du hast nicht gespürt, wie sie sich bewegt. Du sprichst von ihr, als wäre sie irgendeine … unwillkommene Störung oder so. Sie ist mein
Kind.
Vielleicht werde ich ihr nicht jedes Spielzeug kaufen oder zueinander passende Sachen anziehen können. Aber ich werde ihr so viel Liebe und Zuneigung schenken, dass sie nie das Gefühl hat, ihr würde es an irgendetwas fehlen.”
    Bonnie seufzte müde. “Also, was soll ich tun?”
    “Geh nach nebenan und bitte Nancy, das Baby herzubringen. Ich will meine Tochter endlich sehen. Und dann kann ich mit Nancy besprechen, wie ich mein Baby in einer Pflegefamilie unterbringen kann, bis ich mein Leben in die richtigen Bahnen gelenkt habe.”
    “In Ordnung”, sagte ihre Freundin und stand auf. “Denk daran, dass wir hier um eins raus sein müssen. Zu essen haben wir auch nichts mehr. Ich kaufe also noch ein bisschen Brot und Monatsbinden für dich, nachdem ich bei Nancy war. Die wirst du brauchen, hat sie gesagt.”
    “Gut. Aber zuerst bringst du mir mein Baby, ja?”
    “Ja.”
    Als Bonnie das Cottage verlassen hatte, stand Grace ganz

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