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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Heiligen Christophorus seine Heiligkeit aberkannt worden war. Sie war und blieb eben eine kleine Rebellin.
    “Da ist Rory Taylor.” Shelly zeigte zum Haus gegenüber, wo Rory und sein Sohn mit Strandstühlen und Badetüchern bewaffnet gerade den kleinen Vorplatz überquerten.
    Daria hupte im Vorbeifahren, und Rory winkte ihnen lächelnd zu. Sein Sohn rief in Daria Erinnerungen an den Teenager wach, den sie vor vielen Jahren gekannt hatte – ein gut aussehender blonder Junge mit breiten Schultern, die ihm später auf dem Footballfeld gute Dienste erweisen sollten. Ihr fiel wieder ein, was für ein guter Schwimmer Rory früher gewesen war und wie gern sie ihm zugesehen hatte, wenn er im Meer weit nach draußen schwamm, bis ihn die Strandwächter wieder zurückpfiffen. Einen Sommer lang arbeitete er selbst als Rettungsschwimmer und rettete einem älteren Herrn, der in eine Rückströmung geraten war, das Leben. Er war damals siebzehn gewesen, und zu dem Zeitpunkt hatte er Darias Existenz zweifelsohne vergessen. Nach der Rettungsaktion erschien in der Lokalzeitung ein Bild von ihm, das sie jahrelang mit sich herumtrug – auch als er schon längst auf dem College war und nicht mehr nach Kill Devil Hills kam.
    “Deine Wangen sind ganz rot, Schwesterchen”, neckte Chloe sie von der Rückbank.
    “Sind sie nicht.” Sie reckte das Kinn, um sich im Rückspiegel anzusehen, denn sie befürchtete, Chloe könnte recht haben. Sie konnte regelrecht spüren, wie sich eine heiße Welle von ihrem Bauch bis zu den Ohren ausbreitete.
    “Wie? Was meinst du?” Shelly sah sich Darias Gesicht genau an. “Warum sollte sie denn rot sein?”
    “Weil Daria was an Rory findet”, sagte Chloe.
    Bei diesen Neuigkeiten blühte Shelly förmlich auf. “Wirklich?”, fragte sie.
    “Ich habe keine Ahnung, wovon Chloe redet”, verteidigte sich Daria.
    “Ein neuer Mann für dich!”, rief Shelly.
    “Oh nein”, protestierte Daria. “Auf keinen Fall.” Sie warf Chloe im Rückspiegel einen vielsagenden Blick zu. “Vielen Dank auch.”
    Chloe lachte.
    “Ich bin nicht auf diese Art an Rory Taylor interessiert”, sagte Daria zu Shelly. “Chloe schwelgt nur in Erinnerungen. Als Mädchen war ich in ihn verknallt, das stimmt. Aber das ist schon lange her, also mach dir keine Hoffnungen.”
    Seit dem Scheitern von Petes und ihrer Beziehung war Shelly besorgt um sie, das wusste Daria. Natürlich hatte Shelly keine Ahnung, welche Rolle sie bei Petes Entscheidung gespielt hatte, und dabei wollte Daria es auch belassen.
    “Ich finde ihn wirklich nett”, sagte Shelly.
    “Ja, das ist er auch”, stimmte Daria ihr zu. Die natürliche und warmherzige Art, mit der er auf Shelly zugegangen war, hatte sie nachhaltig berührt. Das war ein sicherer Weg zu ihrem Herzen.
    Seit dem Tag, als Daria und ihre Mutter für das Findelkind Opferkerzen angezündet hatten, war die Kirche zwar vergrößert worden. Die Atmosphäre war jedoch noch immer dieselbe – sauber und leicht und erfüllt vom Duft des Meeres. Und wie im Sommer üblich, platzte St. Esther's auch an diesem Junisonntag vor Besuchern fast aus allen Nähten. Auch Daria, die ganz im Gegensatz zu Shelly das restliche Jahr über eher selten zur Messe ging, war Teil dieser sommerlichen Menschenmasse. Shelly besuchte den Gottesdienst fast jede Woche. Entweder ging sie zu Fuß, fuhr mit dem Fahrrad oder ließ sich von anderen Gemeindemitgliedern im Auto mitnehmen. Während des Sommers fühlte sich Daria jedoch zum Kirchgang verpflichtet, allein schon aus Respekt Chloe gegenüber. Offenbar hatte sie von den gläubigen Genen, die in ihrer Familie schon seit Generationen vererbt wurden, keins abgekriegt. Vielleicht hatte Chloe ihren Anteil bekommen.
    Die Kommunion stellte in diesem Sommer ein Problem für sie dar. Obwohl sie mit den Dogmen und Ritualen der Kirche längst abgeschlossen hatte, würde sie das Abendmahl nicht guten Gewissens empfangen können, solange sie nicht die Wahrheit über den Flugzeugabsturz gebeichtet hätte. Doch ihr würde nichts anderes übrig bleiben, da Chloe sonst wüsste, dass sie eine Sünde in ihrem Herzen trug. Daria sagte sich, dass sie in der Unfallnacht ihr Bestes gegeben hatte, genau wie alle anderen. Dennoch – sie hatte ihr menschliches Versagen vertuscht. Und darin bestand die eigentliche Sünde.
    Nach der Messe fielen ein paar Kinder vor der Kirche über Chloe –
Schwester
Chloe – mit Fragen zum Ferienprogramm der kommenden Woche her. Daria beobachtete Chloe gern

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