Sommerküsse voller Sehnsucht
positiver stimmen. Denn wenn sie sich gegen Somerby entschied – wo um alles in der Welt sollten sie dann innerhalb eines Monats eine neue Location herkriegen?
Die riesige Küche bot Landhaus-Stil pur. Fenella und Rupert hatten sich sehr bemüht, sie geschmackvoll und trotzdem praktisch zu gestalten, was ihnen nach Sarahs Ansicht voll und ganz gelungen war.
Eine riesige Auswahl Töpfe, Pfannen und andere Küchenutensilien, alt und modern gemischt, standen, dekorativ aufgereiht, auf einem Regal über dem Aga-Herd: Kupferkessel, kleine Auflaufformen, Käse- und Muskatreiben, ein Eier-Drahtkorb in Form eines Huhns. Schneebesen, Schöpfkellen und konisch zulaufende Siebe hingen neben Pfannenwendern, Seihern und Knoblauchketten.
Auf einer riesigen Anrichte standen eine Sammlung von Porzellan-Sülzformen, gigantische alte Servierplatten, ein Satz Beilagenteller aus Zinn und eine bunte Mischung Frühstücksteller. Einige waren aus farbenfroher Majolika, andere hatten ein klassisches englisches Design. Nichts passte zusammen, aber alles war von bester Qualität. Der Traum eines jeden Landhaus-Fans, dachte Sarah und hoffte bloß, dass Carrie und ihr Gefolge es zu schätzen wussten.
Der lange Holztisch war stilvoll gedeckt. Rupert, der eine gestreifte Schürze trug, hievte gerade einen gigantischen Braten aus dem Backofen.
»Willkommen in Somerby!«, meinte er lächelnd. »Ich dachte, an so einem trüben Tag ist ein anständiges Roastbeef genau das Richtige. Ganz klassisch, mit Bratkartoffeln und Yorkshire-Pudding.«
»Äh, Carrie isst kein rotes Fleisch«, sagte Mandy.
»Unsinn!«, widersprach Rupert. »Sie werden doch ein Stück Rind aus biologischer Aufzucht, genährt mit saftigem, englischem Gras, nicht verschmähen. Nährstoffe wie diese kriegen Sie nirgends anders.«
Sarah hielt den Atem an. Hoffentlich fühlte sich niemand durch Ruperts offene Art beleidigt. Die meisten Hollywood-Stars aßen nicht nur kein Fleisch, sie vermieden überdies alles, was auch nur den Verdacht erregte, sich an ihre superschlanken Hüften zu setzen. Verdammt! Ein solches Problem hätte sie vorhersehen müssen!
»Na ja«, antwortete Carrie, die von Rupert zum Glück genauso fasziniert zu sein schien wie von Hugo. »Es schadet bestimmt nicht, wenn ich es mal probiere.«
»Kommen Sie, setzen Sie sich«, meinte Fenella erleichtert. »Hugo, du setzt dich bitte an dieses Ende, Carrie, Sie auf die eine Seite neben ihn und Sie, Mandy, an die andere. Sie beide …«
Geschickt platzierte Fenella alle um den Tisch. Es sah so aus, als wiese sie spontan jedem einen Stuhl zu, dabei war Sarah ganz sicher, dass sie vorher gründlich über die Sitzordnung nachgedacht hatte. Sie selbst hatte ihren Platz zwischen den beiden Anwälten, aber ihr war noch nicht nach Hinsetzen.
»Kann ich irgendetwas tun?« Sie lächelte Fenella an.
Fenella nickte. »Könnten Sie bitte das Wasser nehmen? Und Hugo, würdest du allen Wein einschenken?«
»Ich trinke keinen …«, begann Carrie, doch Hugo überredete sie charmant, wenigstens ein halbes Glas zu versuchen. Der Wein kam aus einer großen Flasche, die bereits Staub angesetzt hatte.
Sarah war beeindruckt, aber dann überlegte sie, dass der Staub vermutlich von den Bauarbeiten stammte.
Hugo lächelte Carrie an. »Jetzt erzähl doch mal, wie du darauf kommst, ausgerechnet eine traditionelle englische Hochzeit feiern zu wollen.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Tja, weißt du, Rick, mein Verlobter, ist Engländer. Außerdem habe ich mich in diese romantischen Jane-Austen-Filme verliebt, und als ich dann noch die Bilder von Ashlyns Hochzeit gesehen habe …«
»Dann ist das also alles meine Schuld?«, fragte Hugo augenzwinkernd.
Carrie lachte und stieß ihm spielerisch in die Rippen. »Es ist nicht deine Schuld, es ist dein Können. Dadurch wurde mir klar, was alles möglich ist.«
»Ich versichere Ihnen, auf Somerby wird Ihnen nicht nur Tradition, sondern auch Authentizität geboten«, sagte Rupert. »Und das ist eine ganz seltene Kombination.«
Das Essen war hervorragend. Entweder war Rupert ein ganz ausgezeichneter Koch, oder das Roastbeef war so zart, dass es einfach niemand ruinieren konnte. Die Bratkartoffeln waren knusprig, auf den Platten türmte sich gebuttertes Gemüse. Dazu gab es zwei große Krüge mit vorzüglich abgeschmeckter Sauce.
Zu Anfang sagten die beiden Anwälte kein Wort; sie waren zu sehr mit ihrem Essen beschäftigt. Rupert stand zweimal auf, um neues Fleisch zu schneiden, und
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