Sommerküsse voller Sehnsucht
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Nervös kurbelte Sarah das Seitenfenster herunter. Der Geruch des Sommer-Regentags wehte ins Wageninnere. Sie konnte keine einzelne Nuance identifizieren, doch die Mischung war berauschend. Irgendwo sang ein Vogel, ein einzelner Ton inmitten des sanften Tröpfelns um sie herum. Wenn sie statt ihrer schicken Business-Klamotten eine Regenjacke angehabt hätte, wäre sie ausgestiegen und hätte die Luft draußen tief eingeatmet. Aber leider war das nicht möglich.
Minutenlang sprach keiner von ihnen ein Wort. Dann räusperte sich Hugo. »Sollen wir weiterfahren?«
»Noch nicht.« Sarah wollte gern noch sitzen bleiben, dem sanften Nieseln des Regens und dem Zwitschern des Vogels zuhören, ehe sie wieder die Rolle der durchorganisierten Hochzeitsplanerin spielen musste. Sie atmete tief durch. »Aber ich fürchte, wir müssen.«
Hugo startete den Motor, dann fuhren sie aufs Haus zu.
Fenella schien sie schon gehört zu haben. In dem Moment, als sie vor der Tür hielten, kam sie bereits auf sie zugelaufen und öffnete die Wagentür. »Gott sei Dank, da seid ihr ja endlich! Es läuft nicht gut. Sie müssen in Rekordtempo hierhergerast sein. Wir waren noch nicht ganz fertig, dabei bin ich extra um fünf Uhr aufgestanden.«
Fenella trug eine Seidenhose mit Top und passender Jacke. Das Oberteil war nur halb in die Hose gesteckt, als wäre sie beim Anziehen unterbrochen worden.
»Es wird schon alles klappen«, versicherte Sarah ihr und wunderte sich selbst, wie ruhig sie war. »Wir werden sie schon überzeugen.«
»Sie tuscheln die ganze Zeit über den schlechten Zustand, in dem angeblich alles ist. Es sei nicht die traditionelle Umgebung, die Carrie sich wünsche, und weiß Gott was alles.«
»Keine Sorge, Fenella.« Hugo umarmte sie. »Jetzt ist ja Onkel Hugo da. Er kümmert sich um alles.«
Fenella lachte und warf Sarah einen entspannteren Blick zu. Kein Zweifel, seine Anwesenheit hatte etwas Beruhigendes.
Carrie, Mandy und ein paar Männer, die Sarah nicht kannte, standen im Speisesaal. Sarah sah, dass der Fußboden mit Holzplatten abgedeckt und weiß gestrichen worden war. Er sah gut aus, aber es war kalt im Raum, und Carrie, die nur ein dünnes Shirt trug, rieb sich die Arme. Mandy schien ebenfalls zu frieren und machte kein sonderlich glückliches Gesicht. Sarah musste ihnen dringend was zum Überziehen besorgen, sonst würden sie niemals Ja sagen.
»Oh, hi, Sarah! Da bist du ja endlich!« Carrie kam auf Sarah zu, um sie auf die Wangen zu küssen. Carrie war ungeduldig, nicht nur weil Sarah diese in ihren Augen unpassende Location ausgewählt hatte, sondern dazu auch noch zu spät kam. »Hallo, Hugo.« Er wurde wesentlich herzlicher begrüßt.
»Entschuldigt, dass ihr auf uns warten musstet«, meinte er, als sie sich von ihm löste. »Unterwegs war schrecklich viel Verkehr.«
Während Hugo sich mit Carrie und Mandy unterhielt, berührte Sarah Fenella am Arm. »Sie haben nicht zufällig ein paar Tücher oder Jacken, die Sie den Damen leihen könnten?«
Fenella zögerte nur kurz. »Doch, ich habe Pashminas. Ich bin sofort wieder da.«
Tatsächlich war sie wenige Minuten später zurück. »Hier, Ladys, nehmen Sie eins davon«, sagte sie, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass man in englischen Landhäusern warme Tücher verteilte.
Carrie und Mandy lächelten dankbar.
»Sorry«, sagte Hugo zu den Männern im dunklen Anzug. »Ich bin Hugo Masters, Starfotograf.« Er lachte, um deutlich zu machen, dass er das nicht ganz ernst meinte. Die Männer lachten nicht zurück.
»Wir sind Carries Anwälte«, erklärte einer von ihnen und stellte erst sich und dann seinen Kollegen vor. »Wir sind hier, um sicherzustellen, dass Carrie nicht über den Tisch gezogen wird.«
Er lächelte genauso geübt wie Hugo, doch auf Sarah hatte es keinerlei Wirkung. Sie lachte und legte die Hand auf Fenellas Arm. »Fen, sind wir pünktlich zum Essen?« Sie konnte auch auf charmant machen.
»Ja. Wir haben in der Küche gedeckt«, antwortete Fenella. Ihre Fröhlichkeit war nicht so überzeugend wie Sarahs. »Ich dachte, dort ist es gemütlicher. Der Ofen läuft auf Hochtouren.«
Während sich die Gruppe durchs Haus bewegte, sah Sarah, dass seit ihrem letzten Besuch viel passiert war. Aber statt Bewunderungs- und Begeisterungslauten vernahm sie von den anderen nur kritische Äußerungen. Nervosität überkam sie, und sie hoffte, dass Fenella Wein zum Essen besorgt hatte. Ein Gläschen Alkohol würde Carrie vielleicht
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