Sommerküsse voller Sehnsucht
da brauchte sie nicht auch noch die Gesellschaft ihrer Chefin.
Roger reichte ihr ein Glas. »Komm mit, da drüben stehen die anderen.«
Lustlos folgte sie Roger, der genau die Ecke anstrebte, in der auch Sasha stand. Sie war umringt von Rogers Freunden, als gehörte sie dazu.
»Hi, Leute!«, rief Roger und hob sein Bierglas. »Cheers!« Er machte sich nicht die Mühe, Bron vorzustellen, und sie fragte sich, warum er sie überhaupt mitgenommen hatte.
Sie lächelte stumm und trank einen Schluck Wasser.
»Hi, Bron!«, rief Sasha. »Du hast wohl nicht erwartet, mich hier zu sehen, oder?«
Bron schüttelte den Kopf. »Nein.« Interessant, dass Sasha zu diesem Club gehörte! Als Friseursalonbesitzerin galt man offensichtlich was.
»Aber ich wusste, dass du kommen würdest.« Sasha bedachte Bron mit einem Blick, der ihr das Gefühl gab, die Einzige zu sein, die in das Geheimnis nicht eingeweiht war. »Roger hat gesagt, dass er dich mitbringen würde.«
Bron sah Roger an. Sie wusste, dass er und Sasha sich flüchtig kannten. Aber sie hatte nicht gewusst, dass er je mit ihr gesprochen hatte.
»Schau nicht so erstaunt«, meinte Sasha. »Ich habe ihn angerufen, weil ich eine Anzeige in einem der Kricket-Terminhefte schalten wollte.«
»Stimmt.« Roger nickte. »Solche Anzeigen sind sehr wichtig für uns.«
»Das ist gut«, meinte Bron. »Dann brauche ich deinen Kricket-Kumpels ja demnächst nicht mehr kostenlos die Haare zu schneiden.«
»Bron?«, spöttelte Sasha. »Du arbeitest doch hoffentlich nicht heimlich nebenher, oder?«
»Ich schneide Rogers Mutter und ein paar Freundinnen die Haare.« Sasha brauchte nicht zu wissen, dass Bron in letzter Zeit ein paarmal auf Hochzeiten gearbeitet hatte. Sie hoffte nur, dass Roger jetzt nichts sagte.
»Warum rätst du ihnen nicht, in den Salon zu kommen?«, fragte Sasha. Sie lächelte immer noch, aber ihre Stimme klang forschend. »Wir haben nicht so viele Kunden, dass wir es uns leisten könnten, etwas kostenlos zu machen.«
Bron lächelte zurück. Sie wusste genau, dass Sasha jedes Wort ernst meinte, und zur Abwechslung hatte sie die richtige Antwort parat. »Wenn Rogers Mutter in den Salon käme, wäre ja nicht garantiert, dass sie bei mir landen würde. Dann würde ihr vielleicht eine der anderen die Haare schneiden.«
»Oh, damit hätte Mum bestimmt kein Problem«, meinte Roger, der die Untertöne gar nicht mitbekommen hatte. »Frauen in ihrem Alter ist es egal, wie sie aussehen.«
Über diese Aussage schien selbst Sasha ein bisschen entsetzt zu sein.
»Na ja, ihr wisst schon, wie ich das meine«, fügte Roger hastig hinzu. »Ein bisschen Schnippschnapp hier und dort, da spielt es doch keine Rolle, wer es macht.«
»Wer schneidet dir denn die Haare, Roger?«, wollte Sasha wissen.
»Bron«, antwortete er und wurde rot.
»Aha. Komm das nächste Mal zu mir, ich kann aus deiner Frisur richtig was machen.« Sasha warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Oh ja, bitte«, meinte Bron. »Er hat eine Stelle, wo die Haare schrecklich dünn sind. Vielleicht fällt dir ja was ein, wie man sie kaschieren kann.«
Roger starrte sie mit offenem Mund an.
»Sorry«, fuhr Bron böse fort. »Wusstest du denn nicht, dass du eine Glatze bekommst? Aber das ist in deinem Alter doch völlig normal.« Als sie merkte, dass sie vielleicht ein bisschen weit gegangen war, erklärte sie: »Mir ist warm. Ich gehe mal kurz an die frische Luft.«
Es schien niemanden zu stören, dass sie verschwand. Die Hintertür des Clubhauses führte auf eine große Wiese, die bis an einen Fluss reichte. Bron stellte ihr leeres Glas ab und ging hinaus in die frische Luft. Ihre Absätze drückten sich bei jedem Schritt ins Gras, als sie auf eine Stelle zuging, an der sich einige Trauerweiden malerisch ins Wasser neigten. Sie zog sich den Pashmina-Schal fester um die Schultern, um sich gegen die Mücken zu schützen. Als sie das Wasser erreicht hatte, wurde sie allmählich ruhiger.
Irgendwann würde sie wieder reingehen müssen, klar, aber Lust dazu verspürte sie keine. Das waren nicht ihre Freunde, das waren Rogers Bekannte, und sie kam sich vor wie ein Kind, mit dem niemand spielen wollte. Und seit wann hatte Roger so ein enges Verhältnis zu Sasha? Sie war zwar nicht richtig eifersüchtig, aber ein bisschen irritierte es sie schon.
Bron verschränkte die Arme vor der Brust und schaute über das klare Wasser. Plötzlich erregte das Glimmen einer Zigarette ihre Aufmerksamkeit.
Im nächsten Moment
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