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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Ryan
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widerspreche ich und höre wieder ihr solche wie dich und mich im Kopf. »Ich bin ich, und ich bin froh, dass du mir davon erzählt hast. Wie heißt er eigentlich?«
    Ihr Lächeln ist schon eine Spur weniger traurig, als sie sagt: »Jetzt kommt der lustige Teil. Er heißt nämlich Nick.«
    »Ach, deshalb hast du mich also am ersten Tag so komisch angeschaut, als ich meinen Namen gesagt hab!«
    Battle wird rot. »Hat man das so gemerkt?«
    Ich nicke.
    »Tut mir Leid. Das war nur … na ja, weil er auch so gut zeichnen konnte. Er hat immer die Bühnenbilder für unsere Theaterstücke gemacht. Und plötzlich stehst du vor mir, zeichnest wie er und hast auch noch denselben Namen …«
    Plötzlich verändert sich ihr Gesichtsausdruck.
    »Erzähl’s bitte niemandem weiter. Nichts davon. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist, dass die anderen mich bemitleiden, und … erzähl’s einfach nicht weiter.«
    »Klar. Mach ich nicht.«

    »Puh«, Battle stöhnt. »Ich muss heute noch eine ganze Menge lesen.« Sie greift schnell nach einem Buch auf ihrem Schreibtisch.
    »Dann geh ich mal«, sage ich. Als ich mich hochstemme, tut mir der Knöchel wieder weh, und ich verziehe das Gesicht.
    »Schaffst du’s? Mit deinem Knöchel, meine ich? Ich hab mir letztes Jahr vor einer Tanzaufführung den Fuß vestaucht und weiß noch, wie verdammt weh das tut …« Battle schaut besorgt und gleich geht es mir viel besser.
    »Klar, kein Problem.«
    Und was ist mit dir? Schaffst du’s ohne deinen Bruder?

24. Juni, 13:24 Uhr, Sekretariat
    »Vielleicht hab ich wieder so eine coole Kitschpostkarte von meinen Eltern gekriegt«, sage ich. Die letzte kam aus einer Kleinstadt in Ohio, in der man den größten Picknickkorb der Welt besichtigen kann.
    »Ja, und ich hab von meinen Eltern vielleicht ein paar Lappen geschickt bekommen!« Isaac reibt sich schon mal in gieriger Vorfreude die Hände.
    »Als ob’s hier irgendwas zu kaufen gäbe«, sagt Kevin gelangweilt wie immer und lässt seinen Hacky Sack von der Wand abprallen, wobei er um ein Haar Battles Kopf verfehlt. Sie funkelt ihn genervt an, worüber er nur kichert.
    Ich muss daran denken, dass Mozart ja angeblich auch ein ziemlich nerviger Typ gewesen sein soll, und frage mich, ob
man daraus nun zwingend folgern muss, dass Kevin ein wirklich genialer Komponist ist. Hoffentlich nicht.
    Wie sich herausstellt, sind Isaac und ich die Einzigen, die Post haben.
    »Liebste Nic…«, lese ich auf meiner Postkarte. »Obwohl ich meine Bilder anpreise wie sauer Bier, will keiner sie haben. ich bin am Überlegen, ob ich vielleicht mein Geld als Karikaturist in einer Einkaufspassage verdienen soll.«
    Daneben das scheußlich grinsende Porträt einer dieser typischen Wühltischhamsterinnen – auftoupierte Mähne, riesige Nagezähne und baumelnde Ohrringe.
    »Zumindest haben die trüben Geschäftsaussichten auf dem Kunstmarkt aber den Vorteil, dass ich nun doch die Zeit habe, am Besuchswochenende meine einzige Tochter zu sehen. Alles Liebe, Dad.«
    Darunter ein P. S. in Moms Handschrift: »Alles gelogen – es läuft sehr gut. Aber zu Besuch kommen wir trotzdem. Hoffentlich bist du gesund und hockst nicht zu viel am Schreibtisch. Küsse von deiner Mom.«
    »Wow, meine Eltern können am Besuchswochenende doch kommen!«, sage ich und überlege, wie ich das eigentlich finden soll. Als Battle mich fragend ansieht, zucke ich mit den Achseln.
    »Meine auch«, sagt Isaac. Seine Stimme klingt merkwürdig ausdruckslos. Als ich zu ihm rübersehe, fällt mir auf, wie verkrampft er den Brief in den Händen hält. Es sieht aus, als würde das Papier gleich reißen.

    »Ist was?«, frage ich.
    Isaac schüttelt den Kopf. »Nicht der Rede wert«, sagt er, zerknüllt den Brief und zielt auf den Papierkorb neben dem Tisch, verfehlt ihn aber. Dann dreht er sich wortlos weg und geht zur Tür hinaus.
    Battle, Katrina und ich sehen einander erstaunt an. Dann gucken wir zu Kevin rüber, der als Junge vielleicht in der Lage ist, Isaacs Verhalten zu erklären. »Lasst ihn lieber«, sagt er. »So, ich muss jetzt noch ein paar Sequenzen ausarbeiten. Man sieht sich.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schlendert er davon.
    Wir drei sehen einander wieder an.
    »Wow«, sagt Katrina. Sie hebt den rechten Arm und schnuppert prüfend an ihrer Achsel. »Hab ich heute Morgen etwa mein Deo vergessen?«
    Im nächsten Augenblick ist sie auch schon mit einem Satz am Papierkorb und hebt Isaacs zerknüllten Brief vom Boden auf.
    »Ihr wollt es

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