Sommerkussverkauf
einem ausgetretenen, alten Fußabstreifer körperlich ähnelte, dann der schlampige, büschelhaarige Will.
»Du siehst heute schon glücklicher aus«, meinte Jake.
Tatsächlich? Nun ja, vielleicht fühlte sie sich nicht mehr ganz so suizidal. Andererseits lag das wahrscheinlich daran, dass sie sich vorstellte, in hochhackigen Stiefeln auf Will Gifford herumzutrampeln.
»Entweder schlägt dein Herz echt schnell«, beobachtete Kate, »oder jemand will mit dir reden.«
Die Tasche von Jakes weißem Baumwollhemd vibrierte wie eine Hummel.
»Ich mag das Vibrieren.« Mit einem Zwinkern nahm er sein Handy heraus und meldete sich. Zu Kates Erleichterung beschnüffelten sich Norris und Bean friedlich.
»Hallo du«, murmelte Jake lächelnd in das Handy und fuhr mit gebräunten Fingern durch sein Blondhaar. »Ich weiß, ich auch.« Er hörte zu, dann lachte er. »Na, dieses Angebot kann ich doch unmöglich ausschlagen. Nein, ich bin heute Abend definitiv frei.« Noch eine Pause, dann grinste er. »Du bist ein böses, böses Mädchen. Also gut, um acht. Bis dann.«
Kate war noch nie zuvor so froh um ihre dunklen Sonnenbrillengläser gewesen. War jedes Gespräch, das sie mit Jake Harvey führte, dazu bestimmt, erst ihre Laune zu heben und sie dann mit einem Knall wieder auf die Erde fallen zu lassen?
»Tut mir leid. Das war die Schulleiterin von Sophie«, sagte Jake.
»Ehrlich? Oh.« Zu spät merkte sie, dass er scherzte. »Tja, ich muss jetzt los.« Kate zog wieder an der Leine von Norris, bevor Jake ihr von der umwerfenden Frau erzählen konnte, mit der er sich gerade für den Abend verabredet hatte. Sie sah, wie Oliver mit Will auf sie zukam.
»Und? Wer ist er?« Jake nickte neugierig in Richtung Will.
»Er ist Dokumentarfilmer und dreht einen Film über meinen Dad. Er wird ein paar Tage hier arbeiten.«
»Einen Film?« Jake pfiff leise. »Jeder, der etwas zu verstecken hat, sollte dann wohl besser auf der Hut sein.«
»Gilt das auch für dich?« Kate konnte dem Seitenhieb einfach nicht widerstehen.
»Nein.« Er grinste sie schelmisch an. »Glücklicherweise bin ich nicht der Typ für Heimlichkeiten.«
»Wer ist das?«, fragte Will.
Also ehrlich. Und da galten Frauen immer als neugierig.
»Der ortsansässige Sargbauer. Hält sich für toll. Ich bringe jetzt Norris nach Hause«, sagte Kate, weil Norris Bean liebeskranke Blicke über seine stämmige Schulter zuwarf.
»Wir brauchen nicht lange«, meinte Oliver. »Nur eine kurze Tour durch die Stadt, dann kommen wir zurück.«
Sophie und Tiff spielten mit einer Pappschachtel auf dem Bürgersteig vor Peach-Tree-Delikatessen.
»Das erinnert mich an früher«, meinte Oliver vergnügt, als er und Will an dem Laden vorbeikamen. »Wir haben mit Pappkartons gespielt, weil wir uns keine richtigen Spielsachen leisten konnten.« Er übertrieb die bescheidenen Umstände seiner Kindheit gern. »Hallo, ihr beiden. Macht das Spaß? Das ist übrigens Sophie, die Enkelin unserer Haushälterin. Und Tiff ist der Sohn von Juliet, der das Delikatessengeschäft gehört.«
»Hallo«, sagte Will und betrachtete die Schachtel mit dem Schlitz auf der Oberseite. »Spielt ihr Postbote?«
Sophie bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Das ist eine Mautstelle.«
»Es kostet fünfzig Pence, den Laden zu betreten«, erklärte Tiff.
»Nein, tut es
nicht
«, rief eine erschöpfte Frauenstimme aus dem Geschäft. »Tiff, lass sie rein.«
Tiff und Sophie sahen zu Oliver auf.
»Straßenräuberei«, schimpfte Oliver, zog eine Hand voll Münzen aus seiner Hosentasche und ließ sie in die Schachtel fallen. Sophie und Tiff tauschten selbstgefällige Blicke – Oliver Taylor-Trent war immer leicht herumzukriegen. Dann richteten sich ihre Blicke auf dessen jüngeren, schmuddeligeren Begleiter.
»Seht mich ja nicht an«, protestierte Will. »Ich bin wie die Königin, ich habe nie Bargeld dabei.«
»Furchtbare Kinder«, seufzte Juliet in der Tür und winkte ihre potenziellen Kunden herein. »Sie sollten ihnen wirklich kein Geld geben.«
»Unsinn«, erwiderte Oliver munter, »zwei junge Unternehmer am Anfang ihres Weges. Das erinnert mich an mich selbst, als ich noch jung war.«
Juliet lächelte Will entschuldigend an. »Was müssen Sie nur von uns denken?«
Man musste kein Gedankenleser sein, um zu erraten, was Will dachte. Juliet trug eine weiße Baumwollbluse im indischen Ethno-Stil, dazu einen weiten, wadenlangen Rock mit einem Mohnblumenmuster. Ihre dunklen Haare waren zu einem
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