Sommerkussverkauf
schon unterwegs gewesen.
»Vermisst du ihn?«, fragte Maddy.
»Meinst du, ob ich mir wünsche, dass wir zusammen sein könnten, wie eine ganz normale, glückliche Familie?« Juliet stellte die Torte zurück auf das Kühlregal und ging zur Kasse, als ein Seniorenpaar den Laden betrat. Sie senkte die Stimme und murmelte: »Nein, das tue ich nicht. Tiff und mir geht es gut.«
»Nur ihr beide? Wünschst du dir sonst niemanden?«
»Man kann nicht immer haben, was man sich wünscht«, sagte Juliet. »Manchmal muss man sich einfach mit dem begnügen, was man hat.«
Der Bus fuhr gemächlich über die Main Street und verlangsamte vor dem Kriegerdenkmal die Fahrt. Normalerweise hätte Marcella schon ihre Tüten eingesammelt, sich nach vorn begeben und mit dem Fahrer geplaudert, während sie darauf wartete, dass der Bus zum Stehen kam.
Dieses Mal blieb sie sitzen, presste ihre rosa Jute-Tasche an die Brust, bis der Bus stehen blieb und die Tür aufging.
»Ich dachte schon, Sie seien eingeschlafen«, rief der Fahrer, als sie zum Ausgang eilte.
»Ich doch nicht.« Marcella lächelte ihm geistesabwesend zu. »Danke, Mickey. Man sieht sich.«
Immer noch wie in einem Nebel wartete Marcella, bis Mickey auf der Ashcombe Road entschwand, bevor sie sich Snow Cottage zuwandte. Kaum zu glauben, wie drastisch sich ihr Leben ändern würde.
»Mum!« Marcella sah zu dem Fenster im ersten Stock, aus dem Maddy ihr zuwinkte. »Komm schon, wir warten auf dich! Du bist spät dran!«
Ihre süße Maddy: Marcella liebte sie von ganzem Herzen. Und Jake. Und auch Sophie. Ihre wunderbare Familie – o Gott, es ging schon wieder los. Wie absolut lächerlich.
Oben im Schlafzimmer sah Maddy, wie Tränen über Marcellas glatte, braune Wangen strömten, und sie spürte, wie ihr Herz tonnenschwer wurde. Marcella weinte nie; sie war die stärkste, tapferste Frau, die sie kannte.
Es musste sich um etwas furchtbar Schlimmes handeln.
Entweder schlimm oder es hatte mit Kerr McKinnon zu tun, was schlicht und ergreifend eine Katastrophe wäre.
»Jake?« Maddy bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. Sie trat vom Fenster zurück und rannte nach unten. »Mach die Tür auf, schnell, Mum ist hier«, rief sie mit schwankender Stimme, »und sie weint.«
Bis sie in den Eingangsbereich kam, hatte Jake bereits die Tür geöffnet, und da stand Marcella in ihrer Jeansjacke und den schlüsselblumengelben Sandalen, die Haare mit einem leuchtend rosa Schal noch oben gebunden und tränenüberströmt.
Maddy wagte kaum zu atmen: »Was ist los? Was ist passiert?«
Marcella fummelte nach ihrem Taschentuch, das bereits zerfleddert und durchnässt war und schüttelte den Kopf. »Ich habe Neuigkeiten. Wappnet euch, ihr zwei.« Sie grinste breit und triumphierend. »Ich bin schwanger.«
25 . Kapitel
»O mein Gott, o mein Gott!« Geschockt und entzückt und außerdem enorm erleichtert, weil es nichts mit Kerr zu tun hatte, nahm Maddy Marcella in den Arm. »Ehrlich? Das ist phantastisch … das sind einfach die tollsten Nachrichten überhaupt.«
Marcella lachte und weinte gleichzeitig. »Ich weiß. Ich stehe vermutlich immer noch unter Schock. Der arme Vince, er hätte es wirklich als Erster erfahren sollen … o danke, mein Schatz.« Sie strahlte Jake an, der ihr eine Schachtel Kleenex in die Hand gedrückt hatte. »Aber er ist auf einer Angeltour, und sein Handy ist ausgeschaltet, und ich konnte es doch kaum erwarten, es euch zu sagen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich bin schwanger. Ich werde tatsächlich ein Baby bekommen. Mein größter Traum wird endlich wahr …«
Freudentränen strömten unaufhaltsam über Marcellas Wangen, während Jake sie umarmte und in die Küche führte. Maddy wischte sich über die Augen und sagte: »Ich freue mich so für dich.« Sie meinte es auch so. Seit vielen Jahren hatte Marcella davon geträumt; sie war die perfekte Mutter für sie gewesen, und doch war die Sehnsucht nach einem eigenen Kind niemals gewichen. Und nun würde sie es bekommen. Es war wie ein Wunder.
»Ich hatte nicht die leiseste Ahnung! Ratet, wie ich es herausgefunden habe?« Marcella zog einen Stuhl an den blank gescheuerten Eichentisch und meinte eifrig: »Wonach rieche ich?«
»Äh …« Maddy schnupperte verwirrt. »Nach nichts.«
»Genau! Und ich war in Bath!«
Endlich kapierte es Maddy; zu Marcellas regelmäßigen Einkaufsrunden gehörte unweigerlich ein Ausflug in die Parfümabteilung von Jolly’s, wo sie sich mit so viel Parfüm
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