Sommerkussverkauf
angebunden. »Du siehst aus wie eine alte Nutte.«
»Was für ein Zufall«, warf Kate ein, »du klingst wie ein alter Zuhälter.«
Nuala lachte glockenhell auf. Sogar Dexter, der anfangs vor den Kopf geschlagen wirkte, brachte ein schiefes Lächeln zustande.
»Siehst du?«, flüsterte Nuala Maddy zu. »Sie ist im Grunde ganz in Ordnung. Gar nicht so schlimm wie du denkst.«
Ernsthaft? Sollte Nuala recht haben? Maddy sah zur Bar und auf die Frau, die sie so viele Jahre lang gedemütigt hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke, und Maddy fragte sich, ob Kate ihr dieses eine Mal ein Lächeln schenken würde.
Aber wem machte sie etwas vor? Das passierte natürlich nicht. Ob aus Schuldgefühlen oder Gleichgültigkeit oder schlichter Abneigung, Kate drehte sich weg. Maddy wusste zwei Dinge ganz sicher.
Kate war diejenige, die Jake von ihr und Kerr erzählt hatte.
Und Nuala irrte sich: Kate war ganz genauso schlimm wie sie dachte.
Allein der Klang von Kerrs Stimme am Telefon besaß die Kraft, Maddys Eingeweide wie Schokolade schmelzen zu lassen.
»Änderung des Planes«, murmelte sie im Hinterzimmer des Delikatessengeschäfts, nachdem sie dreimal überprüft hatte, ob auch ja keine Kunden den Laden betreten hatten. »Ich schaffe es nicht. Marcella hat eben bei Jake angerufen und hinterlassen, dass wir beide um sechs zu ihr kommen sollen.«
»Wenn du sagst, wir beide, dann meinst du nicht …«
»Nein, nicht dich und mich und Marcella mit einer Schrotflinte.« Maddy lächelte, denn wundersamerweise war alles andere egal, wenn sie mit Kerr redete. »Sie will Jake und mich sprechen. Keine Ahnung warum, aber offenbar klang sie friedlich, darum kann es nichts allzu Furchteinflößendes sein. Ich bin jedenfalls sicher, dass es nicht lange dauern wird. Ich kann also um sieben bei dir sein.«
»Willst du erst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«, sagte Kerr.
Maddys Magen hüpfte wie ein Fisch auf dem Trockenen.
»Zuerst die schlechte Nachricht.«
»Ich habe immer noch nicht genug von dir.«
Mistkerl! Überwältigt vor Erleichterung fragte sie: »Und die gute Nachricht?«
Kerrs Stimme wurde weich. »Du hast noch nicht genug von mir.«
Maddy kehrte mit einem albernen Lächeln im Gesicht zurück in den vorderen Teil des Ladens. Juliet schnitt gerade vorsichtig eine Kiwi-Limonen-Torte an. »Du wirst mich hassen, wenn ich dir das sage, aber es wird in Tränen enden.«
Dickköpfig erwiderte Maddy: »Sei keine solche Pessimistin.«
»Glaube mir, ein Geheimnis ist nur so lange ein Geheimnis, wie
niemand
anderes davon weiß. Selbst ein Geheimnis zwischen zwei Menschen kann riskant sein. Es funktioniert nur, wenn beide wasserdichte Gründe zur Geheimhaltung haben.«
»Ich weiß ja, aber wir schaffen das schon irgendwie.« Hätte es Sand in der Nähe gegeben, Maddy hätte ihren Kopf hineingesteckt.
»Ich wollte dich nur warnen, das ist alles.« Juliets dunkle Augen funkelten voller Mitgefühl. »Du und Kerr wissen davon. Ich weiß davon. Ebenso Nuala und Jake. Und jetzt gibt es da noch jemanden. Du glaubst, es sei Kate Taylor-Trent, aber absolut sicher bist du nicht. Wenn es in diesem Tempo weitergeht, gibt es bald nicht mehr viele Leute in Ashcombe, die das Geheimnis nicht kennen.«
Maddy wollte nichts mehr davon hören. Sie griff nach der Silberzange und legte Rumtrüffel aus dem Glasschaukasten in eine der Pralinenschachteln. Rumtrüffel hatte Marcella am liebsten. Nachdem Maddy die Schachtel abgewogen hatte, sagte sie: »Sechs Pfund fünfzig«, damit Juliet die Summe anschreiben konnte.
»Das macht ein schuldbeladener Ehemann, wenn er zu viel Zeit mit seiner Geliebten verbracht hat«, erklärte Juliet. »Er hält an einer Tankstelle und kauft einen Strauß rosa Nelken für seine Frau.«
»Hat Tiffs Vater das immer so gemacht?« Maddy kam sich schäbig vor, aber sie konnte sich diese spitze Bemerkung nicht verkneifen. Ihr Leben war gerade kompliziert genug, ohne dass sie noch Vorträge von wohlmeinenden Freunden anhören musste, die selbst auch kein makelloses Leben geführt hatten.
»Ich bin sicher, das hat er getan«, erwiderte Juliet mit einem schwachen Lächeln. »Wiewohl ich mir gern einbilde, dass er etwas Besseres besorgt hat als ein paar billige Nelken, die nach Benzin stinken.«
Juliet hatte nie absichtlich einer anderen Frau den Mann stehlen wollen, das wusste Maddy. Dass er zu Hause eine Ehefrau besaß, hatte sie erst herausgefunden, als es zu spät war. Da war Tiff
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