Sommerkussverkauf
Wutausbruch von Dexter.
Stattdessen meinte der im Plauderton: »Wenn ich dich jetzt anschreie, schreist du dann zurück?«
Mit Tränen in den Augen schüttelte Kate den Kopf. »Nein.« Es kam wie ein krächzendes Quaken heraus, wie ein Frosch, der sich am Telefon krankmeldet.
»Tja, dann lohnt sich die Mühe nicht. Schieb deinen Hintern zur Seite«, meinte Dexter brüsk. Kate wusste nicht, ob sie lachen oder weinen solle, als ihr klar wurde, dass er sich niederkniete, Handbesen und Aufnehmer zur Hand nahm und die Scherben aufwischte.
Sie zuckte zusammen, als sich eine warme Hand auf ihren Arm legte und eine vertraute Stimme sagte: »He, alles in Ordnung?«
Er hätte mich beinahe drangekriegt, dachte Kate, als Jake über die Theke lugte und zu Dexter sagte: »Ihr schließt doch gleich, kann ich sie nach Hause bringen?«
Dexter richtete sich auf. »Soll mir recht sein. Hier ist sie sowieso zu nichts nütze.«
»Wer sagt denn, dass ich mit dir nach Hause gehe?« Kate schaute aufsässig, aber es war ein vorgetäuschter Protest. Jake grinste, hob die Holzklappe an, die Teil der Theke war, und zog sie hindurch.
»Also gut, es geht um Folgendes: Maddy hätte dich nicht anbrüllen sollen, sie weiß, dass sie sich entschuldigen muss, aber sie ist gerade in keiner guten Verfassung. Wenn es dir also nichts ausmacht, würde sie sich gern später bei dir entschuldigen.« Während er sprach, führte er sie zur Tür.
Kate fragte misstrauisch: »Warum bringst du mich dann nach Hause?«
»Weil du eine Maid in Not bist und ich mich auf so was spezialisiert habe. Außerdem ist es eine gute Entschuldigung, um mir den Nachmittag frei zu nehmen.«
Dauncey House war kalt und leer. Oliver befand sich wie gewöhnlich in London, und Estelle hatte sich auf eine ihrer hin und wieder auftretenden, halbherzigen Gesundheits- und Fitnessexkursionen begeben. Sie würde vermutlich nicht vor 17 Uhr zurückkommen.
»He, Maid in Not, du hast Wimperntusche auf den Wangen.«
Sie befanden sich in der Küche. Kate wollte instinktiv zur Gästetoilette gehen, um sich das Gesicht zu waschen, aber Jake hielt sie auf. Er benetzte ein Küchentuch unter dem Wasserhahn, zog sie zu sich und wischte sanft die schwarzen Schlieren unter ihren Augen weg. Kate merkte, dass er damit auch die sorgfältig applizierte Narbenabdeckcreme entfernte, und versuchte, seine Hand wegzuschieben, aber Jake schüttelte den Kopf. »Sei nicht albern, ist schon gut. Du siehst nicht so furchteinflößend aus, wie du denkst.«
Er war ihr sehr nah. Sie brachte es nicht über sich, ihm in die Augen zu schauen. Kate stand wie unter einem Zauberbann; normalerweise entfernte sie ihre Wimperntusche mit Clinique-Reinigungsmilch für zwanzig Pfund pro Flasche und superweichen Wattebäuschen. Und doch ließ sie zu, dass Jake Harvey über den zarten Bereich unter ihren Augen mit einem kratzigen, nassen Küchentuch rubbelte – und sie wollte nicht, dass er aufhörte.
»Und du bist auch nicht so hart im Nehmen, wie du es nach außen darstellst«, stellte Jake fest. Kate spürte, wie sich ihr der Hals zuschnürte. Er war ja so nett.
»Es ist nicht lustig, wenn man beschuldigt wird, etwas getan zu haben, was man gar nicht getan hat.« Kate schüttelte den Kopf. »Ich hätte es Marcella nie erzählt.«
»Ich weiß.«
»Aber Maddy nicht. Das macht mich am meisten fertig. Sie hat wirklich geglaubt, ich hätte es getan. Ich weiß, wir verstehen uns nicht«, platzte Kate heraus, »aber ich würde doch nicht riskieren, dass Marcella ihr Baby verliert! Das würde ich
niemals
tun!«
»Beruhige dich. Ich sagte dir doch, dass sich Maddy entschuldigen wird. Sie macht nur gerade eine schwere Zeit durch. Mein Gott, keiner von uns hat es gerade leicht.« Jake rollte mit den Augen. »Es ist wirklich kein Zuckerschlecken, das Haus mit Nuala zu teilen. Wenn sie nicht gerade Dexter hinterherweint und jammert, dass sie nie wieder einen Freund finden wird, dann bittet sie mich, ihr die Turnschuhe zuzubinden. Es ist, als würde ich wieder mit einer Dreijährigen zusammenleben.«
Kate spürte einen Hauch von Solidarität mit Nuala; sie fragte sich oft selbst, ob sie jemals wieder einen Freund finden würde.
»Aber was ist mit dir?«, wechselte Jake das Thema, während sie in den Wintergarten gingen. »Du bist jetzt seit einigen Wochen zurück. Für mich sieht es so aus, als hättest du dich wieder gut eingelebt.«
»Irgendwie schon«, räumte Kate ein.
»Du bist ein Naturtalent hinter der
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