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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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fragte, warum er sich nicht rasiert hätte – ›Rasiert?‹ sagt er da ganz überrascht. Packleby war sein Name. Einer von den Packlebys aus Leicestershire. ›Rasiert, meine Gnädigste?‹ sagte er. ›Also, wenn man bedenkt, daß sie sogar das Buttermesser verstecken, wenn ich zum Frühstück runterkomme, aus Angst, ich könnte mir damit die Gurgel durchschneiden, da kann man doch nicht erwarten, daß sie mir ein Rasiermesser anvertrauen, wie?‹ War richtig aufgebracht deswegen und hat den ganzen Abend verdorben. Kümmere dich um Miss Schoonmaker, Clarence. Ich bin bald zurück.«
    Lord Emsworth hatte wenig Übung in der Kunst, jungen Damen die Zeit zu vertreiben. Er mußte sich also etwas einfallen lassen, und so grübelte er eine Weile. Hätte man die Kaiserin nicht entführt, dann hätte er es natürlich leicht gehabt. Er hätte dieser Miss Schoonmaker eine halbe Stunde schieren Entzückens geboten, indem er mit ihr zum Schweinestall gegangen wäre, um dem Prachtstück beim Fressen zuzusehen. So aber war er ziemlich ratlos.
    »Vielleicht möchten Sie den Rosengarten sehen?« schlug er vor.
    »Wahnsinnig gerne«, sagte Sue.
    »Mögen Sie Rosen?«
    »Sehr.«
    Lord Emsworth fand Gefallen an diesem Mädchen. Ihre Art lag ihm. Dunkel erinnerte er sich an etwas, das seine Schwester Constance über sie gesagt hatte – daß sie wünschte, Ronnie würde mal ein so nettes und vermögendes Mädchen wie diese Miss Schoonmaker heiraten, die Julia in Biarritz kennengelernt hatte. Da er ihr also wohlgesonnen war, überlegte er, daß ein paar wohlgesetzte Worte zur rechten Zeit über den wahren Charakter seines Neffen dieses Mädchen davor bewahren könnten, einen Fehler zu begehen, den sie vielleicht, wenn es zu spät wäre, ewig bereuen würde.
    »Sie kennen doch meinen Neffen Ronald?«
    »Ja.«
    Lord Emsworth blieb stehen, um an einer Rose zu riechen. Er nannte Sue die wichtigsten Zuchtdaten, bevor er zum Thema zurückkehrte.
    »Dieser Junge ist ein Holzkopf«, sagte er.
    »Wieso?« fragte Sue energisch. Ihre gute Meinung von dem hageren alten Herrn verflog. Eben noch war ihr seine komische zerstreute Art sehr liebenswert vorgekommen. Jetzt sah sie plötzlich, was er wirklich war, ein Tattergreis, und zwar ein Tattergreis erster Güte.
    »Wieso?« Seine Lordschaft dachte darüber nach. »Na ja, wahrscheinlich erblich. Sein Vater, der alte Miles Fish, war der größte Schwachkopf im Garderegiment.« Er sah sie bedeutungsvoll durch sein schräg hängendes Pincenez an, als wollte er sagen, daß das wahrhaftig eine Leistung gewesen sei. »Der Junge wirft mit Tennisbällen nach Schweinen«, fuhr er dann fort, indem er zu den schlimmsten Enthüllungen kam.
    Sue war verblüfft. Wenn sie das eben richtig verstanden hatte, kam da eine Seite in Ronnies Charakter zutage, von der sie bislang gar nichts gewußt hatte.
    »Was tut er?«
    »Ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Er warf mit einem Tennisball nach der Kaiserin von Blandings. Mehr als einmal.«
    Die mütterlichen Gefühle, die alle Mädchen für die Männer hegen, die sie lieben, drängten Sue, etwas zu Ronnies Verteidigung zu sagen. Aber außer daß das Schwein wahrscheinlich damit angefangen hatte, fiel ihr nichts ein. Sie verließen den Rosengarten und gingen langsam zurück zum Haus. Lord Emsworth grübelte noch immer über die Unzulänglichkeiten seines Neffen nach. Schon als kleiner Junge war Ronnie ihm auf die Nerven gegangen. Es hatte Zeiten gegeben, da wäre ihm sogar die Gesellschaft seines jüngeren Sohnes Frederick lieber gewesen.
    »Unangenehmer Bursche«, sagte er. »Höchst unangenehm. Dauernd stellt er was an. Hat kürzlich einen Nachtclub aufgemacht und einen Haufen Geld dabei verplempert. Sah ihm ähnlich. Mein Bruder Galahad hat vor Jahren auch mal einen Nachtclub aufgemacht. Kann mich erinnern, daß es meinen Vater beinahe tausend Pfund kostete. Irgendwas an Ronald erinnert mich stark an Galahad, als er so alt war.«
    Obwohl der Autor der Memoiren Sue in vieler Hinsicht sehr sympathisch war, konnte sie sich durchaus ein sehr objektives Bild davon machen, wie er als junger Mann Mitte zwanzig gewesen sein mußte. Deshalb fand sie diese Behauptungen schlichtweg verleumderisch.
    »Da bin ich aber anderer Ansicht, Lord Emsworth.«
    »Sie haben meinen Bruder Galahad doch gar nicht als jungen Mann gekannt«, wandte seine Lordschaft scharfsinnig ein.
    »Wie heißt denn dieser Hügel dort?« fragte Sue frostig, um das unerfreuliche Thema zu wechseln.
    »Der

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