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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Gefühle empfinden. Einige Teile von ihr gab es nicht mehr, sie waren ihr ebenso vollständig genommen wie der Rest ihres bisherigen Lebens. Es gab keinen Unterricht mehr, keine melodramatische Rianne; es gab auch kein Gelächter mehr in der Küche des Verlaine und kein Tanzen im Crow’s Nest. Und es gab keine Möglichkeit, irgendeine von diesen Veränderungen ungeschehen zu machen. Umkehren kommt nicht in Frage. Aber zu bleiben, wo sie war, war auch kein wahres Glück. Sie lebte in einem nebligen Traum – oder Albtraum. Sie wusste nicht, ob sie im Augenblick den Unterschied bemerken würde.
    »Ich bin nicht glücklich«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, was ich bin, aber Glück ist das hier nicht.«
    Irial begann an dem Gebäude hochzuklettern, indem er sich an den bröseligen Ziegelsteinen und abgebrochenen Metallteilen festhielt. Die scharfen Kanten durchbohrten seine Hände, so dass er auf dem Weg zu ihr nach oben eine Spur blutiger Handabdrücke hinterließ.
    »Halt dich an mir fest«, sagte er, als er bei ihr ankam.
    Und das tat sie. Sie klammerte sich an ihn, als wäre er das einzig Verlässliche, was es noch auf der Welt gab, und er kletterte weiter an dem Gebäude hoch. Als er das marode Dach erreichte, hielt er an und ließ sie auf die Füße herab.
    »Ich möchte nicht, dass du unglücklich bist.«
    »Ich bin aber unglücklich.«
    »Bist du nicht.« Er legte seine Hände an ihre Wangen. »Ich kenne alle deine Gefühle, mein Liebling. Du empfindest keine Trauer, keine Wut, keinen Kummer. Wie kann das schlecht sein?«
    »Es ist nicht echt … Ich kann so nicht leben. Und das werde ich auch nicht.«
    Sie musste entschlossen genug geklungen haben, denn er nickte. »Gib mir nur noch ein paar Tage, dann werde ich eine Lösung gefunden haben.«
    »Erzählst du …«
    »Nein.« Er sah sie mit einem fast schon verletzlichen Ausdruck in den Augen an. »Es ist das Beste für alle, wenn wir nicht darüber reden. Vertrau mit einfach.«

Zweiunddreißig
    Irial hatte Leslie mehrere Tage dabei beobachtet, wie sie darum kämpfte, wieder einige der Gefühle zu empfinden, die sie verloren hatte, weil er sie ihr wegnahm. Sie war vor fahrende Autos gelaufen, hatte die immer aggressivere Bananach provoziert und sich in eine Auseinandersetzung zwischen zwei bewaffneten Sterblichen eingemischt: Immer wenn er einen Moment lang nicht aufpasste, lief sie los und setzte sich irgendwelchen Gefahren aus. Er konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen, aber das gelang ihm bei Sterblichen ohnehin selten.
    Heute war sie erschöpft – wie er.
    Er zog die Tür zum Schlafzimmer zu und zwang sich, an etwas anderes zu denken als das schlafende Mädchen. Er musste sie so vorsichtig behandeln, seine wahren Gefühle so sorgfältig vor ihr verbergen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass eine Sterbliche ihn verändern könnte; das war nicht eingeplant gewesen.
    Gabriel schaute hoch, als Irial sich an das andere Ende des Sofas setzte, und griff die Unterhaltung wieder auf, die sie jedes Mal führten, wenn Leslie schlief. »Wir haben schon lange keine gute Party mit Sterblichen mehr gefeiert.« Er hielt ihm eine bereits geöffnete Bierflasche hin.
    »Das liegt daran, dass sie zu wenig aushalten.« Irial nahm die Flasche, schnüffelte daran und fragte: »Ist das wirklich echtes Bier? Einfach nur Bier?«
    »Soviel man weiß.« Gabriel lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und tippte mit seiner Stiefelspitze auf den Boden, im Rhythmus zu einem Song, den nur er hörte. »Also? Party mit Sterblichen?«
    »Kannst du welche besorgen, die ein paar Nächte überleben?« Irial schaute zu der geschlossenen Tür, hinter der seine eigene allzu zerbrechliche Sterbliche unruhig schlief. »Es ist besser, wenn wir sie nicht jede Woche austauschen müssen. Such einfach alle paar Tage wieder die gleichen zusammen, bis wir sehen, wie das funktioniert.«
    Er behielt für sich, dass er nicht sicher war, wie gut Leslie damit zurechtkommen würde, den Tod, die Angst und den Schmerz so vieler Sterblicher durch sich hindurchzuleiten. Wenn sie reichlich vorhanden und ausreichend verängstigt, wütend und lüstern waren, würde sie so berauscht sein, dass sie die paar Tode wahrscheinlich überhaupt nicht bemerkte. Aber wenn zu viele auf einmal starben, könnte sie das aus der Fassung bringen.
    »Ein bisschen Krieg wäre auch ganz gut. Bananach testet jede Grenze aus, die du ihr setzt. Erlaubst du ihr ein kleines Geplänkel?« Die Tatsache, dass Gabriel das

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