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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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gutes Benehmen. Und setz Preise für die mit den meisten überlebenden Sterblichen bei Sonnenaufgang aus.« Irial senkte seine Stimme, als er hörte, dass sich im Schlafzimmer nebenan etwas regte. Leslie sollte eigentlich noch gar nicht wieder wach sein, aber sie war zu stur, um so viel zu schlafen, wie sie sollte.
    Irial streckte Leslie eine Hand entgegen, als sie ins Zimmer trat. Sie nahm sie und rollte sich in seine Arme ein.
    »Kümmerst du dich dann also um die Partyvorbereitungen?«, fragte Irial geistesabwesend, während er über Leslies Haare strich.
    Gabriel nickte. »Ich brauche aber mindestens zwei Tage.«
    »In Ordnung.« Irial wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Mädchen zu und freute sich, als er das leise Klicken der Tür hörte, die sich hinter Gabriel schloss. »Wenn du dich noch zwei Tage gedulden kannst, sind wir ein bisschen weniger durch dieses Ding hier gefesselt und können versuchen, deine Situation zu verbessern.« Er zeigte auf die gefiederte Ranke, die sie miteinander verband.
    »Was …?«
    »Keine Fragen, Leslie. Das ist die Bedingung.« Er küsste ihre Stirn. »Du möchtest mehr Freiheit, mehr Spielraum zum Herumstreunen?«
    Sie nickte stumm.
    »Ich muss dich nur davon abhalten, dich dauernd in Gefahr zu bringen. Wenn du so weitermachst, werde ich deine Bewegungsfreiheit eher beschränken müssen.« Er beobachtete ihr Mienenspiel, während er das sagte, und fragte sich wieder einmal, wie sie wohl wäre, wenn sie ein paar von ihren Gefühlen behalten könnte, nicht alle, aber wenigstens ein paar.
    »Wird das, was du machst, wehtun?« Einen Moment lang wirkte sie ganz angetan von dieser Vorstellung, wollte genau das empfinden, wovor sie zu entkommen versucht hatte.
    »Haben die ersten Wochen mit mir denn wehgetan?«
    »Ich erinnere mich nicht.« Sie leckte sich die Lippen, als schmeckte sie seine Sorgen – was sie wegen ihrer Verbindung nicht konnte. Doch manchmal spürte er einen Sog, als versuchte sie, die Flussrichtung umzukehren, als wollte sie seine Gefühle stehlen. »Ich habe nicht viele klare Erinnerungen an diese Zeit.«
    »Eben.«
    »Du bist grausam, Irial.« Sie war nicht wütend oder vorwurfsvoll, nichts von alldem. Sie konnte es nicht.
    Und einen Moment lang begriff er, dass sie sich eigentlich beide wünschten, sie könnte es sein. Mein Schattenmädchen . Er küsste sie, um nicht den Fehler zu machen, dass er aussprach, was er dachte.
    »Ich kann grausam sein, Leslie. Und wenn du weiterhin versuchst, dir Schaden zuzufügen, werde ich es auch sein.« Er hoffte, dass ihr Verstand ausreichte, obwohl sie keine Angst empfinden konnte, zu erkennen, dass daran keinem von ihnen gelegen sein konnte. Doch sie seufzte, als wäre das keine Drohung, sondern ein Versprechen, also fragte er sie: »Erinnerst du dich an Nialls Narben?«
    »Ja.« Sie sah ihn aufmerksam an und rührte sich nicht.
    »Du wirst mich nicht mögen, wenn ich grausam bin.« Er hob sie auf die Füße.
    Sie stand weiter reglos und mit ausgestrecktem Arm da. »Ich mag dich jetzt auch nicht.«
    »Wir lügen nicht«, erinnerte er sie, nahm ihre Hand und zog sie wieder in seine Arme.
    »Ich bin sterblich, Irial. Ich kann lügen, so viel ich will«, flüsterte sie.
    Er ließ sie los und verfluchte die Tatsache, dass ihm das schwerfiel. »Zieh dich um, Liebling.«
    Sie mussten ein paar Kämpfen beiwohnen. Er hatte sie bis jetzt nicht durch Krankenhäuser, Sanatorien oder Ähnliches geführt – noch nicht  –, aber heute Abend würde er sie mitnehmen zu den Festmählern der Wut. Er würde sie mit so viel Finsternis auftanken, wie sie ertrug, damit sie einen Tag lang, oder auch zwei, frei sein konnte. Wenn er es schaffte, genügend Finsternis durch sie hindurchzusaugen und an seinen Hof weiterzuleiten, konnte er Leslie eine Weile in Ruhe lassen. Entweder er schaffte es oder er würde sie verlieren, und das war keine Möglichkeit, die er in Betracht ziehen wollte. Er hatte versucht, ihre Toleranz langsam zu erhöhen, aber ihre Sturheit – und sein Wunsch, sie nicht zu zerstören – sorgten dafür, dass seine Zeitplanung ins Wanken geriet. Nicht zum ersten Mal, seit dieser verdammte Frieden begonnen hatte, wünschte Irial sich nichts sehnlicher, als seinen Hof zu verlassen, seine Verantwortung abzugeben – nur, dass er Leslie nun mitnehmen wollte.

Dreiunddreißig
    Während der nächsten Woche trieb er sie immer weiter voran, bis sie so trunken war von Schatten, dass es sie würgte, aber sie sprachen nicht

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