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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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was Leslie bereits wusste, aber der Ton in Seths Stimme machte sie nervös. »Später. Heute Abend nicht mehr«, sagte sie.
    »Aber bald«, beharrte Seth.
    »Ja, bald. Versprochen.« Damit schloss sie die Tür zu Seths Schlafzimmer und drehte den Schlüssel im Schloss. Sie fand es furchtbar, das zu tun, aber sie wusste auch, dass sie sich so sicherer fühlen würde.
    Sie streckte sich auf Seths Bett aus, ohne die Decke zurückzuschlagen, und hüllte sich in die Wolldecke, die er ihr gegeben hatte. Dann lag sie in dem dunklen Zimmer und versuchte sich auf Niall zu konzentrieren, darauf, wie behutsam er sie beim Tanzen gehalten hatte, darauf, wie sein Lachen sich an ihrem Hals angefühlt hatte.
    Aber es war nicht Niall, von dem sie träumte, als sie einschlief, sondern Irial. Und es war auch kein Traum. Es war ein Albtraum, schlimmer als alle, die sie je gehabt hatte: Irials Augen starrten ihr aus den Gesichtern der Männer entgegen, die sie vergewaltigt hatten, der Männer, die sie festgehalten und Dinge mit ihr gemacht hatten, für die das Wort Vergewaltigung noch eine harmlose Bezeichnung war.
    Es war seine Stimme, die in ihrem Kopf widerhallte, als sie vergeblich darum kämpfte aufzuwachen. »Bald, a ghrá, meine Liebe«, flüsterte er aus den Mündern dieser Männer. »Bald sind wir vereint.«

Vierzehn
    Da der Sommerkönig ihn woanders suchte, hatte Irial beschlossen, dort hinzugehen, wo sich dessen Lieblinge aller Wahrscheinlichkeit nach aufhielten: ins Rath and Ruins. Es ist besser, wenn ich Keenan noch ein bisschen schmorenlasse, bevor wir uns treffen . Je panischer die Regenten des Sommerhofs wurden, desto emotionaler würden sie auf alles reagieren, und Irial konnte eine gute Mahlzeit gebrauchen. In der Zwischenzeit würde er sich den Spaß gönnen, Niall dabei zu beobachten, wie er Leslie mit einem besitzergreifenden Eifer bewachte, der für Mitglieder des Sommerhofs ganz und gar untypisch war.
    Es war kein Wunder, dass der Gancanagh sich zu Leslie hingezogen fühlte. Ihre immer stärker werdende Verbindung zu Irial machte sie für alle Mitglieder des Hofs der Finsternis verführerisch. Und auch wenn Niall sich vor vielen Jahren von diesem Hof losgesagt hatte, war er weiter mit ihm verbunden. Es war der Hof seiner Herkunft, zu dem er gehörte, ob er das nun akzeptierte oder nicht.
    Genau wie Leslie. Sie wusste es vielleicht nicht, merkte es nicht, aber irgendetwas in ihr hatte Irial als das passende Gegenstück zu sich erkannt. Sie hatte sich für ihn entschieden. Selbst ein Ritt auf Gabriels Hunden war nicht so befriedigend, wie zu wissen, dass die kleine Sterbliche bald ihm gehören würde, zu wissen, dass sie ihm als eine Art Kanal dienen würde, durch den er die Emotionen der Sterblichen in sich aufnehmen konnte. Die Spuren und Kostproben, die er bislang schon durch sie hatte erhaschen können, waren ein wunderbarer Vorgeschmack auf das, was ihn bald erwartete. Der Hof der Finsternis hatte sich so lange nur von Elfen genährt, dass seine Mitglieder sich kaum noch erinnern konnten, wie es war, von den Sterblichen zu leben – bis Rabbit damit begonnen hatte, bei seinen Tätowierungen eine speziell präparierte Tinte zu verwenden. Wenn er mit Leslie erst fertig war, würde so vieles besser sein. Und vielleicht ist sie sogar stark genug, es auszuhalten. Jetzt musste er nur noch warten, bis seine Zeit gekommen war, und die Stunden überbrücken, bis sie ganz ihm gehörte.
    Aus Langeweile provozierte er Niall: »Sollte man dir nicht besser einen Aufpasser an die Seite stellen, mein Junge?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen.« Nialls Miene und Ton drückten Verachtung aus, doch seine Gefühle waren vielschichtig. Über all die Jahre hinweg hatte der Gancanagh nie aufgehört, sich um Irials Befinden zu sorgen – obwohl er es niemals zugegeben hätte –, und irgendetwas hatte dazu geführt, dass diese Sorge in letzter Zeit weitaus ausgeprägter war als sonst. Irial nahm sich vor, Gabriel zu bitten, der Sache näher auf den Grund zu gehen.
    »Ein weiser König hat Wachen«, fügte Niall hinzu. In seiner Sorge glimmte ein Fünkchen echte Angst.
    »Ein schwacher König, meinst du. Aber ein Herrscher der Finsternis hat es nicht nötig, sich verhätscheln zu lassen.« Irial sah sich nach einer neuen Ablenkung um: Niall war im Moment zu leicht zu ärgern; außerdem empfand Irial zu viel Zuneigung zu ihm. Von Nialls Empfindungen zu kosten, war bestenfalls ein bittersüßes Vergnügen.
    Eine der Kellnerinnen,

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