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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Schwestern gingen weiter und zogen sie ebenfalls vorwärts.
    »Nein.« Leslie schüttelte den Kopf. Da war irgendetwas anderes. Sie versuchte zu erkennen, was es war – so etwas wie ein Schatten, der über den anderen Schatten lag.
    Sie ging auf diese Schatten zu, wie von einer Schnur gezogen. Ein Mann tanzte wie verrückt auf einer Treppe herum, was an sich schon seltsam genug war; aber er schien – genauso wie die Stiele von Rosen – mit Dornen übersät zu sein.
    Ani legte einen Arm um Leslies Taille. »Komm, Schlafwandlerin. Wir gehen uns amüsieren. Wenn du erst mal wieder in Schwung kommst, hast du deinen toten Punkt schnell überwunden.«
    »Habt ihr den gesehen?« Leslie stolperte erneut.
    Tish klatschte in die Hände. »Oh, warte, bis du die neuen Dartscheiben siehst, die Keenan für den Club gekauft hat. Ich hab gehört, dass seine Freundin nur gesagt hat, dass sie gern mal Dart spielen würde, und zack hingen am nächsten Tag drei neue Scheiben da.«
    »Sie ist nicht seine Freundin«, murmelte Leslie und warf einen Blick über die Schulter zurück zu dem Hauseingang. Der Dornenmann winkte ihr zu.
    »Egal.« Ani zerrte Leslie vorwärts. »Jedenfalls gibt’s neue Dartscheiben.«
    Leslie war noch keine halbe Stunde im Club, als Mitchell – ihr großmäuliger Ex – dort auftauchte. Wie so oft war er sturzbetrunken.
    »Hey, Lezzie!« Er schenkte ihr ein herzloses Lächeln. »Wo ist denn dein Betthase für heute Nacht? Oder« – er senkte seine Stimme – »machst du’s neuerdings nur noch mit Batteriebetrieb?«
    Seine unterbelichteten Freunde grölten.
    »Verschwinde, Mitchell«, sagte sie. Es war nie angenehm, ihm zu begegnen. Nachdem ihre Mutter abgehauen war, hatten sowohl Leslie als auch Ren auf der Suche nach Trost mehrfach Dummheiten begangen. Rens Selbsttröstungsversuche hatten Leslie eine Menge gekostet, aber davor hatte sie selbst auch einige Dinge getan, die sie teuer zu stehen gekommen waren. Sie hatte vergessen wollen, wo sie war und wie falsch alles für sie lief. Aus diesem Grund hatte sie Fehler gemacht. Und Mitchell war einer davon.
    Wie aus dem Nichts stand mit einem Mal Niall vor ihr. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich komme schon klar.« Leslie drehte sich um und wollte weggehen, doch Mitch packte sie am Arm. Plötzlich stand ihr das Bild des sich am Boden windenden Dealers wieder vor Augen, um dessen Arm ihre Hand lag. Das kann ich nicht machen. Sie schaute auf Mitchells Hand hinunter, die sie festhielt. Wieso eigentlich nicht? Er hat doch angefangen .
    »Fass Leslie nicht an«, knurrte Niall. Er rührte keinen Finger, aber seine Anspannung war so klar erkennbar, dass die Leute um ihn herum zurückwichen.
    »Niall? Kein Grund zur Aufregung. Ich komme alleine klar.« Sie entzog Mitchell ihren Arm, doch als sie sich umdrehte, verpasste Mitch ihr einen Schlag auf den Hintern. Seine Freunde lachten wieder, aber diesmal klangen sie ein bisschen nervös.
    Leslie fuhr herum. Sie hatte ihre Hand zur Faust geballt und war so unglaublich wütend, dass es sich auf geradezu unanständige Weise gut anfühlte. Einen Moment lang spielten ihre Augen verrückt. Alle Leute im Club starrten zu ihr hin, aber sie sahen gar nicht wie Menschen aus. Klauen, Stacheln, Flügel, Hörner, Fell, unförmige Gesichter – ganz viele von diesen Leuten sahen so falsch aus. Sie stockte.
    Niall trat vor und fragte erneut: »Alles in Ordnung?«
    Aber mit ihr war gar nichts in Ordnung. Ihr Puls raste, als hätte sie Koffeinpillen mit Espresso hinuntergespült, ihre Augen spielten ihr Streiche; ihre Gefühle ebenso, aber sie hatte nicht vor, irgendetwas davon zuzugeben. »Mir geht’s gut, danke«, sagte sie stattdessen. »Alles … in Ordnung. Du brauchst nicht …«
    »Er sollte dich mit mehr Respekt behandeln«, unterbrach Niall sie.
    Leslie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Er ist sowieso ein Idiot. Komm, wir gehen.«
    Mitchell verdrehte die Augen. Sie hoffte, dass er es dabei belassen würde, doch er war zu betrunken, um noch ein Gespür für die Situation zu haben. Er beugte sich zu Niall vor. »Du brauchst gar nicht den Helden zu spielen, um sie ins Bett zu kriegen, Mann. Die macht ihre dürren Beinchen doch für jeden breit. Stimmt’s, Lezzie?«
    Der Ton, der daraufhin aus Nialls Mund drang, klang eher tierisch als menschlich. Er machte einen Schritt vor, wobei sein Körper sich in einem seltsamen Winkel verbog, als hielte ihn irgendetwas mit Macht fest. Mitchell wich zurück. Leslie folgte ihm.

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