Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Gefolgschaft geschworen hatten, ihn so behandelten, als wäre er einer der Ihren. Es bedeutete, dass er viele der Vorteile eines Hofangehörigen genießen würde, ohne irgendwelche Pflichten zu haben. Ungeachtet dessen, wie verletzlich er war, konnte er sich auf die Stärke eines Hofs verlassen, der von vielen ungebundenen Elfen, vom Hof des Lichts und vom Sommerhof gefürchtet wurde. Selbst wenn es Keenan nicht geärgert hätte, wäre das ein attraktives Angebot gewesen.
»Keine Sorge«, beruhigte Seth Ashlyn. »Niall ist mein Freund.«
»Ich biete dir nicht nur die Freundschaft des Königs der Finsternis, sondern des Hofs der Finsternis an, die mit Blut und keiner anderen Münze bezahlt wird«, sagte Niall. In seinen Augen stand die Angst, dass Seth sein Angebot ablehnen könnte.
»Ich nehme an.« Seth hielt sein Handgelenk hoch und wartete, ohne es Niall oder den Hunden direkt anzubieten. Was nun im Detail folgen würde, war ihm absolut unklar. Fast alle Umstehenden konnten auch ohne Messerklingen blutende Wunden schlagen, dennoch trug jeder von ihnen irgendwelche Waffen bei sich. Es war unwahrscheinlich, dass irgendjemand außer Niall ihm diese Wunde zufügen würde, und selbst wenn, vertraute Seth darauf, dass Gabriel und Chela – die beiden ranghöchsten Dunkelelfen nach Niall – auf seine Sicherheit achtgaben.
Nur Keenan will mir schaden.
»Ich vertraue euch«, sagte Seth – zu Niall, zu den Hunden.
»Ich fühle mich geehrt.« Niall beugte sich zu ihm und sagte mit gesenkter Stimme: »Aber Könige der Finsternis können Versuchungen wirklich nicht besonders gut widerstehen.«
Dann drehte er sich mit einem fiesen Grinsen um und rammte Keenan seine Faust so heftig ins Gesicht, dass der Kopf des Sommerkönigs mit einem dumpfen Geräusch gegen die Mauer schlug.
Innerhalb eines Atemzugs wurden alle Elfen unsichtbar.
Ashlyn eilte an Keenans Seite, der sich zusammenkrümmte und zu Boden ging.
Die Hunde strömten nach vorn und bildeten mit Niall eine bedrohliche Mauer.
Die Tänzerinnen des Abgrunds schaukelten durch die Luft.
Und Niall leckte seine Fingerknöchel. »Besiegelt und mit Blut bezahlt. Es steht nirgendwo geschrieben, dass es dein Blut sein muss, Seth.«
Neun
Noch bevor der Gedanke, ihren König beschützen zu müssen, in Ashlyns Kopf Form angenommen hatte, stellte sie sich schon zwischen Keenan und Niall. »Das reicht!«
»Fordere mich jetzt besser nicht heraus.« Niall drehte ihr den Rücken zu und ging.
Sie folgte ihm. In irgendeinem Winkel ihres Verstandes war ihr klar, dass sie sich vor Wut unvorsichtig verhielt, aber es war ihr egal. Ihr König war durch die Hand dieses Elfen verletzt worden. Sie musste gegen jeden zurückschlagen, der ihren Hof attackierte; sie musste jeden vernichten, der sie schwächen wollte.
Aber Niall geht es gar nicht um Hofangelegenheiten. Niall und Keenan hatten ihren Streit noch nicht beigelegt, und Niall glaubte, dass Keenan für Seth eine Bedrohung darstellte. Das ist etwas Persönliches und hat mit dem Hof nichts zu tun. Logik versuchte, ihren Impuls zu unterdrücken. Aber Keenan ist verletzt.
Sie hielt Niall am Arm fest. Sofort stieg der Geruch versengender Haut auf. Ihr Sonnenlicht hatte intensiver gebrannt, als ihr bewusst gewesen war.
Niall verzog keine Miene. Stattdessen zog er seinen Arm – und damit auch sie – dicht an sich heran. Ihre Finger wurden gegen seine Brust gedrückt, wo sie kleine Löcher in sein Hemd brannten. Doch anstatt sie von sich wegzuschieben, hielt er sie so nah bei sich, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen. Als sie es tat, sagte Niall: »Mein Hof sähe es gern, wenn wir häufiger mit eurem aneinandergerieten … und ich« – er lächelte – »ich frage mich, ob meine Elfen nicht Recht haben.«
»Lass los.« Sie zerrte an ihrer Hand und konzentrierte sich, um ihn nicht weiter zu verletzen.
Er hielt ihr Handgelenk fest. »Auch das Blut jedes anderen hätte den Zweck erfüllt, aber ich wollte seins. Und ich verstoße damit nicht mal gegen irgendein Gesetz. Aber weißt du was? Ich dachte, auf diese Weise würde es mir mehr Spaß machen« – er blickte grinsend über sie hinweg in die Richtung, wo Keenan bäuchlings auf dem Boden lag –, »und das hat es auch.«
Damit ließ er sie los.
Sie wich vorsichtig zurück. »Du hast ihn verletzt.«
»Und du mich. Der Unterschied, Ashlyn, ist der, dass ich es jeden Tag tun würde, wenn ich eine Rechtfertigung dafür fände. Und du?« Niall
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