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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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Elfen, den sie getroffen hatte. Es war nur ein kurzer Gedanke, aber Irial wurde misstrauisch, als er ihr Lächeln sah.
    »Was hast du gemacht?«
    »Eigentlich gar nichts. Ihm ging’s gut … Ich meine, ich glaube es zumindest.« Ani leckte sich unbewusst die Lippen und bemerkte erst dann, was sie getan hatte. Sie sah weg.
    »Wer war’s?«
    »Ich weiß es nicht. Aber er war kein schwacher Elf … und er machte den Eindruck, als sei er okay, als er ging.« Ani sah ihren ehemaligen König an. »Er ist weggegangen. Es hat ihn niemand gesehen außer Seth … Er würde mich nicht verraten, glaube ich. Nein, würde er nicht. Okay?«
    »Erzähl’s mir.«
    Also erzählte sie. Sie beschrieb ihm jedes noch so kleine Detail des Elfs, den sie im Crow’s Nest geküsst hatte. Dann fügte sie hinzu: »Danach ist er verschwunden.«
    Irial sagte mehrere Augenblicke nichts. Dann: »Er hat dein Blut mitgenommen.«
    »Ja, ich weiß, aber ich war nicht ganz bei mir. Wenn er ein Problem ist, wenn er mich findet und eine Bedrohung darstellt, könnte ich … du weißt schon … nicht mehr aufhören.« Sie schob die Schuldgefühle beiseite, die sie bei dem Gedanken daran überkamen, diesen Elf willentlich töten zu müssen. Sie war eine Dunkelelfe, und am Hof der Finsternis bedeutete zu überleben manchmal, dass man widerwärtige Dinge tun musste.
    »Wenn es unvermeidlich ist, wirst du genau das tun.« Irials Worte wurden nicht von der Königswürde gestützt, aber sie wussten beide, dass sie ihm gehorchen würde.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Hey, vielleicht kann ich ja die Henkerin des Hofs sein oder ein Trojanisches Pferd, das ihr an den Sommerhof schickt, um den Sommerkönig anzugreifen. ›Zur Strafe müsst ihr Ani küssen, ihr bösen kleinen Elfen.‹ Elfen, Sterbliche, Halblinge … Wenn ich an Nialls Stelle wäre, könnte ich den Hof ernähren. Sie könnten sich richtig vollfressen. Würde Niall mir den Thron überlassen, wenn er Bescheid wüsste? Oder würde er mich umbringen, damit meine Abartigkeit …«
    »Ani … hör auf. Wir kriegen das schon hin. Ich weiß, dass du niemanden auf diese Weise umbringen möchtest .« Irial machte eine Pause, wog seine Worte sorgfältig ab, obwohl ihn Traurigkeit überkam. »Manchen Elfen ist die Vermischung von Zuneigung und Tod zu persönlich . Das ist kein Fehler. Niall ist nicht … Er zieht es vor …« Er setzte neu an, brach dann wieder ab, da ihm die Unfähigkeit zu lügen in die Quere kam. Irial seufzte. »Niall ist mit den Folgen, die es hat, ein Gancanagh zu sein, nicht immer glücklich. Wenn wir Sterbliche berühren, macht sie das süchtig; wenn du sie berührst, saugst du sie aus, bis sie sterben. Der Preis, den sie zahlen, ist letztlich derselbe.«
    »Und du?« Das hatte Ani sich schon häufig gefragt. Wenn Gancanaghs von Sterblichen abließen, verzehrten diese sich nach Liebe – sie wurden verrückt vor lauter Sehnsucht, die nie gestillt wurde. Als König der Finsternis war Irial jahrhundertelang geschützt gewesen. Doch jetzt war Niall auf der sicheren Seite und Irial gehörte wieder zu denen, die Sterbliche süchtig machten. Wie vor seiner Zeit als König . Sie sah Irial in die Augen, als sie fragte: »Hast du … War das okay für dich, wenn du jemanden umgebracht hast?«
    »Manchmal schon.«
    Sie schluckte. »Oh.«
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens den Hof der Albträume regiert, Ani. Ich habe zwei Leute verletzt, die ich liebte.« Er ließ seine Gefühle über ihr zusammenbrechen – Sorge, Wut, aber kein Bedauern. »Ich habe die Macht des Sommerkönigs beschnitten, der der Sohn meines Freundes war. Ich habe mehr Tode befohlen, als ich zählen konnte, und Dinge getan, die zu pervers sind, als dass man sie erzählen könnte.«
    »Und? Bereust du irgendwas davon?«, flüsterte sie.
    »Nein.« Irial horchte auf ein Geräusch. Schwere Schritte hallten durch den Flur, verstummten vor der Tür und entfernten sich wieder. »Ich habe die besten Entscheidungen getroffen, die ich treffen konnte. Ich konnte meinen Hof versorgen. Und ich tue es immer noch. Manchmal gehört dazu, dass ich andere umbringe. Mein Hof – und jetzt mein König  – gehen vor.«
    »Ich täte auch alles, was mein König mir befiehlt«, versicherte sie ihm. »Aber ich würde lieber nicht auf diese Weise töten. Gib mir einen fairen Kampf und …«
    »Ich weiß.« Irial zog sie in seine Arme und hielt sie vorsichtig fest. »Ihm würde es genauso wenig gefallen wie dir,

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