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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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die zum privatesten Trakt des Königshauses führte.
    Irial hinter ihr brach das Schweigen. »Was wolltest du besprechen? Ich habe dich gestern Abend an der Tür gehört.«
    Er klang absolut ruhig. Selbst wenn ihn seine Gefühle noch so irritieren mochten, zeigte er das nicht. Sowohl Niall als auch Irial verbargen ihre Emotionen sehr gründlich.
    Ani empfand eine seltsame Mischung aus Traurigkeit, weil Irial offenbar glaubte, seine Emotionen verstecken zu müssen, und Freude darüber, dass er ihr genug vertraut hatte, um sie ihr in der letzten Nacht zu zeigen. Wenn Niall aufmerksam genug wäre, würde er merken, dass die Tatsache, dass Irial ihm den Hof geschenkt hatte und weiterhin mit Ratschlägen zur Seite stand, ein einziges Liebesbekenntnis war.
    Das Ledersofa quietschte, als Niall sich daraufsetzte. »Manchmal hasse ich dich.«
    Als Ani das Zimmer verließ, hörte sie Irial fragen: »Und den Rest der Zeit?«
    Sie blieb nicht stehen, um auf die Antwort zu warten. Schlaf war wichtiger, als Geheimnisse zu erfahren, die sie nichts angingen. Es war viel zu früh für irgendetwas anderes, als ins Bett zu kriechen.
    Ani war gerade weggedämmert, als sie sich auch schon in einer Höhle wiederfand. »Was gehört hier nicht hin? Die Stalaktiten, die Stalagmiten, die Grashalme, die Felsformationen oder das Mädchen im Ballkleid ? Hmmm.«
    Rae lächelte. »Hallo, Ani.«
    »Ich bin gerade nicht in der Stimmung für so was.« Ani ging aus der Höhle – weg von dem dunkelhaarigen Mädchen, von dem sie schon den größten Teil ihres Lebens träumte. »Von dir zu träumen, dir einen Namen zu geben, einem verdammten Produkt meiner Phantasie … ist ein Zeichen dafür, dass ich den Verstand verliere oder so was.«
    »Du bist ganz sicher ziemlich eigenartig.« Rae war ihr gefolgt. »Aber verrückt bist du nicht. Vielleicht bin ich ja genauso real wie du.«
    Ani sah sie wütend an, erwiderte aber nichts. Es gab Zeiten, in denen sie ganz gern von ihrer erfundenen Freundin träumte, aber dieser Morgen gehörte nicht dazu. Sie war nervös, ein wenig besorgt und hatte einfach keine Lust auf diesen Unsinn, den sie immer dachte, wenn sie einen Rae-Traum hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie irgendwann entschieden, dass ihre Träume von Rae bedeuteten, dass sie sich selbst in Frage stellte oder über manche Dinge anders dachte, als es normalerweise sinnvoll erschien. Den ersten dieser Träume hatte Ani gehabt, als Jillian gestorben war. Seitdem träumte sie fast immer von Rae, wenn sie nicht gut aufgelegt war.
    »Armes Ding«, flüsterte Rae. »Sind die Beschränkungen dir einfach zu viel? Kannst du mit Gabriel re…«
    »Nein. Doch, aber darum geht’s nicht.« Ani verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hab jemanden kennengelernt. Er war … anders.« Da dies ein Traum war, stellte Ani ihn sich vor. Und sofort erschien er vor ihr, ebenso konkret wie ihre erträumte Vertraute – aber ohne die merkwürdige Kleidung, die Rae trug.
    Rae schnappte nach Luft. »Oh.«
    »Ich muss mich von ihm fernhalten.« Ani schaute von dem Bild weg. »Ich möchte ihm nicht wehtun, Rae, und er hat mein Blut. Wenn er mich findet, wird Irial …« Selbst in einem Traum widerstrebte es Ani, die ungewollten Worte auszusprechen.
    Rae nahm Anis Hände und hielt sie ganz fest. »Vertrau auf dich selbst, Ani.«
    Die Welt um sie herum verschwand, und Ani befand sich in einer weißen Leere. Nur Rae stand noch vor ihr.
    »Ruf deine Wölfe, Ani.« Raes Stimme hallte in der Weite wider.
    Einen Moment lang konnte Ani nicht antworten. Meine Wölfe?
    »Such nach ihnen, Ani«, beharrte Rae. »Warum träumst du von Wölfen?«
    Die Wölfe tauchten knurrend auf.
    »Jetzt lass sie ein, Ani. Sie sind ein Teil von dir .«
    »Nein. Ich bin eine Tochter des Hofs der Finsternis und deshalb träume ich von der Meute.« Ani beobachtete, wie die Wölfe um sie herum konkreter Gestalt annahmen. »Das sind nur Träume. Ich träume von der Meute … aber ich gehöre nicht hierher. Ich gehöre nirgends hin.«
    »Doch, das tust du. Dies ist die Neue Meute, Ani.« Rae hielt Abstand zu den Wölfen. »Jetzt, wo du ihn wiedergesehen hast, wird sich alles ändern.«
    Die Wölfe tauchten einer nach dem anderen in Anis Brust ein. Sie verschwanden in ihrem Körper, wie sie es schon so oft zuvor getan hatten. Es war ein seltsames Gefühl, als das Fell und die Muskeln in ihr Traum-Ich eindrangen.
    »Was bist du, Rae?« Ani spürte, dass sie knurrte, merkte, wie die Wölfe in ihrem Inneren

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