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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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knurrten.
    Die Wölfe sind wichtig. Nicht Rae.
    Sie schob ihre Verwirrung beiseite und ließ sich von dem Gefühl überwältigen, die Wölfe in sich zu spüren. Sie wollten sie in ihrem Rudel haben. Sie gehörte zu ihnen.
    Wenn ich sie doch bloß mit in die Wachwelt nehmen könnte!

Elf
    Rae kehrte in die Höhle im Elfenreich zurück, die ihr Zuhause war. Leider war sie nicht allein: Die Eolas, die Hüterinnen des Wissens, warteten dort auf sie. Rae erschauderte. Die Eolas besaßen die Fähigkeit, etwas zu Ende zu bringen oder beginnen zu lassen. Sie konnten Verbindungen knüpfen oder auflösen.
    Die drei Frauen blickten sie finster an. Jede von ihnen durchlief wiederkehrend sowohl Jugend, Erwachsensein und Alter als auch verschiedene Spezies. Links stand eine Frau mit grauer Haut und vor der Brust verschränkten Armen, in der Mitte ein durchsichtiges Mädchen, das seinen Kopf nachdenklich schief legte, und auf der rechten Seite ein belaubtes kleines Wesen ohne erkennbares Mienenspiel.
    »Misch dich nicht noch mal ein …«
    »… wegen dem, was du weißt …«
    »… über das, was sie sind.« Jede von ihnen sprach einen Teil des Satzes.
    Rae straffte die Schultern, um ihr Zittern zu verbergen.
    Sie kamen gemeinsam näher wie Teile eines einzigen Körpers. »Niemand kennt seine eigene Zukunft.«
    »Nicht einmal er.«
    »Vor allem er nicht.«
    Sie machten alle einen Schritt nach hinten. Zwei von ihnen zogen sich noch weiter zurück, so dass die Durchsichtige an der Spitze des von ihnen gebildeten Dreiecks stand. »Wir erlauben dir, es zu wissen. Das war ein überaus fairer Tausch.«
    »Nein, das ist es nicht .« Rae ballte die Fäuste.
    »Dein Wissen hat der Hundselfe das Leben gerettet. Ohne sie kann er nicht werden, wozu er bestimmt ist.« Die Belaubte raschelte bei jedem Wort. »Wenn du aussprichst, was du weißt, stirbst du, und er wird scheitern.«
    Dann waren sie verschwunden.
    Und ich bin nicht tot . Dafür war Rae dankbar.
    Zum ersten Mal waren ihr die Eolas nach einem Tag des Experimentierens begegnet. Sie und Devlin hatten damals noch nicht vollständig erkundet, wo die Grenzen ihrer Inbesitznahme seines Körpers lagen, und den Tag gemeinsam in der Höhle verbracht. Er schlief gerade und Rae, die noch in ihm steckte, hatte die Vision von einem Mädchen, Ani, das zu töten ihm aufgetragen werden würde. Anis und Devlins Leben waren durch beinahe unsichtbare Fäden miteinander verbunden. In einem beunruhigenden Moment hatte Rae, während Devlin träumte und sie wachte, gesehen, wie die Höhlenwand verschwand.
    Drei Kreaturen standen in der Höhle.
    »Er darf solche Dinge nicht wissen.«
    Als eine von ihnen die Hand ausstreckte, vollführten die beiden anderen dieselbe Geste. Von Devlins Körper, dem Körper, den Rae in diesem Moment bewohnte, entspann sich ein Faden. Es tat nicht weh, jedenfalls nicht nennenswert, fühlte sich aber merkwürdig an. Rae spürte ein Ziehen in der Körpermitte, als die Fasern und Fäden der Vision aus Devlins Haut heraus- und in einen offenkundig bodenlosen Korb hineinführten.
    »Stopp!«, rief sie.
    Und es hörte auf. Die Fasern zwischen dem Körper und dem Korb blieben in der Luft hängen.
    »Du bist …«
    »… nicht …«
    »… er.« Jede sagte einen Teil der Worte, doch sie sprachen mit einer Stimme.
    Rae antwortete nicht. Sie griff nach dem Faden, spürte Wahrheit darin und entdeckte die Möglichkeiten, die Devlin nicht kannte.
    »Das ist seine Zukunft«, flüsterte sie. »Die Hundselfe … die er …«, sie blickte die Eolas an, »töten soll. Weiß die Königin des Lichts davon? Wenn sie diesen Tod befiehlt?«
    »Er darf nicht wissen, was du weißt«, sagte eine.
    Die drei wechselten einen Blick. Dann nickten sie in perfekter Gleichzeitigkeit.
    »Du darfst ihm oder ihr …«
    »… nicht erzählen …«
    »… was du gesehen hast.«
    Rae wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Dies waren die ersten Wesen außer Devlin, denen sie im Elfenreich begegnete, und sie waren völlig anders als er.
    »Ohne dich wird er scheitern …«
    »… und wenn du einem von ihnen etwas sagst …«
    »… wirst du sterben.« Die drei Frauen hatten ein trostloses Lächeln auf den Lippen.
    »Schweigen oder Tod?«
    »Sein Erfolg oder sein Untergang?«
    »Kooperierst du, ja oder nein?
    Also hatte Rae sich entschieden. Als Devlin aufwachte, hatte sie geschwiegen. Seine Zukunft zu kennen, war Geschenk und Bürde zugleich.
    Jahre später flehte sie ihn an, Ani zu verschonen. Sie

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