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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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hatten sich geändert.
    Wegen Ashlyn.
    Jetzt, wo er zurück in Huntsdale war, hätte er bei seiner Königin sein sollen, an seinem Hof, aber er war so lange weg gewesen, dass ein paar Tage keine Rolle mehr spielten. Er wollte der König sein, den der Sommerhof verdiente; er wollte seine Königin so lieben, wie sie es verdiente; aber kaum in Huntsdale angekommen, ging er zur Winterkönigin. Donia war jahrzehntelang seine Zuflucht gewesen. Sie sah ihn als den, der er war, nicht als das, was er darstellte. Selbst als sie während seiner Versuche, sterbliche Mädchen zur Teilnahme an dem Test zu bewegen, hin und wieder auf unterschiedlichen Seiten gestanden hatten, hatte er bei ihr immer Trost gefunden.
    Warum hatte es nicht sie sein können?
    Er hatte in den zurückliegenden Monaten gründlich nachgedacht, aber viele Antworten hatte er nicht gefunden. Gleichwohl hatte er sich der unangenehmen Wahrheit stellen müssen, dass er denen, die in sein Leben getreten waren, bislang nur Schmerz zugefügt hatte. Sein unerschütterlicher Wille, den Sommerhof zu stärken, war zwar notwendig gewesen, hatte aber auch dazu geführt, dass er alle verletzte, denen er nahestand: Die Elfen, denen er am meisten zu verdanken hatte, waren die, die er am stärksten enttäuscht hatte.
    Und ich weiß nicht, wie ich das ändern soll.
    »Klopfst du an oder willst du da einfach nur stehen bleiben?« Donias Ton war so kühl wie immer, doch die Winterkönigin war ja ohnehin nicht gerade für Wärme bekannt.
    Er drehte sich um. Sie stand in dem schneebedeckten Garten hinter ihm. Ihr Anblick verschlug ihm den Atem. Ihre Haut war eisige Perfektion und ihre Augen hatten einen kristallinen Glanz. Sie trug die langen blassblonden Haare offen, ihre Füße auf dem Schnee waren nackt. Diese gefrorene Fläche zu berühren, wäre für ihn sehr schmerzhaft gewesen. Schon das bloße Hiersein verursachte ihm körperliche Pein. Zu dieser Zeit des Jahres sollte er sich eigentlich überhaupt nicht draußen aufhalten – und schon gar nicht in ihrer Domäne. Sie öffnete ihre weißdornbeerenroten Lippen, sagte aber nichts. Einen Moment lang konnte auch er nicht sprechen: Seine Erinnerung wurde ihr niemals gerecht.
    Ebenso wenig wie ich selbst.
    »Würde die Tür sich denn öffnen, wenn ich anklopfe?«
    »Schwer zu sagen.« Donia drehte gedankenverloren ihr Handgelenk und der Schnee wirbelte hoch, um ein Sofa zu formen. Ohne hinzusehen, setzte sie sich darauf und zog die Beine an. Sie lud ihn nicht ein, sich zu ihr zu gesellen – was klug war. Auch mit der größten Selbstbeherrschung wäre das Sofa unter seiner Berührung sofort geschmolzen.
    Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Ich habe dich vermisst.«
    Sie lachte und ihren Lippen entschlüpften dünne Fäden frostiger Luft. »Es gab Tage, an denen ich alles getan hätte, um diese Worte zu hören … aber das weißt du ja. Du hast es immer gewusst.«
    Er stand eine Armeslänge von ihr entfernt und wünschte sich, ihr ganz nah sein zu können, doch schon diese kurze Distanz auszuhalten, kostete ihn seine ganze Kraft. Er brauchte jeden einzelnen Tropfen seines Sonnenlichts, um ihr gegenübertreten zu können – doch er hätte es gerne am Rand ihres Herrschaftsbereichs zurückgelassen, wenn das möglich wäre, um sie an sich ziehen zu können. »Es tut mir leid, Don.«
    Sie bedeutete ihm fortzufahren. »Red weiter, Keenan. Sag die nächste Textzeile. Du hast damit angefangen. Dann können wir auch das gesamte Drama hinter uns bringen.«
    »Ich weiß, dass ich dich nicht verdie…«
    »Oh, du verdienst eine ganze Menge Dinge.« Ihr Ton war ebenso schmerzhaft wie die Folterungen der letzten Winterkönigin, von denen er in seinen Träumen noch immer heimgesucht wurde. »Du verdienst Dinge, für deren Verabreichung ich – selbst jetzt noch – viel zu nett bin.«
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Auf seiner Haut bildeten sich Eiszapfen, während sie ihn einige Sekunden anstarrte. »Glaubst du, das ändert irgendetwas?«
    »Ja. Das wünsche ich mir zumindest.« Er kniete sich vor sie hin, wagte jedoch nicht einmal, ihre Hand zu berühren. »Ich möchte, dass es alles bedeutet, Don. Das sollte es.«
    »Das habe ich mir auch jahrzehntelang gewünscht«, gab sie zu. »Ich wollte glauben, dass die Liebe stärker ist als alles andere, und habe mir gewünscht, dass ich während dieser lächerlichen Suche nach deiner fehlenden Königin von dir nur einmal so geliebt würde, wie ich dich immer geliebt

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