Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
sein?«
Er zögerte, schob sie aber nicht weg.
»Küss mich einfach, Seth. Bitte«, drängte sie. »Später. Morgen können wir uns all die Dinge erzählen, die Ärger bedeuten. Können wir das alles nicht einfach mal beiseiteschieben und … nur wir selbst sein? Ich brauche dich.«
Er hob sie hoch und sie legte ihm die Arme um den Hals. Dann ging er wortlos zu dem Sofa hinter ihr und setzte sich. Nun saß sie seitlich auf seinem Schoß, die Arme weiter um seinen Hals gelegt.
»Du könntest hier in meinen Armen bleiben«, schlug sie vor.
Seth küsste sie sanft und wich dann zurück. »Nein, das kann ich nicht.«
»Habe ich erwähnt«, sie ließ ihr Sonnenlicht um sie herabfallen, »dass ich mit dir zusammen sein will?«
Wie sie erwartet hatte, weiteten sich seine Augen, als das Sonnenlicht seine Haut berührte; sein gesamter Körper spannte sich unter ihrer angenehmen Wärme an. Trotzdem zwang er sich zu sagen: »Das ist nicht fair.«
»Vielleicht möchte ich auch gar nicht fair sein, Seth«, hauchte sie und wurde damit belohnt, dass sich seine Arme enger um sie schlossen. »Elfen haben schon immer Sterbliche …«
»Ich bin aber gerade gar nicht sterblich, Ash.«
»… Sterbliche und andere Elfen verführt«, fuhr sie fort. »Das machen sie schon seit Ewigkeiten. Verlangst du von mir, dass ich so tue, als wäre ich mit ein paar Küssen zufrieden?« Ashlyn errötete nicht, als sie dies sagte; es gab keinen Grund zu verbergen, was sie wollte. »Ich liebe dich, und ich will dich.«
Er stöhnte. »Ash …«
Sie fuhr provozierend mit ihren Lippen über seine. Da er sich glücklicherweise nicht wehrte, küsste sie ihn richtig.
Doch schon wenige Sekunden später löste er sich wieder von ihr. »Du bringst mich noch um, Ash.«
»Gut«, sagte sie. Sie umging zwar ein paar Vorschriften, aber sie wussten beide, dass sie ihn nicht dazu drängen würde, weiter zu gehen, als er wollte. Liebe und Trickserei vertrugen sich nicht.
Aber ihn daran zu erinnern, was ihm entgeht, ist keine Trickserei.
Während das Sonnenlicht in ihrer Haut pulsierte, strich sie mit den Fingerspitzen über seine Brust und seinen Bauch und schaute ihm dabei in die Augen.
Er fuhr mit den Fingern durch ihre Haare und griff hinein. »So gern ich auch bleiben würde … ich muss gehen.«
Sie runzelte die Stirn und setzte sich neben ihn. »Warum?«
»Das erzähle ich dir danach. Versprochen.« Seth spielte mit einer Haarsträhne von ihr. »Vertraust du mir?«
»Ja, aber …«
»Bitte«, unterbrach Seth sie. »Ich werde es dir erklären, aber ich muss jetzt gehen.«
»In Ordnung.« Ashlyn küsste seine Handfläche. »Vielleicht kann ich dich ja danach überzeugen, dich von mir für ein paar Tage einsperren zu lassen. Ich möchte …«
»Du bist die Sommerkönigin«, sagte er, als wäre damit alles gesagt.
»Sommer hin oder her, es gibt keinen anderen in meinem Bett. Und gab es auch noch nie«, erinnerte sie ihn.
Über sein Gesicht huschte ein trauriger Blick, doch er unterließ es, darauf hinzuweisen, dass diese Bemerkung nur deswegen zutraf, weil Keenan ihre Einladung abgelehnt hatte. Stattdessen sagte Seth nur: »Und ich hoffe, dass das auch immer so bleiben wird.«
Ich auch.
Zwölf
Die Winterkönigin hatte sich in eine Schneewehe in ihrem Garten gelegt, um einen Moment auszuruhen, und fand sich in einem jener Träume wieder, die unweigerlich bedeuteten, dass sie mit tränennassem Gesicht erwachen würde. Doch irgendjemand wiederholte mehrmals einen Satz, der nicht in den Zusammenhang passte: »Tut mir leid, dass ich dich wecken muss, meine Königin, aber deine Gäste sind da.«
In ihrem Traum war Donia gerade unterwegs zu dem Uferweg, an dem sie Keenan treffen wollte. An ihren Füßen klebte Sand. Hinter ihr schrie eine Möwe. Donia erwachte und schaute in das Gesicht von Evan, der mit ihr sprach. Seine blätterartigen Haare waren an den Spitzen brüchig und voller Schnee, der während ihres Schlafs gefallen war. Er war nicht der aus ihren Träumen.
»Gabriel und ein paar von seinen Leuten sind gekommen. Nicht nur ein Hund, sondern gleich mehrere.« Aus Evans Ton wie aus seiner Miene sprach Verachtung für die Hundselfen. »Ihre Anwesenheit gefällt mir nicht.«
Donia lächelte über seine beschützende Ader. Sie wusste genauso gut wie er, wie wichtig es war, Verbündete zu finden, doch er hegte einen alten Groll gegen die Hunde. Sie rieb sich mit den Händen durchs Gesicht und ließ die Kälte aus ihren Handflächen
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