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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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sickern, um ihre Haut zu beruhigen. Als sie ganz wach war, schaute sie zu ihm hoch. »Aber du hast noch keinerlei Informationen.«
    Auf seiner Haut lag glitzernder Frost wie auf den echten Bäumen. Er wandte den Blick ab, als lautes Knurren von der Pforte zu ihnen drang, und sagte dann nur: »Ich möchte deine Gäste nicht hereinbitten.«
    »Sie werden mir nichts tun«, erwiderte sie ruhig und brachte den Schnee um sich herum durch schiere Willenskraft dazu, einen Thron zu formen.
    »Bei allem Respekt, meine Königin, das ist die Wilde Meute.« Evans Blick wanderte erneut zum Tor und er verzog missmutig das Gesicht, als das Knurren immer lauter wurde. »Das ist nicht die Sorte Elfen, die wir …«
    »Ich bin die Winterkönigin.«
    »Wie du willst.« Er gab einem der Weißdornmädchen am Gartentor ein Zeichen.
    Im Bruchteil einer Sekunde stand Gabriel vor ihr.
    Ihn ohne Aggression zu begrüßen, wäre ein Affront gewesen, also bedachte sie den Anführer der Hundselfen mit einem Blick, der die meisten Elfen hätte erzittern lassen. »Ich würde den Gabriel nicht persönlich hierherbitten, um ihn das zu fragen, was ich wissen möchte. Ich habe lediglich um einen Hund gebeten.«
    »Die Mädchen haben gesagt, du wolltest einen Hund. Ich bin der Gabriel.« Gabriel verneigte sich.
    Die anderen Hundselfen verneigten sich ebenfalls. Sie trugen alle unterschiedliche Kleidung – das stilistische Spektrum reichte vom Rocker bis zum Geschäftsmann –, doch allen gemeinsam war der raubtierhafte Ausdruck. Manchmal äußerte er sich in der Haltung, einer Neigung des Kopfes, einem breitbeinigen Stand. Manchmal in der Miene, einem unergründlichen Blick oder gebleckten Zähnen. Doch ganz unabhängig von Kleidung oder Gesicht weckten die Hunde bei jedem, der sie sah, eine panische Angst, die sich allen Kategorisierungen widersetzte.
    Donia wusste instinktiv, dass es die richtige Strategie war, ihnen so direkt wie möglich zu begegnen. »Mir wurde zugetragen, dass Bananach eine der Euren getötet hat«, begann sie. »Dass es einen Kampf mit ihr gab …«
    »Mein eigen Fleisch und Blut«, antwortete Gabriel knurrend. »Meine Tochter.«
    Donia erstarrte. »Deine Tochter?«
    Die Hunde stießen alle zugleich ein lautes Geheul aus, bei dem selbst sie vor Schreck am liebsten weggerannt wäre.
    »Der Winterhof … ich spreche dir mein Beileid aus.« Sie blickte ihm in die Augen. »Wie geht es dem König …?«
    »Ich darf über den … Zustand des Königs nichts sagen«, unterbrach Gabriel sie.
    Sie ließ den Blick auf ihm ruhen und ignorierte, dass ihre Elfen aus dem Haus geschlichen kamen. Sie waren nie laut, aber nun tuschelten sie. Ihre leisen Stimmen und knirschenden Schritte störten die Stille des Gartens.
    Sie ließ dichten Schnee vom Himmel fallen, um ihre Elfen zu beruhigen. Mehrere rebellische Wolfselfen schnappten hörbar mit den Zähnen. Sie wussten nicht, dass die Meute auf Einladung gekommen war, und auch dann hätten sie wenig dafür übriggehabt, die Hundselfen in ihrem Territorium zu sehen.
    Donia schaute sich um und prüfte, wo sich ihre Weißdornmädchen aufhielten. Dabei fiel ihr Blick auf die Wolfselfen und eine Glaistig mit langen blonden Haaren, die ihre ziegenähnliche untere Körperhälfte unter einem langen grünen Mantel verbarg. Jede einzelne ihrer Elfen hatte sich genau vor eine der massigen Hundselfen gestellt. Die Glaistig hatte sich vor Gabriel aufgebaut, mit einem Blick, der allen und jedem klarmachte, dass sie Anspruch auf ihn erhob, sollte Gewalt erlaubt sein.
    Angesichts des lauten Geheuls der Meute musste Donia damit rechnen, dass ihre Worte nicht verstanden werden würden. Dennoch senkte sie die Stimme, als sie fragte: »Hat Bananach den König verwundet?«
    »Das darf ich nicht beantworten.« Einen Moment lang starrte Gabriel Donia an, als wollte er ihr mit Blicken die Dinge zu verstehen geben, die er nicht aussprechen durfte. Schließlich sagte er: »Der Hof der Finsternis hat sie verbannt.«
    »Verbannt? Den Krieg? Wegen der Sache mit deiner Tochter?« Donias Ungläubigkeit war so groß, dass sie nicht genau wusste, wie sie dieses Detail einordnen sollte. Bananach hatte fast von Urbeginn an zum Hof der Finsternis gehört. Sicher, sie hatte ihre eigenen Ziele verfolgt, aber für fast die ganze Ewigkeit war die Rabenelfe an den Hof der Finsternis gebunden gewesen, ebenso wie ihre Zwillingsschwester Sorcha dem Hof des Lichts angehörte. Sie bildeten ein Gegensatzpaar und hielten ihr Bedürfnis

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