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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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würde dich gern in den Arm nehmen, nicht nur weil es dir schlecht geht, sondern weil ich es jetzt kann«, gestand er. »Darf ich?«
    Er breitete seine Arme aus, und sie rutschte näher. Vorsichtig legte sie den Kopf auf seine Schulter. Es fühlte sich so richtig an, ihr Körper an seinem; sie fühlte sich so komplett wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Nach einiger Zeit des Schweigens sagte er: »Ich bedauere deinen Verlust.«
    »Und deinen.« Donia hob den Kopf und schaute ihn an. »Er war zuerst an deinem Hof.«
    »Ich war erleichtert, dass er zu dir gegangen ist, als du Königin wurdest.« Keenan hielt sie weiter im Arm. Seine Finger lagen noch immer um ihre Schulter, drückten sie an ihn, als fürchtete er, sie könne fliehen. »Ich wusste, dass er für deine Sicherheit sorgen würde, als es mir nicht mehr möglich war.«
    Sie konnte nicht anders: Sie fuhr mit den Fingern durch Keenans Haare. Anders fühlten sie sich an, nicht so scharf, dass sie sich daran hätte schneiden können, sondern weich. Da war kein Schmerz, kein Dampf, kein Aufeinanderprallen von Gegensätzen – also fuhr Donia weiter mit den Fingern über seinen veränderten Körper.
    Er schloss die Augen und blieb ganz still sitzen, während sie seine Wange streichelte und die Konturen seiner Wangenknochen abfuhr. In mehreren Jahrzehnten war ihr lediglich eine Sonnenwende vergönnt gewesen, vor mehr als einem Jahr, während derer sie ihn berühren konnte, ohne dass es einem von ihnen Schmerzen bereitete.
    »Du bist kein König mehr. Was bist du dann?«
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln; er öffnete die Augen und sah sie direkt an. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich habe noch niemandem meine Treue angeboten. Aber ich würde es tun. Der richtigen Königin würde ich alles geben.«
    »Oh«, hauchte sie.
    »Dem Sommerhof gehöre ich jedenfalls nicht mehr an, jetzt nicht mehr und niemals wieder.« Er ließ seine Finger durch den Schnee gleiten, der sich neben ihm auf der Bank angesammelt hatte. »Als ich ein Kind war, konnte ich Frost in die Luft atmen und ihn dann mit dem nächsten Atemzug schmelzen.«
    Er hatte es immer gewusst. Es war ihm bewusst gewesen, er verleugnete es nicht mehr. Zumindest nicht mir gegenüber. Keenan trug das Erbe seines anderen Elternteils in sich, hatte es aber jahrhundertelang unter Sonnenlicht begraben. »Ich habe es nie jemandem erzählt. Meine Mutter wusste es, aber sie hat es auch niemandem gesagt.«
    »Du gehörst zu meinem Hof«, sagte Donia, und ihre Worte waren ebenso sehr Frage wie Feststellung. »Du bist der Erbe des Throns, den ich innehabe.«
    »Nein. Ich will deinen Thron nicht, Don; ich will nur dich .« Keenan betrachtete den schneebedeckten Garten. »Meine Mutter erzählte mir, dass sie nur einmal geliebt hat. Sie hätte alles für ihn getan, aber er hat sie betrogen. Darüber ist sie nie hinweggekommen.«
    Donia rückte von ihm ab. Bei all dem, was gerade geschah, jetzt, wo sie am Rand eines Krieges standen, Elfen starben und die Fronten wechselten, saß Keenan in ihrem Garten und erzählte ihr von seiner Kindheit.
    »Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht«, sagte sie zu ihm.
    Er schwieg einen Moment und erwiderte dann: »Ich werde zu Niall gehen. Ich muss ihm helfen, wenn ich kann. Und danach …«, er stand auf und wandte sich Donia zu, »… komme ich zurück. Ich bin jetzt ein ungebundener Elf, stark genug, um zu sein … was immer du mich sein lässt. Du siehst, was ich bin. In meiner Kindheit hatte ich sowohl den Sommer als auch den Winter in mir. Ich habe mich für einen von beiden entschieden, weil mein Vater ermordet worden war und sein Hof mich brauchte, aber nun habe ich den Sommerhof verlassen. Sobald es Niall wieder gut geht, werde ich dir die Treue schwören oder aber ungebunden bleiben. Ich werde dein Untertan sein, dein Diener, aber als ungebundener Elf. Was immer ich tun muss, um dir zu gehören, wahrhaft und immer nur dir – das ist es, was ich will.«
    Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf ihre. Dann sagte er: »In mancher Hinsicht bin ich der Sohn meiner Mutter, Donia. Wenn es keinen anderen Weg gegeben hätte, hätte ich versucht, meiner Königin gegenüber loyal zu sein. Aber sie wusste – und du weißt –, dass sie für mich nie die erste Wahl war. Ich weiß, dass ich dich nicht verdiene. Das habe ich noch nie, aber ich möchte einen Weg finden, deiner würdig zu sein.«
    »Keenan, ich …«
    »Lass mich ausreden.« Er kniete sich in den

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